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Gesammelte Werke

Gesammelte Werke

Titel: Gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Allan Poe
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immer vorweisen zu können – als einen ebenso wichtigen Punkt erscheinen, wie der Besitz desselben es ist.«
    »Die Möglichkeit, es vorzuweisen?«, fragte ich.
    »Nämlich, um es gleich
vernichten
zu können«, sagte Dupin.
    »Ja, das ist richtig«, bemerkte ich. »Das Papier ist also bestimmt im Haus. Dass der Minister dasselbe etwa beständig bei sich trage, kommt wohl gar nicht in Frage.«
    »Nein«, sagte der Präfekt. »Er ist zwei Mal von meinen Leuten in der Maske von Straßenräubern angefallen und unter meinen eigenen Augen gründlich durchsucht worden.«
    »Diese Mühe hätten Sie sich sparen können«, sagte Dupin. »D. ist, denke ich, kein ganzer Narr und muss daher solche Überfälle vorausgesehen haben.«
    »Wohl nicht ein
ganzer
Narr«, sagte G., »aber er ist ein Dichter, und solche Leute stehen den Narren nicht allzu fern.«
    »Gewiss«, sagte Dupin nach einem nachdenklichen, langen Zug aus seiner Meerschaumpfeife, »obschon auch ich hie und da Knüttelverse verbrochen habe.«
    »Wie wäre es«, fragte ich, »wenn Sie uns die Einzelheiten Ihrer Suche darlegen würden?«
    »Schön. Die Sache ist die, dass wir uns Zeit ließen und
überall
suchten. In solchen Dingen habe ich große Erfahrung. Ich nahm das ganze Haus vor, Zimmer nach Zimmer; und jedem einzelnen widmete ich die Nächte einer ganzen Woche. Zunächst untersuchten wir in jedem Raum die Möbel. Wir öffneten alle möglichen Schubfächer; ich nehme an, Sie wissen, dass es für einen gut geschulten Polizeiagenten so etwas wie ein
Geheimfach
nicht gibt. Der Mann, dem bei einer solchen Suche ein »Geheim«fach entgeht, ist ein Tölpel. Die Sache ist ja so einfach! Da ist doch der Raum, der Umfang, den man bei jedem Schreibtisch im Auge haben muss. Es ist doch nicht schwer, zu berechnen, ob der von außen sichtbare Raum eines Möbels von den Fächern wirklich ausgefüllt wird. Und dann haben wir unsere ganz bestimmten Regeln. Nicht der fünfzigste Teil einer Linie könnte uns entgehen! Nach den Schreibtischen und Kommoden nahmen wir die Stühle vor. Die Sitze untersuchten wir mit den dünnen langen Nadeln, die Sie mich gelegentlich schon anwenden sahen. Von den Tischen entfernten wir die Platten.«
    »Warum das?«
    »Die Person, die einen Gegenstand zu verbergen wünscht, tut das manchmal in der Weise, dass sie die Platte eines Tisches oder ähnlichen Möbelstücks entfernt, ein Bein desselben aushöhlt, den Gegenstand in die Höhlung legt und die Platte wieder aufsetzt. In derselben Weise benutzt man die Füße und Knäufe der Bettpfosten.«
    »Konnte man so eine Höhlung nicht durch Klanguntersuchung entdecken?«, fragte ich.
    »Unmöglich, falls der Gegenstand beim Hineinlegen genügend in Watte gebettet wurde. Übrigens waren wir in diesem Fall genötigt, geräuschlos vorzugehen.«
    »Aber Sie konnten doch unmöglich
alle
Möbelstücke auseinandernehmen, in denen ein Versteck, wie Sie es soeben beschrieben haben, hätte angelegt sein können! Ein Brief kann spiralförmig so dünn zusammengerollt werden, dass er in Form und Umfang nicht anders ist als eine große Stricknadel, und in solcher Form könnte er z. B. bequem in einer ganz dünnen Stuhlleiste untergebracht werden. Sie nahmen doch wohl nicht alle Stühle auseinander?«
    »Gewiss nicht; aber wir taten etwas Besseres – wir prüften sämtliche Stuhlleisten und überhaupt die Verbindungsstellen sämtlicher Möbel im Haus mit Hilfe eines sehr starken Vergrößerungsglases. Wäre irgendwo die geringste Spur einer jüngst vorgenommenen Veränderung gewesen, so hätten wir sie unfehlbar entdecken müssen. Ein einziges Körnchen Holzmehl z. B. wäre unserem bewaffneten Auge in der Größe eines Apfels erschienen. Jede Verschiebung an den zusammengeleimten Stellen – ein ungewöhnliches Klaffen der Fugen – hätte genügt, eine Entdeckung herbeizuführen.«
    »Ich nehme an, dass Sie auch die Spiegel zwischen Rückwand und Glasplatte untersuchten sowie die Betten und Leintücher, Vorhänge und Teppiche.«
    »Natürlich; und nachdem wir auf diese Weise jeden Einrichtungsgegenstand untersucht hatten, nahmen wir das Haus selbst in Angriff. Wir teilten sämtliche Wand- und Bodenflächen in Felder ein, die wir nummerierten, so dass keines übersehen werden konnte. Dann durchforschten wir jeden Quadratzoll des Hauses und der beiden Nachbarhäuser mit dem Mikroskop.«
    »Der beiden Nachbarhäuser?«, rief ich aus; »da hatten Sie aber eine ungeheure Arbeit!«
    »Das hatten wir auch; aber die

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