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Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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Brief und das Buch, das daneben lag.
    Wenn die Geister der Engel irdischen Frauen beilagen und Dämonen mit ihnen zeugten, was war dann Jesus Christus, der aus einer ähnlichen Verbindung Gottes mit der heiligen Jungfrau hervorgegangen war?
    »Ja«, sagte eine leise Stimme hinter ihm, und Neville wirbelte herum.
    Bolingbroke.
    »Der Heiland ist unser Bruder und unser Gebieter«, sagte er, »der im Himmel gefangen ist.«
    Neville hielt sich die Ohren zu, wandte sich ab und begann zu schreien.

KAPITEL 4
    Horn Monday Im zweiten Jahr der Regentschaft Richard II. (10.
    September 1380)
    »Unsere Väter nennen uns Dämonen«, sagte Bolingbroke und betrat den Raum, wobei er Neville sorgfältig im Blick behielt. »Ein abscheuliches Wort. Wer sind sie, dass sie darüber richten, was gut und was böse ist?
    Unsere einzige Sünde besteht darin, dass unsere Väter uns verabscheuen.
    Aber macht uns das wirklich >böse
    »Sind alle ungewollten Kinder Dämonen, Tom?«, sagte Margaret, die in der Tür stand. Sie sah zu Bolingbroke hinüber, ging dann durch den Raum und setzte sich, während Bolingbroke sie dabei stützte.
    Er schenkte ihr ein kleines Lächeln und drückte ihr beruhigend die Hand.
    Neville sank in einen Stuhl Margaret und Bolingbroke gegenüber. Er konnte sie nicht ansehen und auch nicht das Buch und den Brief, die auf dem Tisch vor ihm lagen. Stattdessen hatte er den Blick auf den kalten, unbeheizten Kamin gerichtet, als könnte er dort eine Antwort finden, die ihn aus diesem grauenhaften Albtraum erwachen lassen würde.
    »Dürfen wir weitersprechen, Tom?«, fragte Margaret leise.
    Er machte eine kleine Handbewegung, die alles Mögliche bedeuten konnte.
    »Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll«, sagte Bolingbroke und setzte sich ebenfalls, wobei er darauf achtete, nicht mit den Stuhlbeinen über den Boden zu scharren.
    Wieder machte Neville eine unbestimmte Geste.
    Bolingbroke und Margaret wechselten einen Blick. Wo anfangen?
    »Wie lange ...?«, fragte Neville, und seine Stimme klang wie die eines Sterbenden. Er hatte begonnen, langsam mit dem Oberkörper vor und zurück zu schaukeln, als sei er selbst ein verlorenes und ungeliebtes Kind.
    »Wie lange die Engel schon mit irdischen Frauen Unzucht treiben?«, fragte Bolingbroke.
    Neville nickte heftig.
    »Solange es Frauen gegeben hat, die ihre Wollust erregt haben«, sagte Margaret. »Keiner von uns weiß, wie lange das schon so geht.«
    »Soweit wir wissen«, sagte Bolingbroke, »durften die Kinder aus diesen Verbindungen lange Zeit frei unter den Menschen leben. Sie waren Männer und Frauen wie wir, die innerhalb ihrer Völker wichtige Funktionen innehatten und sie in Richtungen lenkten, die sie sonst vielleicht niemals eingeschlagen hätten.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Neville leise. Er hielt immer noch den Blick abgewandt.
    Bolingbroke zuckte mit den Achseln. »Du kennst doch sicher die gewaltigen Steinkreise überall in England, oder? Sie wurden unter der Anleitung der Engelskinder errichtet. Gewiss hast du auch schon von den großen Steintempeln in Ägypten gehört. Bei ihnen verhielt es sich genauso.«
    »Das sind heidnische Werke«, sagte Neville. »Sie sind verderbt.«
    »Deine Kirche hat dich gelehrt, das zu glauben«, sagte Margaret. Wieder wechselte sie einen Blick mit ihrem Bruder und fuhr dann fort: »Aber vor etwa eintausendvierhundert Jahren hat es einen großen Wandel gegeben, Tom. Jahrtausendelang hatte Gott mit angesehen, wie sich seine Engel mit den irdischen Frauen vergnügt hatten, also dachte er ...«
    »Nein ... o nein ...«
    »Doch, Tom«, sagte Bolingbroke. »Jesus war ein Kind Gottes, und er war weitaus mächtiger als alle Kinder der Engel, die bis dahin geboren worden waren.« Er hielt inne. »Und wesentlich gefährlicher.«
    Schließlich hob Neville den Kopf und sah Bolingbroke und Margaret an.
    Sein Gesicht war aschfahl, und er hatte dunkle Ringe unter den Augen.
    »Warum?«
    »Weil er das Gleichgewicht des Himmels ins Wanken bringen konnte«, sagte Margaret. »Weil er die Menschheit aus der Gewalt des Himmels befreien wollte.«
    »Der Heiland hat Liebe und Freiheit gepredigt«, sagte Bolingbroke,
    »nicht Hass und Sklaverei. Und das ist es auch, wonach die Kinder der Engel streben. Da wir in unserer Kindheit im Stich gelassen wurden, sehnen wir uns nach Liebe und geben sie großzügig jedem, der sie braucht.«
    Plötzlich lächelte er böse. »Und dafür nennt man uns >Dämonen<, und die Menschen glauben, wir seien

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