Gesandter des Teufels
gewusst, dass die Schlacht zwischen
»Gut« und »Böse« in seiner Seele ausgetragen werden würde, und er hatte geglaubt, dass ihm die Entscheidung nicht schwerfallen würde.
Wie hätte er wissen sollen, dass seine Vorstellungen von Gut und Böse einmal so widersprüchlich sein würden?
Das Schicksal der ganzen Christenheit hing davon ab, ob er einer Frau seine Seele schenkte.
Irgendwie war es Thomas in den letzten Monaten gelungen, den Gedanken daran zu verdrängen.
Er hatte Margaret geliebt und sich eingeredet, dass Gott nicht von ihm verlangen würde, die Frau zu opfern, die er liebte.
Doch jetzt wusste er, dass Gott genau das von ihm fordern würde, und Neville war sich nicht sicher, wie er sich entscheiden würde. Schließlich ging es nicht nur darum, ob er Margaret seine Seele schenkte ... er hielt das Schicksal der ganzen Menschheit in Händen.
Sollte er sich für die Worte des Heilands entscheiden oder für die Gottes?
Für Freiheit und Liebe oder für Hass und ewige Gefangenschaft?
Rosalind tapste durch den Garten, lachte und klatschte fröhlich in die kleinen Hände, während ihre Mutter mit ihr lachte. Neville sah, wie das Kind zu seiner Mutter ging und von ihr in die Arme genommen, geküsst und geherzt wurde.
Rosalind jauchzte vor Freude, und ihre Freudenschreie mischten sich mit Margarets kehligem Gelächter und dem schweren, süßen Duft des Kräutergartens.
Neville erinnerte sich daran, wie sehr Bolingbroke Kinder liebte, und glaubte plötzlich den Grund dafür zu verstehen.
Da sie selbst in ihrer Kindheit im Stich gelassen worden waren, schenkten die Dämonen ... die Engelskinder jedem Kind, dem sie begegneten, ihre Liebe. Was war daran »böse« ?
Rosalind hatte sich aus Margarets Armen befreit und kam nun auf wackligen Beinchen auf die Hecke zu, hinter der Neville stand.
Plötzlich entdeckte sie ihn und quietschte freudig auf. Sie lief auf ihn zu, schlang ihre Arme um seine Knie und bat darum, hochgehoben zu werden.
Neville zögerte nur einen Moment lang, bevor er sich vorbeugte, sie in die Arme nahm und langsam in das Sonnenlicht des Kräutergartens trat.
Margaret blickte auf und ihr Lächeln schwand ein wenig, als sie ihren Gemahl mit ihrer Tochter sah. Das überraschte Neville nicht weiter.
Zweifellos war es eine schwierige Zeit für sie und ihre Brüder und Schwestern ... darauf warten zu müssen, was er sagen oder tun würde.
Er ließ sich im Schneidersitz auf dem Rasen nieder, und Rosalind befreite sich aus seinen Armen, setzte sich zwischen ihre Eltern und rupfte kleine Blumen aus dem Rasen. Kurz darauf hatte sie ihre Umgebung völlig vergessen, so sehr war sie in ihr Spiel mit den Blumen versunken.
»Erzähl mir von Wynkyn de Wörde und seinen Vorgängern«, sagte Neville leise.
Margaret holte tief Luft. »Nachdem der Heiland gestorben war, beschlossen die himmlischen Heerscharen, dass sie größere Vorsicht walten lassen mussten. Sie schufen die Hölle als Gegenstück zum Himmel und Gefängnis für all jene, die eine Bedrohung für sie darstellten.«
»Und die Geistlichen ...«
»Wir nannten sie Hüter.«
»Die Hüter waren diejenigen, die die ... Engelskinder in die Hölle verbannten?« »Ja.«
»Warum taten es die Engel nicht selbst?«
»Die Engel gehören dem Himmel an und sind daher ätherische Wesen.
In der irdischen Welt können sie nichts ausrichten. Außerdem fürchten sie sich vor dem Schlund.«
Neville nickte, sagte jedoch nichts. Eine Weile lang spielte er mit Rosalind und fuhr mit den Fingern durch ihre schwarzen Locken, während sie freudig lachte.
»Was hast du mit dem Buch und dem Brief getan?«, fragte Margaret schließlich.
Neville zuckte mit den Achseln, als ginge ihn das Ganze nichts mehr an.
»Ich habe das Buch und de Wördes Brief wieder in die Schatulle zurückgelegt und sie verschlossen. Die Schatulle habe ich in der Kammer gelassen. Ich glaube nicht, dass irgendjemand sie anrühren wird.
Margaret...«
»Ja?«
Er sah auf. »Wenn ich Wynkyn de Wördes Nachfolger bin, warum kann ich dann nicht einfach dort weitermachen, wo er aufgehört hat? An der Sommersonnenwende zu diesem Höllenschlund reisen, die Beschwörungsformel der Anrufung sprechen und dann am Namenlosen Tag zurückkehren und ... und dich und die Deinen in die Hölle verbannen?«
»Weil inzwischen zu viel Zeit vergangen ist«, sagte Margaret. »Wir sind zu stark geworden und haben die Menschheit bereits mit unseren Zielen
>angesteckt< - mit der Aussicht auf Freiheit. Die
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