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Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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auf den Stuhl zurück.
    Er wusste, dass der Inhalt dieser Schatulle sein ganzes Leben zerstören konnte.

KAPITEL 3
    Horn Monday Im zweiten Jahr der Regentschaft Richard II. (10.
    September 1380)

    lm Inneren der Schatulle befand sich ein großes, schweres Buch, dessen Seiten mit breiten, bedrohlich wirkenden Schriftzügen gefüllt waren.
    Zaubersprüche . . . Beschwörungsformeln.
    Neville warf einen Blick darauf, erschauerte und schloss das Buch wieder.
    Mit solch dunkler Magie wollte er nichts zu tun haben.
    Abgesehen von dem Buch fand er auch noch ein paar einzelne Blätter, und da diese weniger furchteinflößend wirkten als die Beschwörungsformeln, beschloss Neville, sie zuerst zu lesen.
    Es war der Brief eines alten Mannes - Wynkyn de Wörde -, und seine Worte waren voller Zorn und Ungeduld. Neville bereute schon bald, dass er diese Seiten als Erstes gewählt hatte, doch nachdem er einmal angefangen hatte, konnte er nicht mehr aufhören.
    Höre, wer immer du auch seist. Wenn du diese Zeilen liest, bin ich tot und konnte mein Wissen nicht mehr an dich weitergeben. Narren!
    Narren allesamt!
    Höre, wer immer du auch seist. Dir bleibt nicht mehr viel Zeit, denn wenn ich länger als ein Jahr tot bin, wird das Böse sich bereits ungehindert in der Welt Gottes verbreitet haben.
    Gütiger Himmel! Wynkyn de Wörde war seit über dreißig Jahren tot! Neville holte tief Luft und las weiter.
    Ach! Doch das Böse ist überall, selbst im Himmel, und es dauert mich, dir auf diese Weise davon berichten zu müssen. Diese Worte der Verderbtheit hätten gesprochen und nicht niedergeschrieben werden sollen.
    Höre, wer immer du auch seist. Höre die Geheimnisse der Engel.
    Die Weiber sind der Fluch der Menschheit... und des Himmels, wusstest du das? Nun, wahrscheinlich schon, denn sonst hätten dich die Engel diese Zeilen gewiss nicht lesen lassen. Die Weiber sind Abschaum.
    Huren, deren feuchter Spalt die Männer zur Sünde verführt und sie in die Hölle verdammt. Sie sind Abschaum, allesamt!
    Diese verfluchten dunklen Verführerinnen! Sie sind die Verderbtheit in Gestalt. Metzen, die von teuflischer Wollust erfüllt sind und an ihren Brüsten die schlimmsten Ängste der Menschheit nähren, während sie selbst an Satans heißem Schürhaken saugen ...
    Neville übersprang die nächsten anderthalb Seiten, bis de Wörde mit seiner Tirade über die schreckliche Verderbtheit der Frauen zu Ende war.
    »Gütiger Himmel«, flüsterte er, »Ihr seid dem Wahnsinn verfallen gewesen, de Wörde.«
    Und dann hielt er inne, und sein Magen krampfte sich zusammen, als er sich wieder daran erinnerte, wie er die Prostituierten in Rom behandelt hatte.

    Wie er Alice behandelt hatte ...
    Ach, diese teuflischen Verführerinnen machen nicht einmal bei den Menschen halt - nein, sie verführen selbst noch die Engel im Himmel!
    Höre, wenn ich dir von ihrer Widerwärtigkeit berichte, denn solcherart ist das Böse, das du vom Antlitz dieser Erde vertreiben musst.
    Wie die Menschen, so können auch die Engel der garstigen Verführungskunst der Weiber nicht widerstehen. Hin und wieder begibt sich der Geist eines Engels voller Selbstverachtung vom Himmel auf die Erde hinab, um einer dieser Huren im Schlaf beizuliegen und ihrem Leib seinen Samen einzupflanzen, der den Himmel niemals hätte verlassen dürfen. Und wenn er schließlich von ihr ablässt, weint der Engel voller Abscheu, und der Himmel selbst grämt sich mit ihm ob der Täuschung, der er erlegen ist.
    Diese Weiber bringen abscheuliche und boshafte Kreaturen zur Welt, schrecklich entstellte Kinder, Dämonen allesamt! Hast du das gewusst?
    Ja, die Dämonen gelangen allein durch die Unzucht der Engel mit den verderbten Weibern auf die Welt. Sie sind keine Geschöpfe Satans, aber sie dienen ihm, und deshalb gehören sie in die Hölle, wo sie bis in alle Ewigkeit brennen und wehklagen werden.
    Und wenn ich die Macht dazu besäße, würde ich auch ihre verderbten, verführerischen Mütter in die Hölle verbannen ...
    Höre, wer immer du auch seist. Einst war es meine Aufgabe, die Brut der Engel in die Hölle zu verbannen, und diese Aufgabe ist nun auf dich übergegangen. Jedes Jahr erblicken zwanzig oder dreißig von ihnen das Licht der Welt - hat die Verderbtheit der Weiber denn gar kein Ende? -, und wenn sie ein wenig herangewachsen, aber noch nicht allzu stark geworden sind, vielleicht im Alter von fünf oder sechs Jahren, ist es an der Zeit, sie in die Hölle hinabzuschicken.
    Höre, wer immer du

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