Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
Vom Netzwerk:
im Gemach war unter der Hitze zersprungen, und Glassplitter flogen durch den ganzen Raum.
    Agnes und Margaret spürten, wie sich Splitter in ihre Kopfhaut bohrten, doch die Wunden waren nur oberflächlich, und sie wischten mit zitternden Händen das Glas fort und atmeten gierig die frische Luft ein, die durch das zerbrochene Fenster hereinströmte.

    »Können wir durch das Fenster ...?«, begann Agnes und hustete ein wenig.
    »Nein«, sagte Margaret. »Hinter dem Fenster geht es dreißig Fuß oder mehr in die Tiefe.«
    »Dann danken wir dem Heiland dafür, dass wir zumindest frische Luft zum Atmen haben«, sagte Mary mit leiser Stimme.
    »Ja«, sagte Margaret. »Aber das wird uns nicht viel nützen, wenn wir den Flammen nicht entkommen können.«
    Sie wollte noch etwas sagen, doch in diesem Moment verdichtete sich der Rauch wieder, während er auf die Öffnung im Fenster zuströmte, und die Frauen waren erneut kurz vor dem Ersticken. Margaret drückte sich den Stoff ihres Schultertuchs vor Mund und Nase, in der vergeblichen Hoffnung, dadurch etwas leichter atmen zu können, ließ ihn jedoch wieder sinken, als sie Rosalind heftig husten hörte.
    Sie beugte sich über ihre Tochter und wollte sie zum Fenster hinaufheben. In diesem Moment war vor der Tür des Gemachs plötzlich ein Geräusch zu hören, als würde jemand einen schweren Holzgegenstand beiseite zerren. Margaret erstarrte halb aufgerichtet, und Rosalind stieß einen angsterfüllten Schrei aus. Margaret brachte sie zum Schweigen und richtete ihre brennenden, tränenden Augen auf die Tür.
    Sie hörte ein lautes Knirschen, als jemand die Tür aufriss, und dann Schritte und das Husten eines Mannes, während Rauch durch die geöffnete Tür auf das zerbrochene Fenster zuströmte.
    »Mylady? Margaret?«
    Margaret öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch sie war so erleichtert, Courtenays vertraute Stimme zu hören, dass sie nur in Tränen ausbrechen und kein einziges Wort hervorbringen konnte.
    »Mylady?«
    Es war Rosalind, die schließlich einen verzweifelten, halb erstickten Schrei ausstieß, worauf Courtenay durch das Gemach auf sie zugeeilt kam.
    Er hatte sich ein feuchtes Leinentuch vor das Gesicht gebunden, und Margaret sank vor Schreck auf die Knie, obwohl sie seine Stimme erkannt hatte.
    »Mylady«, krächzte Courtenay und packte Margaret am Arm. »Ihr müsst sofort dieses Gemach verlassen!«
    Er half Margaret auf die Beine und streckte dann die Hand nach Mary aus. Agnes war bereits aufgestanden und zerrte an dem dünnen Stoff von Marys Nachthemd.
    Courtenay fluchte und schob gemeinsam mit Agnes die beiden anderen Frauen auf die Tür zu, ohne auf Marys Wimmern zu achten. Margaret und Mary kamen beinahe augenblicklich wieder zur Vernunft, als sie die Umrisse der geöffneten Tür vor sich sahen, und eilten in den Gang hinaus, der zur Haupttreppe des Palastes und zum Hof führte.
    »Was ist mit Bolingbroke?«, fragte Margaret, als Courtenay ihren Arm ergriff und sie hinter sich her den Gang entlangzerrte.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Courtenay. »Es hat einen Kampf gegeben ... ich bin davongelaufen ... um Euch zu suchen ...«
    Mary wimmerte erneut, und Agnes legte den Arm um ihre Schultern und zog sie mit sich voran.
    »Wir müssen erst einmal raus hier und uns vor dem Feuer in Sicherheit bringen«, sagte sie. »Dann können wir uns Gedanken über Euren Gemahl machen.«
    Abgesehen von dem Rauch war der Gang leer, und sie erreichten ohne Schwierigkeiten die Treppe, stiegen sie vorsichtig hinab und hielten sich dabei dicht an der Wand, um in dem immer undurchdringlicher werdenden Rauch keinen Fehltritt zu tun.
    Die Wände waren so heiß, dass man sie kaum anfassen konnte.
    Margaret begann zu weinen. Jetzt, da sie der Rettung so nahe waren, befürchtete sie, dass sie es vielleicht doch nicht schaffen würden, dass sie am Rauch ersticken oder von den Flammen verzehrt werden könnten.
    Rosalind zappelte wild in ihren Armen, und sie glaubte, sie nicht mehr lange festhalten zu können. Und auch das Kind in ihrem Inneren strampelte verzweifelt und brachte sie aus dem Gleichgewicht, während sie die Treppe hinunterstieg.
    Von ihrer eigenen Furcht und der ihrer Kinder erfüllt, war sich Margaret beinahe sicher, dass sie sterben würde, dass alles umsonst gewesen war, dass die ganze Welt kurz vor dem Untergang stand und die Engel gekommen waren, um sie zu bestrafen.
    Sie verfehlte eine Stufe, rutschte aus und geriet ins Stolpern. Sie hatte weder Zeit noch genügend

Weitere Kostenlose Bücher