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Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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erwiderte Tyler. »Nenn es Aufstand oder Revolte. Mir ist es inzwischen gleich.«
    »Das ist alles deine Schuld!«
    Tyler fuhr wütend zu Neville herum. »Es ist nicht meine Schuld. Es ist die Schuld all jener, die geglaubt haben, auf den braven Männern und Frauen Englands herumtrampeln zu können. Meine >Schuld< besteht lediglich darin, die Worte auszusprechen, die die Menschen dazu angestachelt haben, sich aus ihrer Knechtschaft zu erheben und für die Freiheit zu kämpfen.«
    »Möge Gott dir beistehen«, flüsterte Neville.
    Tyler lachte bitter. »Solchen wie mir hat Gott noch nie beigestanden. Jetzt komm, ich will kein Geschwätz über Gut und Böse mehr hören, während der Savoy Palace über dem Kopf deiner Gemahlin in Flammen aufgeht!«
    »Gütiger Himmel! Der Savoy Palace brennt?« Neville schob sich an Tyler vorbei und lief, so schnell er konnte, auf die Fleet Street zu, während Tyler ihm folgte.
    Auf den Straßen drängten sich die Stadtbewohner und Bauern, und als Neville und Tyler die Fleet Street erreicht hatten und sich westwärts wandten, konnten sie sich nur noch unter Flüchen Platz verschaffen.
    Rauch und Asche von Dutzenden von Feuern, die die Lagerhäuser, Paläste und Klöster erfasst hatten, hatten sich in einer grauen, erstickenden Wolke über die Stadt gelegt, und Neville musste sich die Kapuze seines Umhangs tief ins Gesicht ziehen, um überhaupt atmen zu können. Trotzdem musste er ständig husten und würgen.

    Alle paar Schritte schob Tyler ihn ungeduldig weiter, und Neville wurde klar, dass sein alter Freund den Savoy Palace genauso dringend erreichen wollte wie er selbst.
    Sie hätten die Entfernung über die Fleet Street, durch das Ludgate und dann nach Südwesten, den Strand entlang bis zum Savoy Palace im Laufschritt in höchstens zehn Minuten zurückgelegt haben müssen ...
    doch sie kamen nicht schnell genug voran, nicht in einer Stadt, die von Aufständischen, Rauch, Feuer und Furcht erfüllt war.
    »Wir hätten es über den Fluss versuchen sollen!«, rief Neville, während sie sich einen Weg über die Fleet River Bridge bahnten. Vor ihnen, zu ihrer Linken, standen viele der Gebäude des Temple in Flammen.
    Tyler zuckte die Achseln und schob Neville weiter vorwärts.
    Der Anblick und Gestank der Zerstörung ließ Nevilles Mund aus Angst um Margaret ganz trocken werden. Die Aufständischen ließen ihre Wut an allem und jedem aus, von dem sie glaubten, dass er ihnen Schaden zugefügt hatte ... und wenn es einen Adligen gab, den das Volk besonders hasste, dann war es Lancaster. Die einfachen Leute waren der Annahme, Lancaster hätte gegen Eduard III. und den schwarzen Prinzen Ränke geschmiedet.
    Der Savoy Palace und jeder, der sich in seinen Mauern aufhielt, sollte nun den Preis für die dunklen und haltlosen Gerüchte über Lancaster bezahlen.
    »Warum kannst du sie nicht aufhalten?«, rief Neville, als sie endlich den
    Strand erreicht hatten.
    »Nicht einmal Gott selbst könnte diese Menge aufhalten«, sagte Tyler, dem es schließlich gelungen war, zu Neville aufzuschließen.
    In diesem Moment erblickten die beiden Männer den Savoy Palace, der immer noch einige hundert Schritte entfernt war.
    Er war in dichten schwarzen Rauch gehüllt, und blaue und orangefarbene Flammen züngelten aus seinen Fenstern hervor.
    »Lancaster, der Mistkerl, soll brennen!«, schrie ein völlig verdreckter Mann mit einer Zahnlücke zu Nevilles Rechten, und ohne nachzudenken schlug Neville ihm mit der Faust ins Gesicht.
    Der Mann stieß ein überraschtes Keuchen aus und stürzte zu Boden, wo er augenblicklich unter den Füßen der nachdrängenden Menschenmenge verschwand.
    Niemand schenkte Neville weitere Beachtung. Schließlich stand der ganze Tag im Zeichen der Gewalt.
    Tyler verschwendete keine Zeit darauf, Neville zurechtzuweisen. Er packte ihn und zog ihn schnell in eine Gasse, die zu einem schmalen Pfad am Ufer des Flusses führte.

    Das Gedränge war hier weniger dicht, und die beiden Männer fielen in Laufschritt, eilten die Gasse hinunter und wandten sich dann nach rechts, um den Pfad an der Themse entlangzulaufen.
    Mary hatte die vorangegangene Nacht bei Margaret und Agnes verbracht, während Bolingbroke mit Lancasters Männern von den Brustwehren des Palastes aus Wache gehalten hatte. Auch wenn die drei Frauen wegen der Unruhen zutiefst besorgt ins Bett gegangen waren, hatten sie doch nicht damit gerechnet, dass die Gewalt sie schon so bald erreichen und solch mörderische Ausmaße annehmen

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