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Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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Luft, um zu schreien, 64
    und ihr einziger Gedanke war, dass sie sterben und Rosalind mit in den Tod reißen würde, als plötzlich ein dunkler Schatten vor ihr auftauchte, und sie nicht etwa auf dem Steinboden am Ende der Treppe aufkam, sondern in die Arme eines Mannes fiel, der ihren Namen rief.
    Das Ganze kam so unerwartet, dass sie nicht sogleich begriff, was geschehen war. Sie glaubte, der Mann habe mit Toms Stimme gesprochen, aber wie konnte das sein? War er nicht immer noch in Thorsebys finsterem Gotteshaus eingesperrt?
    »Margaret«, sagte der Mann, und ihr wurde klar, dass es tatsächlich Tom war. Sie ließ den Kopf an seine Brust sinken und weinte und rief schluchzend seinen Namen. In ihrem ganzen Leben würde sie ihn nie mehr lieben als in diesem Augenblick.
    Er drückte sie und ihre Tochter an sich, und sie war in Sicherheit ...
    endlich in Sicherheit... und wurde aus dem flammenden Inferno in den Hof hinausgetragen, in dem zwar ebenfalls Rauchschwaden hingen, jedoch nicht so dicht wie im Inneren des Gebäudes.
    »Margaret?«, sagte eine Stimme, die wie die Wat Tylers klang, und als Margaret blinzelnd aufblickte, sah sie sein Gesicht hinter Toms Schulter.
    »Wat?«, flüsterte sie, verwirrt über seine Anwesenheit.
    Dann rief ein weiterer Mann ihren Namen, und sie blinzelte erneut, drehte den Kopf und sah Hai vor sich, dessen Gesicht von Schmerz und Wut verzerrt war.
    Und mehrere Schritte hinter Hai lag ein Mann auf dem Pflaster des Hofes, dessen Leib an einer Seite ganz verbrannt war. Margaret hatte den Eindruck, dass das verletzte Gesicht des Mannes eine seltsame Ähnlichkeit mit dem Lancasters besaß.

KAPITEL NEUN
    Die Non am Samstag während der Oktave
    von Fronleichnam Im zweiten Jahr der Regentschaft Richard II.
    (Mittag, 2. Juni 1380)
    Margaret murmelte etwas, und Neville ließ sie behutsam auf den Boden hinunter. Voller Entsetzen betrachtete sie die Szenerie vor sich.
    Drei Männer standen um Lancasters immer noch rauchenden Leib herum: Raby, Roger Salisbury und ein Mann, den Margaret nicht kannte.
    Während Agnes ihr Rosalind abnahm, kam der Mann zu ihnen herüber.
    »Er ist am Leben«, sagte er. »Wenn auch in äußerst schlechter Verfassung.«
    »Beim Heiland, Whittington«, flüsterte Bolingbroke. Eine Träne war ihm die rußverschmierte Wange hinabgelaufen und hatte eine schmutzige Spur hinterlassen. »Warum haben sie das nur getan?«
    »Wenn die Aufständischen erfahren, dass er noch am Leben ist, werden sie zurückkehren«, sagte Whittington.
    »Hai«, sagte Raby, der neben Lancaster kniete, »wir müssen auf der Stelle von hier verschwinden.«
    »Zum Fluss«, sagte Tyler. »Das ist die einzige Möglichkeit.«
    Bolingbroke nickte und schüttelte seine Gedanken ab. »Zum Fluss«, sagte er und sah zu Salisbury hinüber. »Sind irgendwelche Boote oder Kähne von dem Brand verschont geblieben?«
    Salisbury erbot sich nachzusehen, doch Whittington hielt ihn zurück.
    »Ich habe ein Boot«, sagte er. »Aber wir müssen sofort aufbrechen.«
    »Ihr seid uns heute eine große Hilfe gewesen«, sagte Bolingbroke zu dem Ratsherrn.

    »Ich wünschte, ich hätte noch mehr tun können«, sagte Whittington.
    »Was ist passiert?«, fragte Neville.
    »Was passiert ist?«, wiederholte Bolingbroke und starrte ihn wütend an.
    »Was passiert ist? Männer haben sich in das Haus meines Vaters geschlichen und es in Brand gesteckt. Dann haben sie meinen Vater ergriffen und ihn in einen brennenden Stall geworfen.«
    Raby, der einige Soldaten angewiesen hatte, nach Decken zu suchen, mit denen sie Lancaster zur Bootsanlegestelle am Flussufer tragen konnten, gesellte sich nun zu ihnen.
    »Ohne die Hilfe von Whittington und seinen Männern«, sagte er, »wäre alles noch viel schlimmer gekommen.«
    »Mein Vater liegt im Sterben«, schrie Bolingbroke. »Wie hätte es da noch schlimmer kommen können?«
    »Lord Raby hat recht, und das Blatt kann sich immer noch wenden«, warf Tyler ein. »Im Namen des Heilands, Bolingbroke, ihr müsst sofort aufbrechen!«
    Bolingbroke wirbelte herum und packte Tyler am Wams. »Wenn du nicht gewesen wärst, du Bastard, dann wäre mein Vater ...«
    »Nenn mich nicht Bastard«, knurrte Tyler und riss sich los, »und erzähl mir um Himmels willen bloß nichts über Väter!«
    Neville hatte Margaret, Agnes und Mary auf das Tor zugeschoben, das zur Bootsanlegestelle führte, doch nun riss Margaret sich los und lief zu Bolingbroke und Tyler zurück.
    »Ihr dürft euch nicht streiten«, sagte

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