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Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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sie und legte beiden Männern beschwörend die Hand auf den Arm. »Das hat doch keinen Zweck!
    Wat«, sagte sie an den Soldaten gewandt, »habt Ihr Tom befreit? Ja?
    Dann danke ich Euch, denn damit habt Ihr auch mein Leben gerettet.«
    Bolingbroke seufzte. »Ich danke dir ebenfalls, Wat. Verzeih mir ...« Er verstummte und sah zu den Soldaten hinüber, die Lancaster vorsichtig in eine Decke wickelten.
    »Hat Courtenay ... ?«
    Bolingbrokes Blick glitt erst zu Margaret und dann zu Neville hinüber, der wenige Schritte entfernt stand und auf dessen Gesicht sich Verwirrung und Ungeduld spiegelten.
    »Ja, er hat ihn mir gegeben«, sagte Bolingbroke. »Wat ... das Ganze gefällt mir nicht. Hast du ...«
    »Der Schlüssel gehört jetzt dir«, zischte Wat. »Benutze ihn!«
    Plötzlich drang aus einer der Palastmauern, die an den Hof angrenzten, ein Knacken und Ächzen, und Neville stürzte vor, packte Margaret und zerrte sie auf das Flusstor zu.
    »Wat!«, rief sie.

    Wat blickte ihr mit kummervoller Miene nach, als wollte er etwas sagen und konnte es doch nicht aussprechen.
    »Margaret«, rief er ihr schließlich hinterher, als sie und Neville das Tor fast erreicht hatten. »Leb wohl!«
    Sie rief etwas zurück, doch Wat konnte sie nicht mehr verstehen. Er holte tief Luft und beugte sich dann dicht an Bolingbroke heran.
    »Bruder«, sagte er, »mich dünkt, uns beiden bleibt nicht mehr viel Zeit zusammen. Bald wirst nur noch du allein übrig sein.«
    »Wat...«
    »Sag Richard, dass er mich heute Abend in East Smithfield treffen soll«, zischte Wat. »Sag es ihm!« »Richard wird nicht...«
    »Wenn er auch nur den Anschein von Ordnung wiederherstellen will, muss er kommen. Mach ihm das klar!«
    »Wat. Beim Heiland. Es gibt keinerlei Hoffnung auf Erfolg.«
    »Ich werde die Worte aussprechen, Hai, und du musst sie in die Welt hinaustragen. Warum sollte ich den Schlüssel sonst deiner Obhut anvertrauen?«
    Der Savoy Palace begann nun in sich zusammenzustürzen. Steine fielen von den Mauern herab, Flammen loderten von der Holzdecke des großen Saals auf und die wenigen Fenster, die noch unversehrt geblieben waren, zerbarsten jetzt, und tödliche Glassplitter flogen durch die Luft.
    »Du musst von hier verschwinden!«, schrie Wat über das Tosen der Zerstörung hinweg. »Bring dich im Tower in Sicherheit! Die Aufständischen werden ihre Mordlust bald gestillt haben, und dann werde ich sie nach East Smithfield führen. Heute Abend, Hai. Sorge dafür, dass Richard dort ist!«
    »Bei allen Heiligen, Wat. Du wirst dabei umkommen!«
    Wat schenkte ihm ein herzliches Lächeln. Er umarmte Bolingbroke. »Der Heiland wird über mich wachen, in diesem Leben und im nächsten«, sagte er. »Jetzt geh auch du mit dem Segen des Heilands, Hai. Geh!«
    Er versetzte Bolingbroke einen sanften Stoß, und dieser lief zunächst ein wenig zögernd, dann immer schneller auf das Flusstor zu, durch das die anderen bereits verschwunden waren. Bevor er hindurchtrat, drehte er sich noch einmal um und winkte Wat ein letztes Mal zu. Dann war er fort.
    Wat blickte ihm noch einen Moment lang hinterher und eilte dann auf das Tor zu, das zum Strand führte. An diesem Tag hatte er noch einiges zu erledigen.
    Der Kahn war gefährlich überfüllt, und die beiden Soldaten, die ihn durch den Fluss stakten, gingen mit größter Vorsicht zu Werk.
    Margaret saß neben Lancaster, der in feuchte Decken gehüllt auf dem Boden des Kahns lag. Sie hatte den Umhang eines der Soldaten in Fetzen gerissen und ihn mit Flusswasser angefeuchtet. Jetzt säuberte sie damit vorsichtig die Brandwunden in Lancasters Gesicht.
    Er stöhnte jedes Mal auf, wenn sie ihn berührte, und Margaret brach es beinahe das Herz. Warum verliert er nicht das Bewusstsein? Dann
    blieben ihm wenigstens die Schmerzen erspart.
    Neville saß dicht neben ihr und hatte einen Arm um sie geschlungen, während er mit dem anderen Rosalind festhielt. Das Kind schniefte und hatte einen Schluckauf, doch es hatte aufgehört zu weinen und klammerte sich mit aller Kraft an seinem Vater fest. Neville tröstete es mit besänftigenden Worten.
    Mary und Agnes saßen auf der gegenüberliegenden Seite des Bootes.
    Mary zitterte, obwohl sie den Umhang, den sie über ihrem Nachthemd trug, fest um sich gezogen hatte. Margaret betrachtete sie besorgt - war ihr Gesicht so bleich wegen des Schreckens, den sie in dem brennenden Palast und angesichts des verbrannten Leibes ihres Schwiegervaters erlitten hatte?
    Beides hätte

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