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Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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würde. Eine Stunde vor Morgengrauen waren sie aus einem unruhigen Schlaf erwacht, als auf der Straße vor dem Palast plötzlich Stimmen und Schritte zu hören gewesen waren. Die Frauen hatten es kaum geschafft, aufzustehen und sich in Umhänge und Schultertücher zu hüllen, bevor der Mob den Savoy Palace gestürmt hatte.
    Angsterfüllt kauerten sie hinter dem Behang des großen Bettes in ihrem Schlafgemach, überzeugt davon, dass die Aufständischen zurückkehren und sie missbrauchen würden, wenn sie erst einmal mit Morden und Plündern fertig waren.
    Schreie und lautes Fußgetrappel waren anfänglich nur in einem entfernten Teil des Palastes zu hören gewesen und näherten sich dann zum Entsetzen der Frauen immer mehr ihrem Gemach. Vor der Tür waren der Lärm eines Handgemenges und Kampfgeräusche zu hören -
    eine Kakophonie aus klirrendem Stahl, Schreien, Flüchen und dem Keuchen der Kämpfer. Es schien Stunden zu dauern, auch wenn es in Wahrheit wohl nur wenige Minuten waren, bis ein albtraumhaftes Splittern von Holz zu hören war, als die große hölzerne Anrichte mit dem Zinngeschirr und dem Steinzeug, die im Gang vor dem Gemach an der Wand stand, umstürzte. Ein Mann schrie auf, und sein Schrei ging in ein grauenhaftes Gurgeln über, das abrupt verstummte, und dann wurde das Kampfgetöse wieder leiser, als sich Eindringlinge und Verteidiger weiter ins Innere des Palastes zurückzogen.
    Margaret, Mary und Agnes atmeten ein wenig erleichtert auf, auch wenn sie nicht sicher waren, ob es Lancaster und seinen Männern gelungen war, die Eindringlinge abzuwehren. Zumindest waren die Frauen im Augenblick vor dem Wüten der Menge sicher.
    Doch als sich ihre Furcht ein wenig gelegt hatte, begann eine weitaus schlimmere Tortur. Irgendwo im Palast war ein Feuer ausgebrochen, und nun kroch Rauch unter der Tür ihres Gemachs herein und verdichtete sich immer mehr. Wie durch einen bösen Zauber stieg der Qualm zur niedrigen Decke des Raums hinauf. Das lautlose Eindringen des Rauchs schien ihnen noch weitaus furchterregender - und tödlicher -als das Klirren von Stahl, das zuvor vor der Tür des Gemachs zu hören gewesen war. Er ließ sich nicht von Tüchern aufhalten, die in den Spalt zwischen Tür und Rahmen gesteckt wurden, sondern zog auf heimtückische Weise durch jede Fuge und jede winzige Ritze herein, und innerhalb weniger Minuten standen die drei Frauen und das Kind bereits hustend und keuchend in dichtem Qualm.
    Es gab kein Entkommen. Da ihre Furcht vor dem Ersticken noch größer war als die vor den Aufständischen, versuchten Margaret und Agnes die Tür des Gemachs zu öffnen. Doch sie ging nach außen auf und rührte sich nicht, weil die Anrichte im Gang offenbar direkt davor gefallen war.
    Die beiden Frauen hämmerten mit den Fäusten gegen die Tür und riefen hustend um Hilfe ... doch sie vernahmen lediglich das immer lauter werdende Prasseln des Feuers und spürten, wie die Hitze durch die hölzernen Paneele der Tür drang. Sie eilten zum Fenster, aber das Fensterglas war dick und massiv und die Bleifassungen alt und äußerst stabil. Das Fenster war nie dazu gedacht gewesen, geöffnet zu werden.
    Der Rauch konnte nirgendwo entweichen, sondern sammelte sich in immer dichteren Schwaden im Gemach, und für die vier, die in seinem Inneren gefangen waren, gab es keine Fluchtmöglichkeit.
    Schließlich gesellten sich Margaret und Agnes hustend und würgend wieder zu Mary und Rosalind, die im äußersten Winkel des Gemachs kauerten, in dem vergeblichen Versuch, dem Rauch zu entkommen.
    Margaret strich Mary besänftigend über die Wange, auch wenn es eine sinnlose Geste war, nahm Rosalind in die Arme und drückte das schluchzende Kind an ihre Brust.
    Das Geräusch des sich ausbreitenden, prasselnden Feuers und das Knacken des Holzes der massiven Decke über ihnen ließen ihre Furcht immer weiter anwachsen.
    Wie lange würde es noch dauern, ehe die Decke einstürzte?
    Die Frauen fürchteten sich schon längst nicht mehr davor, dass die Aufständischen zurückkommen würden. Zu diesem Zeitpunkt wären sie froh gewesen, wenn überhaupt irgendjemand zu ihnen zurückgekehrt wäre. Sie fürchteten nur noch um ihr Leben und das ihrer Kinder -
    Rosalind und die ungeborenen Kinder, die Margaret und Mary in sich trugen. Sie wollten entkommen und weiterleben, doch sie wussten nicht, wie ihnen das gelingen sollte.
    Plötzlich gab es eine gewaltige Explosion, und die drei Frauen schrien angsterfüllt auf. Das große Fenster

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