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Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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Aber tut es schnell, denn mir bleibt nicht mehr viel Zeit.«
    »Ich werde Euch vernichten!«, schrie Richard Bolingbroke ins Gesicht.
    »Das würdet Ihr nicht wagen«, sagte Bolingbroke ruhig und hielt Richards Blick stand.
    Inzwischen hatten noch andere Männer das Gemach betreten: Neville, der zu Margaret hinübergegangen war, Raby und Salisbury, die sich zu Bolingbroke gesellt hatten, und Courtenay, der an der Tür stehen geblieben war, für den Fall, dass sie rasch geschlossen werden musste.
    Richard und de Vere blickten sich um, und ihnen wurde plötzlich bewusst, in welcher Gefahr sie sich befanden.
    Richard öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch in diesem Augenblick betrat Northumberland mit sechs oder sieben Wachen das Gemach.
    Courtenay machte eilig einen Schritt von der Tür weg.
    »Majestät!«, sagte Northumberland, ging zu Richard hinüber und wechselte einen kurzen Blick mit Bolingbroke. »Das Löwentor hat nachgegeben. Die Bauern strömen durch den inneren Verteidigungsring herein.«
    Richard wurde noch ein wenig bleicher. »Was ? Northumberland, Ihr solltet mich beschützen!«
    »Wir werden alle sterben, wenn Ihr nichts unternehmt!«, sagte Bolingbroke. »Beim Heiland, Richard, wenn Ihr nicht hinausgeht und Euch bereit erklärt, Euch mit den Aufständischen zu treffen, werden wir alle sterben!«
    »Ich ... ich ...«
    De Vere wechselte einen Blick mit Northumberland und Bolingbroke, ergriff Richard dann bei den Schultern und schüttelte ihn. »Richard, geh sofort dort hinaus! Wenn du überleben willst, musst du dich mit ihnen treffen.«
    Wie rasch de Vere zur Vernunft kommt, dachte Bolingbroke, wenn
    sein Lehen in Gefahr ist.
    »Ihr müsst lediglich ein Treffen mit ihnen vereinbaren«, sagte Bolingbroke. »Bei Tagesanbruch, wenn Ihr nicht im Dunkeln das Haus verlassen wollt.«
    Richard warf Bolingbroke einen wütenden Blick zu, doch er nickte. »Ihr werdet mit mir hinauskommen«, sagte er.
    Bolingbroke nickte. »Wie Ihr wünscht, Hoheit.«
    »Und Robert!«, sagte Richard und sah seinen Liebhaber an.
    »Majestät, es wäre vielleicht besser, wenn ich hierbliebe ...«
    »Du wirst tun, was ich sage!«
    De Vere nickte mit größtem Widerwillen.

    Raby und die beiden Knappen blieben bei Lancaster und den Frauen, während Northumberland Richard, de Vere, Bolingbroke, Neville und einige Dutzend Soldaten nach draußen auf das freie, mit Kies bedeckte Areal begleitete, das mehrere Morgen des inneren Verteidigungsrings einnahm.
    Als Bolingbroke und Neville zuvor hier vorbeigekommen waren, war es beinahe leer gewesen, abgesehen von einigen Soldaten, die hin und her eilten.
    Jetzt standen dort Tausende von bewaffneten Bauern mit Fackeln.
    Richard zögerte, als er die große Menge sah, und Bolingbroke nutzte die Gunst der Stunde.
    »Meine Freunde!«, rief er und schritt auf die Bauern zu. »Seht, wen ich davon überzeugen konnte, mit euch zu sprechen !«
    Ein Johlen ging durch die Menge, und als es wieder verstummt war, sprach Bolingbroke weiter, ehe Richard etwas sagen konnte.
    »Euer König ist zur Vernunft gekommen«, sagte er, »und hat sich bereit erklärt, euch morgen bei Tagesanbruch in East Smithfield zu treffen!«
    Herr im Himmel, dachte Neville bewundernd. Hai hat sich gerade als
    Freund der Menge dargestellt!
    »Stimmt das auch wirklich?«, schrie eine Stimme, und Wat Tyler trat aus der Menge hervor. »Werdet Ihr Euch mit uns treffen, Majestät, und Euch unsere Beschwerden anhören?«
    Langsam und zögernd trat Richard ein paar Schritte vor, während sein Blick ängstlich über die bewaffneten Männer vor ihm schweifte. »Ja«, sagte er, räusperte sich und sagte dann noch einmal lauter: »Ja!«
    Großer Jubel erhob sich allenthalben, und Tyler wechselte einen kurzen Blick mit Bolingbroke.
    Dann sah er wieder Richard an. »Haltet Euer Wort«, sagte er, »denn ich kann nicht für das garantieren, was meine Brüder in ihrer Wut sonst anstellen würden. Enttäuscht nicht ihr Vertrauen in Euch, denn sie haben sich bereits jetzt bitter an denen gerächt, die sie in so große Not gestürzt haben.«
    Er trat einen Schritt zurück.
    Hinter ihm teilte sich die Menge, und Richard und seine Gefährten konnten im Fackelschein vier Leichen mit abgeschlagenen Köpfen sehen, die auf dem Kies lagen.
    Vier der Aufständischen beugten sich vor und hoben die abgetrennten Köpfe hoch, damit ihr König sie sehen konnte.
    Zwei der Männer waren Justitiare, die an der Einführung der Kopfsteuer beteiligt gewesen waren,

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