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Gesandter des Teufels

Gesandter des Teufels

Titel: Gesandter des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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einen kurzen Blick mit Neville, der ebenfalls verstanden hatte: Northumberland und all seine Bundesgenossen werden schon
    bald auf unserer Seite stehen ... und das nur, weil de Vere andere
    Schlafgemächer seinem Ehebett vorzieht.
    Doch Bolingbroke verschwendete keine Zeit darauf, seinen Triumph auszukosten - was für einen Sinn hatte es, wenn sie alle vielleicht schon am nächsten Tag den Tod finden würden?
    Er blickte über die Brustwehr der Bastion auf die vielen Menschen hinab.
    »Stimmt es tatsächlich, was Ihr in Richards Gemach gesagt habt?«, fragte er Northumberland. »Dass die Wachen des Towers die Bauern womöglich einlassen werden?«
    »Was würdet Ihr tun«, erwiderte Northumberland, »wenn Ihr Euch einer solch gewaltigen Übermacht gegenübersehen würdet?«
    »Nur einer von sechs Bauern ist gut ausgerüstet«, sagte Neville.
    Northumberland lächelte freudlos. »Nun, dann sind es also nur noch ...
    wie viel? ... fünfzehntausend Schwerter, die gegen die paar Dutzend Wachen erhoben werden, die möglicherweise mit den Bauern ohnehin einer Meinung sind. Außerdem«, fügte er hinzu, »mag vielleicht nur einer von sechs >gut ausgerüstet sein, aber die restlichen fünf sind mit allem bewaffnet, was ihnen in die Hände gefallen ist, und werden zudem von einer mörderischen Wut vorangetrieben. Ich habe gehört, dass heute mehrere hundert Fremdländer und reiche Kaufleute auf den Straßen ermordet wurden. Vielleicht können die Wachen diesem Ansturm standhalten ... vielleicht aber auch nicht.«
    Lichter flackerten in dem wachsenden Heer der Bauern vor den Mauern des Towers auf, als sich die Dunkelheit über die Stadt herabzusenken begann.
    »Sagt mir, was Eurer Ansicht nach geschehen wird«, bat Bolingbroke Northumberland, und Neville überraschte der Tonfall, mit dem er den Grafen ansprach - wie ein König, der einen seiner ältesten Ratgeber um seine Meinung fragt.
    »Die Aufständischen werden nicht warten, bis Richard es sich noch einmal anders überlegt«, sagte Northumberland ruhig und hielt dabei den Blick unverwandt auf das Heer der Bauern gerichtet. »Sie wissen sicher, dass Richard bei den Fürsten in der Umgebung der Stadt Hilfe angefordert hat und dass ihre Streitkräfte spätestens in zwei Tagen hier eintreffen werden. Sie wissen außerdem, dass es in der Stadt nicht genügend Vorräte für sie alle gibt. Wenn sie Erfolg haben wollen, müssen sie innerhalb eines Tages handeln ...«
    »Wahrscheinlich sogar noch heute Nacht«, beendete Bolingbroke den Satz für ihn. »Denn wenn sie wollen, dass Richard ihnen ihre Wünsche erfüllt und ihr Leben rettet, müssen sie ihn dazu bringen, bevor Verstärkung eintrifft.«
    »Ihr kennt diesen Wat Tyler«, sagte Northumberland zu Bolingbroke.
    »Sagt mir, beherrscht er die Lage noch?«
    »Ich bezweifle, dass irgendjemand sie noch beherrscht«, erwiderte Bolingbroke leise.
    »Gütiger Himmel!«, sagte Neville. »Hai, unsere Gemahlinnen sind hier.
    Was können wir tun, um ... ?«
    »Wir müssen ruhig bleiben«, sagte Northumberland, »und wir werden tun, was wir können, um die Wut der Aufständischen aufzufangen, wenn sie sich Zutritt zum Tower verschaffen. Viel mehr bleibt uns nicht.«
    Als Bolingbroke und Neville in die königlichen Gemächer zurückkehrten, lag Lancaster ruhig in seinem Bett und döste vor sich hin, doch als er hörte, dass Bolingbroke das Gemach betrat, öffnete er die Augen und lächelte.
    Margaret, die neben Lancasters Bett gesessen hatte, zog sich zurück, als Bolingbroke hereinkam, und wechselte einen Blick mit ihm.
    Neville war im Vorzimmer zurückgeblieben.
    Lancaster streckte seine Hand aus, deren Haut zwar immer noch schwarz, aber nicht mehr so wund war, nachdem Margaret sie mit Salbe behandelt hatte.

    Bolingbroke ergriff die Hand seines Vaters, ohne zu zögern, und setzte sich vorsichtig neben ihm auf das Bett.
    »Ich liege im Sterben«, krächzte Lancaster.
    »Du bist schwer verletzt«, sagte Bolingbroke. Es hatte keinen Zweck, das zu leugnen. »Konnte Margaret deine Schmerzen lindern?«
    »Ja.« Lancaster hielt inne. »Sie ist eine höchst bemerkenswerte Frau.«
    Bolingbroke lächelte und schaute kurz zu Margaret hinüber, die sich in eine Ecke des Gemachs zurückgezogen hatte. »O ja, das ist sie.«
    »Sie hat gesagt, dass der Heiland mir das ewige Leben schenken wird.
    Ich ...« Lancaster versagte die Stimme. »Das habe ich nicht verdient!«
    »Niemand hat es mehr verdient als du«, sagte Bolingbroke, beugte sich ein wenig

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