Gesandter des Teufels
den sie unterstützt. Habe ich recht?«
Bolingbroke nickte und erwiderte Philipps Blick.
»Dann«, sagte Philipp leise, »wird es um den französischen Thron gehen.
Es gibt keinen Grund, darum zu kämpfen, Bolingbroke. Das wäre sinnlos. Warum lassen wir stattdessen nicht Katherine für uns entscheiden? Wen immer sie zum Gemahl erwählt, wird König von Frankreich werden. Wenn Karl erst einmal tot ist, hat derjenige, den Katherine heiratet, das Recht darauf, sich zum König krönen zu lassen.
Wir lassen sie entscheiden ... einverstanden?«
Bolingbroke saß eine Weile lang reglos da, dann nickte er zustimmend.
Philipp stand auf und streckte ihm die Hand entgegen. »Abgemacht?«
Bolingbroke erhob sich und schob seinen Stuhl zurück, ohne Philipp dabei aus den Augen zu lassen.
Er ergriff Philipps Hand und drückte sie fest.
»Wir lassen Katherine für uns entscheiden«, sagte Bolingbroke, ohne Philipps Hand loszulassen. Nach einem kurzen Moment fuhr er fort: »Du bist eine schlechte Wette eingegangen, Philipp, denn Katherine wird sich für mich entscheiden.«
»Denk daran, dass sie in deiner Hochzeitsnacht zu mir gekommen ist«, sagte Philipp leise und bestimmt. »Ich bin ihr stets mit Aufrichtigkeit, Achtung und Zärtlichkeit begegnet. Und was hast du ihr gegeben?«
Bolingbrokes Gesicht verfinsterte sich vor Wut, und er ließ jäh Philipps Hand los.
Philipp schenkte ihm ein jungenhaftes Grinsen. »Wir sind also Verbündete.«
Er ging zum Tisch hinüber, goss ihnen beiden Wein ein und reichte einen Becher Bolingbroke. »Auf deine erfolgreiche Eroberung des englischen Throns und Jeannes und Karls vorzeitiges Ableben!«
Bolingbroke atmete ein wenig auf, erhob den Weinbecher auf Philipps Wohl und leerte ihn in einem Zug.
Katherine und Margaret sahen zu, wie Mary sich abwandte und auf die Tür des Gemachs zuging. Sie schwankte ein wenig und musste sich an einem Stuhl abstützen.
Margaret wollte zu ihr gehen, doch Mary warf ihr einen Blick zu, der sie innehalten ließ.
Mary nahm all ihre Kraft zusammen, richtete sich wieder auf und schritt dann würdevoll zur Tür.
Katherine und Margaret warteten, bis sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, dann wandte sich Katherine Margaret zu.
»Sie ist dem Tode nahe.«
Unvermittelt füllten sich Margarets Augen mit Tränen.
»Ja.«
»Weiß Hai Bescheid?«
»Er wusste es schon, bevor er sie geheiratet hat. Ich glaube ... ich glaube, er hat nicht damit gerechnet, dass sie überhaupt so lange leben würde.«
»Gütiger Himmel!«
»In ihrem Leib wuchert eine bösartige Dunkelheit«, sagte Margaret. »Hin und wieder wird sie schwanger, doch sie kann das Kind nicht austragen und verliert es meist schon nach kurzer Zeit.«
Katherine drehte sich zum Fenster um, um nicht mehr die Tür ansehen zu müssen, durch die Mary hinausgegangen war. »Wie kann sie das ertragen?«, flüsterte sie. »Zu glauben, sie sei schwanger, und dann herauszufinden, dass ...«
»Mary weiß nicht, was sie zur Welt bringt«, sagte Margaret. »Wir haben ihr nur gesagt, dass sie ein totes Kind geboren hat.«
Mit nachdenklichem Blick sah Katherine aus dem Fenster. »Was ist grausamer?«, fragte sie. »Ständig eine Fehlgeburt zu erleiden oder einen Ehemann zu haben, der sich so wenig um einen kümmert?«
»Es hat keinen Sinn, diese Frage zu stellen, denn Marys Schicksal wird dadurch nicht leichter.«
Katherine holte tief Luft und sah Margaret wieder an. »Es freut mich, dir endlich einmal leibhaftig zu begegnen, Base. Viele Jahre lang habe ich nur durch unsere Verbündeten Neuigkeiten von dir gehört.« Sie warf einen Blick auf Margarets Leib. »Und nun bist du auch noch schwanger
...«
Margaret lächelte, obwohl ihr Marys Elend immer noch zu schaffen machte. Sie ergriff Katherines Hand und legte sie sich auf den Bauch.
»Fühle nur. Es ist ein Junge.«
Katherine lächelte ebenfalls. »Ein gesundes Kind. Du bist wahrlich eine gesegnete Frau, Margaret.«
Margaret warf Katherine einen prüfenden Blick zu. »Und wie steht es mit dir, Katherine?«
Katherines Lächeln schwand, und sie ließ die Hand sinken. »Bis ich heute Nachmittag in dieses Gemach gekommen bin, wusste ich noch nicht, was ich tun sollte. Doch jetzt ...« Sie seufzte erneut und wandte den Blick von Margaret ab.
»Hai hat einen großen Fehler damit begangen, Mary zu heiraten«, sagte Margaret. »Er wollte sie nur für seine Zwecke benutzen und hat ihr sonst keinerlei Bedeutung beigemessen.«
»Das Gleiche habe ich einst
Weitere Kostenlose Bücher