Gesandter des Teufels
vorgeschlagen, dass wir uns gegen den armen unsicheren Karl und die heilige Jeanne verbünden ...«
Katherine atmete ein wenig erleichtert auf.
»... und nach unserem Sieg werden wir um Frankreich kämpfen. Aber, Katherine, eigentlich müssen wir das gar nicht, oder? Denn du gebietest mithilfe deines Eherings über den Thron von Frankreich ... Derjenige, den du zu deinem Gemahl machst, wird König von Frankreich werden.«
Katherine wartete schweigend und betrachtete Philipps Gesicht.
»Wir haben eine Wette abgeschlossen«, sagte Philipp. »Und wir werden dir die Entscheidung überlassen, wer auf den französischen Thron gelangen soll.«
»Ach, nein, Philipp, nein ...«
Sanft zog er sie auf die Decken hinab.
Der Feuerschein flackerte über ihren blassen Leib, und ihre Schönheit raubte Philipp beinahe den Atem. »Bolingbroke glaubt, dass er gewinnen wird.«
»Philipp ...«
Er beugte sich über sie und küsste sie noch einmal.
»Bin ich nicht ein Narr«, sagte er schließlich, »dass ich auf die Liebe setze, um die Königskrone zu gewinnen?«
Katherine streckte zitternd die Hand aus und berührte sein Gesicht. Sie versuchte zu lächeln, doch es gelang ihr nicht.
»Mit deiner Klugheit«, flüsterte sie, »bist du zu einem gefährlichen Gegner geworden.«
Er streichelte ihren Leib, und sie spürte, wie sehr er sich nach ihr verzehrte.
»Wenn Hai mich vor die Wahl gestellt hätte zwischen dir und dem Thron«, sagte er, »hätte ich mich für dich entschieden.«
»Oh, gütiger Himmel«, sagte sie, »was habe ich nur getan?«
»Auch wenn sich unsere Ehe nicht auf Liebe gründet«, sagte Mary,
»wäre es mir doch sehr lieb, wenn wir ehrlich miteinander sein und einander achten könnten. Also, erzähl mir von Katherine.«
Sie befanden sich in ihrem Schlafgemach und so weit vom Bett und voneinander entfernt wie nur möglich. Mary saß auf einer kleinen Truhe vor einem Gobelin an der Wand, während Bolingbroke mit vor der Brust verschränkten Armen am Türrahmen lehnte.
Ihm war nicht danach zumute, dieses Gespräch zu führen -nicht nach seiner vorangegangenen Unterhaltung mit Philipp. Er stellte sich vor, wie Philipp gerade in diesem Augenblick Katherine in seinem Schlafgemach verführte. Dennoch hatte Bolingbroke die Ausflüchte satt
... und er wusste, dass es Mary genauso ging, nachdem sie am Nachmittag gesehen hatte, mit welchem Blick er Katherine umfangen hatte.
»Katherine und ich, wir sind uns vor vielen Jahren zum ersten Mal begegnet«, sagte er und sah Mary ins Gesicht. »Es hat zwar Eheverhandlungen gegeben, die vor allem von meinem Vater ausgingen, doch daraus ist nichts geworden. König Johann wollte nicht, dass seine Enkelin mit dem Sohn desjenigen verheiratet wird, der in der Thronfolge des englischen Königreichs an vierter Stelle stand. Eigentlich hatte er überhaupt etwas dagegen, dass sie einen Engländer heiratet.«
»Aber du hast sie geliebt... liebst sie immer noch.«
»Ja«, sagte er, und Mary wandte den Blick ab.
Sie zögerte lange, bevor sie weitersprach. Doch als sie es schließlich tat, hob sie den Kopf und sah ihren Gemahl ruhig an.
»Ich glaube nicht, dass ich dir noch lange im Weg stehen werde, Hai.
Aber solange ich unter den Lebenden weile, möchte ich, dass du mir mit Achtung und Anstand begegnest.«
Bolingbroke richtete sich auf, ging durch das Gemach und sank vor Mary auf ein Knie. Er küsste ihre Hand.
»Ich habe dir heute Nachmittag Unrecht getan, Mary«, sagte er, »auch wenn es nicht mit Absicht geschehen ist. Achtung und Anstand sind das Mindeste, was ich dir geben kann.«
Sie nickte, doch sie wusste, dass es leicht war, diese Worte auszusprechen. Er konnte es sich noch nicht leisten, sie vor den Kopf zu stoßen, wenn er Richard vom Thron stürzen wollte. Das englische Volk liebte Bolingbroke, und viele Adlige achteten ihn und waren bereit, ihn zu unterstützen -doch diese Liebe, Achtung und Unterstützung würde auf eine harte Probe gestellt werden, wenn sich der strahlende Prinz Hai seiner ehrbaren englischen Gemahlin entledigte, um die Tochter der französischen Hure Isabella von Bayern zu heiraten.
Zum ersten Mal seit vielen Monaten verspürte Mary eine Ahnung von ihrer eigenen Macht und begriff auch, wie sie sie einsetzen konnte. Sie streckte die Hand aus, strich Bolingbroke über das Gesicht und ihr wurde bewusst, wie gut er aussah ... und wie sehr er es vorziehen würde, in dieser Nacht mit Katherine das Lager zu teilen.
Sie lächelte, denn sie wusste
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