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Gesang der Untoten

Gesang der Untoten

Titel: Gesang der Untoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ich an die Bluse denken sollen, die nicht für heftige
Bewegungen gemacht war. Im Nu war meine rechte Brust draußen, und ich hätte vor
Scham in den Erdboden sinken können. Diese Scham war ein großer Fehler, denn
ich vergaß darüber den Karateschlag und konzentrierte mich darauf, alles wieder
richtig zu verstauen.
    Der Haarige packte meine Arme
und hielt sie fest, während Bierbauch mit der guten alten Haube in der Hand auf
mich zukam.
    »Diesmal haben wir die richtige
Sophie Ventura«, meinte der Haarige zufrieden.
    »Ihr seid verrückt!« schrie
ich. »Ich bin Mavis Seidlitz!«
    »Das hat uns die komische
Seidlitz beim letztenmal erzählt, aber wir haben ihr nicht geglaubt«, grunzte
er. »Wie sollen wir Ihnen jetzt glauben?«
    »Wenn ihr mich nicht loslaßt,
schreie ich!«
    Das war ein weiterer Fehler,
weil mir der Bierbauch die Haube über den Kopf stülpte. Und dann war alles wie
die Wiederholung eines miserablen Films. Der Haarige hob mich auf seine
Schulter und trug mich weg.
    Die Fahrt schien diesmal länger
zu dauern, und ich fragte mich schon, ob ich unter der Haube ersticken würde.
Endlich hielt der Wagen. Ich wurde wieder hochgehoben, ein Stück getragen,
endlich abgestellt. Er hielt mich fest, ich konnte nur dastehen, und es war
genauso entnervend wie beim letztenmal.
    Es sollte sogar noch schlimmer
kommen, genau wie damals, erkannte ich, als ich wieder Hände an meiner Taille
spürte. Es wurde einen Augenblick gefummelt, dann hatte ich das Gefühl, als
fiele mein Rock zu Boden. Die ekligen Hände machten sich an meinem Slip zu
schaffen, zogen ihn herunter. Das war soweit in Ordnung, nur hoffte ich, daß es
nicht weiter ging. Wenige Sekunden später zogen die Hände meinen Slip wieder
hoch, dann wurde mir die Haube abgenommen.
    Einen Moment lang konnte ich
überhaupt nichts sehen. Als meine Augen sich an das Licht gewöhnt hatten,
merkte ich, daß der Rock mir um die Knöchel hing. Ich zog ihn hoch, strich ihn
glatt.
    »Wenn Sie fertig sind«, sagte
eine grobe Männerstimme, »dann können Sie mir vielleicht sagen, wo ich die
richtige Sophie Ventura finde.«
     
     
     

7
     
    Mir war, als hätte mich jemand
in einen Wachtraum gestellt. Der Raum war riesig und schien sich meilenweit
auszudehnen. Alle Möbelstücke sahen wie echte Antiquitäten aus, es standen
sogar ein paar Rüstungen herum. Der Mann vor mir trug einen schwarzen Smoking
und ein schickes weißes Hemd mit Spitzenjabot. Er war ungefähr so groß wie ich,
hatte breite Schultern und war gebaut wie ein Ringer. Knapp vierzig mußte er
sein, dachte ich mir. Sein Haar war kurzgeschnitten und grau an den Schläfen.
Über seine linke Gesichtshälfte lief eine Narbe, begann am Auge und zog sich
bis unter das Kinn. Er sah ungefähr so liebenswert aus wie Dracula, wenn er vor
dem Schlafzimmerfenster herumflattert.
    »Ich habe Sie etwas gefragt«,
knurrte er.
    »Hören Sie mal!« sagte ich.
»Man hat mich entführt, beleidigt und erniedrigt und in aller Öffentlichkeit
ausgezogen. Wenn Sie jetzt glauben, ich stelle mich einfach hin und mache
Konversation mit Ihnen — «
    »Mund halten!« Er zog eine
dicke Zigarre aus der Tasche und machte sich umständlich daran, sie zu
entzünden.
    »Wer sind Sie eigentlich?«
    »Das ist unwichtig.« Er blies
mir eine Rauchwolke ins Gesicht. »Sie sind viel interessanter.«
    »Ich bin Sophie Ventura.«
    »Sind Sie nicht.« Er verzog das
Gesicht. »Aber Sie haben die gleiche Tätowierung. Also muß jemand Sie als
Lockvogel hergerichtet haben.«
    »Ich weiß überhaupt nicht,
wovon Sie reden.«
    »Ich will Sophie Ventura haben,
ehe sie nach England fliegt und bei diesem verdammten Konzert auftritt.
Abgesehen davon ist es mir ganz egal, was ich dazu tun muß und wer dabei etwas
abbekommt.«
    »Wenn Sie mich nicht sofort
gehen lassen, hole ich die Polizei!«
    »Dies ist mein Haus«, sagte er,
»und es steht auf zehntausend Quadratmetern Privatgrund. Draußen patrouilliert
meine Privatpolizei. Wenn Sie wollen, können Sie sie rufen. Ich bin den Jungs
noch eine Abwechslung schuldig.«
    Ich hatte eine plötzliche
Inspiration. »Sie sind Carl!« sagte ich. »Sophies Mann.«
    »Wer hat Ihnen von Carl
erzählt?« fragte er leise, und ich erkannte, daß ich schon wieder einen Fehler
gemacht hatte.
    »Weiß ich nicht mehr«, sagte
ich weinerlich. »Vielleicht sind Sie doch nicht Carl?«
    »Zum letztenmal — wo ist Sophie
Ventura?«
    »Wie soll ich das wissen?«
    »Wir bekommen es schon heraus.«
    Er ging zu dem riesigen

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