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Gesang des Drachen

Gesang des Drachen

Titel: Gesang des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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kreischender, ihnen unbekannter Grulim, der über und über mit magischen Amuletten behängt war, sodass er aussah wie eine überladene Schaufensterpuppe.
    »Firkanz! Sie wissen es!«, schrie der Grulim. »Sie wissen, dass wir sie hereingelegt haben!«
    »Sei still!«, antwortete eine Stimme aus dem Schatten eines Baumes heraus.
    Naburo drehte sich im Kreis und verschaffte sich einen Überblick. Der Steingroll war gar kein Groll, sondern ein jammernder Kobold. Auch Niraa und das Kind in ihren Armen gehörten zu den Grulims. Der Säugling hatte dieselbe borkige Haut wie Firkanz. Eine winzige Knollennase stach aus seinem Gesicht hervor, unter der sich grüner Rotz sammelte.
    Als Niraa begriff, dass die Elfen ihre Larve durchschaut hatten und sie in ihrer wahren Gestalt sahen, wich sie blitzartig zurück.
    »Das ganze Dorf«, stöhnte Spyridon. »Es war alles Illusion! Sie haben unsern Wunsch zu helfen ausgenutzt. Wir waren in einem Grulimdorf! Kein Wunder, dass sie genug Kraft für diesen Zauber hatten.«
    »Richtig!«, höhnte Firkanz und kam hervor. Die Sanduhr um seinen Hals war zerbrochen, das violette Leuchten verschwunden. »Beinahe wäre es uns gelungen, deine Lebenskraft zu gewinnen, Ewiger Todfeind. Wir hätten dich lange Zeit ausgesaugt, ehe wir dich als unvollständiges Abbild deines Selbst hätten gehen lassen. Vergiss das besser nicht!«
    Naburo zog eine Augenbraue hoch. Er war bereit zu kämpfen, schätzte die Lage aber nicht mehr danach ein. Die Grulims verwendeten langfristig vorbereitete Zauber, weil sie ihnen nichts anderes entgegenzusetzen hatten. Als Kämpfer waren sie nur dann eine echte Bedrohung, wenn sie Hinterlist benutzten, und Naburo sah weder Blasrohre noch andere Waffen, die ihnen gefährlich werden könnten. Firkanz drohte ihnen mit Worten.
    Spyridon setzte mit raschen Schritten hinter Firkanz her. Der Grulim ergriff die Flucht und zog sich mit zitternden Blättern in Richtung des Dorfes zurück, dabei stieß er einen hellen Singsang aus. Spyridon wurde mit jedem Schritt in die falsche Richtung langsamer. »Du hast Glück, Astkerl!«, grollte er. »Verschwinde und nimm deine Sippe mit!«
    Niraa rannte hinter Firkanz her. Sie war nur noch halb so groß wie zuvor, eine stattliche kleine Grulimfrau mit grüner Haut und spitzen Ohren. Das Kind in ihren Armen quäkte gellend.
    Naburo schüttelte den Kopf. »Das hätte schlimm ausgehen können. Ihre Magie ist stark. Wie viele Grulims sie wohl sind?«
    »Ich will gar nicht darüber nachdenken.«
    Über ihnen rauschten Schwingen. Ein Adler von der Größe eines Maultiers landete im Nebel der Lichtung. Firkanz und Niraa rannten auf ihn zu, kletterten auf seinen Rücken und flogen in die Höhe.
    Firkanz hob die Faust. »Ihr werdet uns schon noch geben, was wir wollen! Diese Berge sind verflucht! Je länger ihr euch in unserem Reich aufhaltet, desto eher bekommen wir euch!«
    Spyridon warf einen Stein, der den Ast auf dem Kopf des Grulims um Blattbreite verfehlte. Er blickte dem davonflatternden Adler nach. »Netter kleiner Kerl, was? Wenn wir ihn gelassen hätten, hätte er uns nach und nach in seiner Sanduhr zu Schatten werden lassen. Und das nur, um seine Macht und die seiner Sippe zu mehren.«
    Naburo senkte den Kopf. Er hatte nicht übel Lust, sich selbst zu schlagen. »Es war meine Schuld. Wenn ich nicht dieser Frau hätte helfen wollen ...«
    Spyridon unterbrach ihn mit einer Geste seiner Hand. »Schon gut, General. Bloß keine traditionelle Verstümmelung oder Zopfabschneiden oder so etwas, bitte. Ich bin genauso auf diese grünen Borkenfresser hereingefallen wie du.«
    Sie gingen schweigend weiter. Naburo fragte sich, ob die Iolair wussten, was die Grulims in den Wäldern um den Vulkan trieben, und ob sie es für gut befanden. Vielleicht waren diese kleinen grünen Unholde der beste Schutz, den sich die Rebellen vor den Kundschaftern Alberichs wünschen konnten.

5.
    Verschwörungen
     
    Cedric verschränkte die Arme vor der Brust. Der Marktplatz, auf dem er und Bricius sich befanden, war voller Menschen und Elfen. Einige Kopftuchträger teilten sie in Gruppen ein, während andere auf die wütenden Händler einredeten, die vom Platz verdrängt worden waren. Die Stände, an denen man am Tag zuvor noch Gemüse, Obst und Kochgeschirr hatte kaufen können, waren geschlossen, zwischen ihnen standen Karren mit Waffen und Rüstungsteilen.
    Rund zweitausend Leute hatten sich auf dem Platz versammelt, schätzte Cedric. Die Alten und Kranken wurden

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