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Gesang des Drachen

Gesang des Drachen

Titel: Gesang des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Ausfallschritt und blieb herausfordernd stehen.
    Der kleinere der beiden Männer warf einen Blick auf die Menge. Ihm schien erst in diesem Moment bewusst zu werden, dass er von Zuschauern, nicht von Freunden umgeben war. Niemand regte sich, keiner trat in den Kreis, um ihm gegen seine Gegnerin beizustehen.
    Er hob sein Schwert, ließ es dann aber wieder sinken. »Wir ... wir lassen dich gehen«, sagte er laut. »Aber das ist noch nicht vorbei.«
    »Genau.« Sein Begleiter wirkte erleichtert. »Der Prophet wird davon erfahren, darauf kannst du dich verlassen.«
    Die Elfe blinzelte und blieb stehen. Die plötzliche Wendung schien sie zu überfordern. Wahrscheinlich hatte sie damit gerechnet, auf dem Marktplatz zu sterben, und hatte schon mit ihrem Leben abgeschlossen.
    »Verschwinde endlich«, murmelte Bricius, »bevor sie es sich anders überlegen!«
    Ein Ruck ging durch die Elfe. Sie drückte den Rücken durch, schulterte den Hammer und drehte sich um. Die Menge bildete rasch eine Gasse und ließ sie durch. Cedric wartete, bis sie den Platz verlassen hatte, dann sah er Bricius an. »Das war ein verdammt starker Zauber.«
    Der Iolair lächelte. »Danke, ich hätte ihn aber nicht viel länger durchhalten können.«
    »Das glaube ich dir.« Nur wenige Sekunden hatte Bricius das Kommando über den Körper der Elfe übernommen, aber er wirkte trotzdem erschöpft. Cedric wusste, warum. Ein solcher Zauber war nicht nur mächtig und schwierig, sondern vor allem anstrengend. Die Elfe war zwar durch den Kampf abgelenkt gewesen, aber er bezweifelte, dass er zu etwas Ähnlichem in der Lage gewesen wäre. Sein Respekt vor Bricius wuchs.
    Du bist wohl doch zu mehr nütze, als mir Dinge auszureden, dachte er.
    Auf dem Platz steckten die Kopftuchträger ihre Schwerter ein und halfen Horst auf die Beine. Die Menge zerstreute sich; alle kehrten zu den Gruppen zurück, in die sie eingeteilt worden waren. Die Wachen tuschelten untereinander und warfen ab und zu kurze Blicke in Cedrics Richtung.
    Bricius berührte seinen Arm. »Dieser Mann da«, sagte er und deutete mit seinem Laubgeweih auf Horst, »kennst du ihn?«
    Cedric nickte. »Das ist einer der Gestrandeten. Er kam mit uns hierher.«
    »Ist das Schwert in eurer Welt eine gängige Waffe?«
    »Nein, aber wieso ...« Cedric unterbrach sich, als ihm klar wurde, worauf Bricius hinauswollte. Horst verhielt sich nicht wie jemand, dem man ohne jede Erklärung ein Schwert in die Hand gedrückt hatte. Er wusste, was er tat.
    »Das kann nur eines bedeuten«, fuhr er fort. »Die Kerle üben heimlich, und das schon seit einiger Zeit. Rimmzahn hat sie auf die Übernahme des Kraters vorbereitet.«
    »So würde ich das auch deuten«, sagte Bricius. »Das erschwert unsere Aufgabe zusätzlich, denn wir haben es nicht nur mit einem zahlenmäßig weit überlegenen Gegner zu tun, sondern auch mit einem, der zumindest die Grundzüge des Kämpfens versteht.«
    Cedric dachte an die Zuschauer, die den Kopftuchträgern nicht geholfen, sondern die Auseinandersetzung nur beobachtet hatten. »Wir wissen nicht, wie viele den Schattenlord wirklich anbeten und wie viele nur so tun, um sich Ärger zu ersparen.«
    »Aber wir wissen auch nicht, wie viele der Ungläubigen die Seiten wechseln werden, wenn es ernst wird. Auch bei uns gibt es Mitläufer und Zweifler.«
    Cedric wollte antworten, aber Bricius brachte ihn mit einer knappen Geste zum Schweigen. Als er den Kopf drehte, erkannte er den Grund dafür. Drei der Wachen gingen mit gezogenen Schwertern auf sie zu. Die anderen Wachen, Iolair, blieben zurück und spannten ihre Bögen. Die Metallspitzen ihrer Pfeile blitzten im Sonnenlicht.
    »Ihr wart das, oder?«, fragte der Anführer, ein bärtiger Elf mit Schweinsnase.
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.« Cedric verschränkte die Arme vor der Brust. Neben ihm nahm Bricius die gleiche Haltung ein.
    »Das war kein normaler Kampf.« Der Elf rümpfte die Nase. »Ich konnte die Magie riechen.«
    »Wirklich? War bestimmt nicht leicht. So, wie sich eure Jungs in die Hosen geschissen haben, muss es da vorn ganz schön gestun...«
    Weiter kam er nicht. Der Elf wirbelte herum und rammte ihm den Schwertknauf in den Magen. Der Schmerz raubte ihm den Atem. Cedric krümmte sich zusammen, seine Knie wurden weich, und er ging hustend und würgend zu Boden.
    »Jetzt hast du wohl keine große Klappe mehr«, sagte der Elf. Cedric konnte ihn durch das Rauschen des Blutes in seinem Kopf kaum verstehen. »Wir bringen euch zu

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