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Gesang des Drachen

Gesang des Drachen

Titel: Gesang des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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beschützen?«
    »Torio wurde von der Tenna selbst in jener Nacht von seinem Posten abberufen, um sich einem ihrer Günstlinge hinzugeben. Ich wusste es damals nicht, aber die Tenna hat ihn oft gedemütigt, weil sie ihn wollte, er sie aber nicht begehrte. Letztlich hat sie damit ihre Tochter dem Tod preisgegeben, denn Torio wäre der Einzige gewesen, der Kariyana hätte retten können.« Naburo bemühte sich, weiterhin emotionslos zu sprechen, doch auch nach der gefühlten Ewigkeit, die seitdem vergangen war, fiel es ihm schwer. Er hatte seine Pflicht getan und das Reich Bóya vor dem Untergang bewahrt. Aber die Elfe, die er liebte, hatte er nicht retten können.
    Schuld biss sich wie Rattenzähne in seinen Magen, während er daran dachte, wie ungerecht er seinen Bruder Torio behandelt hatte; denn sehr lange hatte er nicht gewusst, warum Torio in seiner Aufgabe versagt hatte.
    Spyridon lehnte sich mit ernstem Gesicht vor. »Hast du nie versucht, Kariyana zurückzuholen?«
    »Aus dem Grauen Reich? Natürlich.« Naburos Gesichtszüge verhärteten sich. »Sie ist eine Prinzessin. Samhain hätte sie gehen lassen müssen, hätte sie die drei Fragen beantwortet. Ich suchte Kariyana, um sie in der Rückkehr zu bestärken. Wir trafen uns auf der Schwelle und ...« Er verstummte. Dieses letzte Treffen mit Kariyana war schlimmer gewesen, als im Prunkgemach des Turms ihre verstümmelte Leiche zu finden. »Sie ... hat sich aufgegeben. Ihr Schatten besaß keine Erinnerung mehr. Eine Rückkehr war nicht möglich. Ich musste sie lassen, wo sie immer noch ist. Im Vergessen.«
    In Spyridons Gesicht lag Mitgefühl. Er trank schweigend aus seinem reich verzierten Humpen.
    Naburo sammelte sich. »Ich habe geglaubt, nie mehr für jemanden so empfinden zu können wie für Kariyana, und das ist in gewisser Weise auch wahr. Aber ich habe gelernt, dass ich anders und genauso intensiv empfinden kann.« Sein Herz schlug schneller, während er Hanins Bild in Gedanken vor sich sah. Wie anmutig sie sich bewegte. Jede ihrer Regungen war vollendete Schönheit.
    »Du sprichst von Hanin? Der Assassinin vom Berg?«
    »Ja.« Naburo wünschte sich, sie so bald wie möglich wiederzusehen. Er nahm einen Schluck von seinem Wasser und zog den Teller heran. Spyridon hatte seine Mahlzeit bereits beendet und blickte immer wieder unruhig zur Tür. Noch schien er stillhalten zu können, aber Naburo wollte ihn nicht länger als nötig quälen.
    »Hast du eigentlich auch so einen elend langen Namen wie die Prinzessin und die Tenna?«, fragte Spyridon.
    »Naburo-tora-no-haya-busa.«
    »Verstehe. Bóya eben.«
    Naburo nahm einen weiteren Löffel des Wildgulaschs. »Ja, Bóya eben.«
     
    Als sie aus der Gaststätte traten, war der Nebel noch dichter geworden. Mehrere Feuer brannten auf dem Platz und schenkten zuckendes Licht. Eine Gruppe aus etwa dreißig Dörflern wartete bereits auf sie. Niraa stand mit dem Kind auf dem Arm neben den anderen und lächelte Naburo zaghaft an.
    »Ich bin so weit«, sagte sie. »Wir haben den Segen des Dorfes. Sollten wir das Kind retten, gut. Wenn wir versagen ...« Sie schwieg.
    »Dann holt sich der Steingroll ohnehin, was er will«, endete Naburo für sie. Er musterte die Umstehenden, die teils hoffnungsvoll, teils argwöhnisch aussahen. Der General verstand, was in ihnen vorging. Es war ungewöhnlich, dass sich Elfen für Menschen einsetzten, um ihre Kämpfe auszutragen.
    Eine ältere Frau trat vor. »Ich bin Jaruu, die Vorsteherin Gastuns. Wenn es euch gelingt, unser Dorf von diesem Fluch zu befreien, seit ihr Helden, die jederzeit willkommen sind.«
    »Tja, dann auf zur Heldentat«, sagte Spyridon. Seine Beine zuckten unruhig.
    Jaruu trat zurück. »Unsere besten Wünsche begleiten euch.«
    Naburo nickte und wandte sich an Niraa. »Gehen wir.«
    Er hatte erwartet, dass die junge Frau sich verabschieden würde, doch sie presste ihr Kind fest an sich, das noch immer schlief, und kam auf ihn zu, ohne die anderen auch nur eines Blickes zu würdigen. Ihr schmales Gesicht war angespannt, die Lippen zitterten, aber ihre Schritte waren fest.
    Spyridon führte sie an, während die Leute aus dem Dorf ihnen schweigend nachsahen. Naburo fühlte diese Blicke wie Finger auf seinem Rücken. Dennoch drehte er sich nicht um.
    Sie gingen eine Weile schweigend, bis das Dorf hinter ihnen verschwunden war und dichter Nebel sie einhüllte.
    »Ich fürchte mich«, flüsterte Niraa. »Es ist so dunkel.«
    Naburo griff nach ihrem Arm. »Spyridon, wärst

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