Gesang des Meeres - Feehan, C: Gesang des Meeres - Turbulent Sea (6 - Joley u. Ilya Prakenskii)
scharf und sexy, mit diesem grässlichen Beigeschmack von Gefahr, nach dem sie zu verlangen schien.
Sie hatte sich schon viele Male innerlich mit ihm verbunden. Er konnte sich telepathisch mit ihr verständigen, und das bedeutete, dass er sich ihr öffnen musste. Dabei hatte sie flüchtige Blicke auf Gewalt erhascht, auf entsetzliche Dinge, die ihr Angst einjagten, aber sie hatte nie eine Erinnerung daran gesehen, dass er jemanden kaltblütig ermordet hatte. Wenn er wirklich so schlecht war, wie ein Killer es gewesen wäre, warum konnte sie es dann nicht fühlen, wo sie es bei anderen so leicht erkennen konnte?
»Joley?«
Sie wäre vor Schreck fast gestolpert, als sie den Kopf herumriss und Brian, ihren Leadgitarristen, anstarrte. »Hast du mir einen Schrecken eingejagt! Was hast du zu dieser nachtschlafenden Zeit hier verloren?« Sie lief weiter und hielt den
Kopf von ihm abgewandt, weil sie fürchtete, ihr Schuldbewusstsein würde sie verraten.
»Du schienst außer dir gewesen zu sein, als du fortgegangen bist, Joley. Du hast kaum ein Wort gesagt. Ich habe den Reverend dort gesehen, und ich weiß, dass er und sein Gefolge die Konfrontation mit dir suchen. Daher habe ich mir Sorgen gemacht.«
»Mir fehlt nichts.« Sie warf einen Blick auf ihn. »Du solltest sehen, dass du eine Weile schläfst. Wir haben morgen einen Auftritt in Chicago.«
»Hör auf mit dieser Masche und rede mit mir. Ich bin es, Brian, nicht irgendein Blödmann, der dich auf der Straße anquatscht. Wir sind seit Jahren Freunde.« Er hielt ihr versöhnlich die Wasserflasche hin.
Joley stieß ihren angehaltenen Atem aus und ließ das Laufband langsamer laufen, bis es stillstand. Sie nahm das Handtuch von Brian entgegen und schlang es sich um den Hals, bevor sie nach der Wasserflasche griff. »Ich dachte, du reagierst allergisch auf jede Form von Sport. Was hast du hier zu suchen?«
»Du bist immer im Fitnessraum, wenn du dich aufgeregt hast.«
»Ich bin hier, um zu trainieren. Und manchmal bringe ich spät nachts die besten Songs zustande.«
»Erzähl mir, was passiert ist. Warum bist du zu Nikitins Party gekommen?«
Sie zuckte die Achseln und trank einen großen Schluck Wasser. »Ich konnte nicht schlafen, und da dachte ich mir, ich sehe mich dort mal um. Aber als ich dann dort war, ist mir wieder eingefallen, warum ich solche Veranstaltungen hasse.« Sie trocknete sich das Gesicht ab. »Ist es dir gelungen, dieses kleine Wiesel Dean, wie auch immer er mit Nachnamen heißt, und seinen Freund aufzuspüren? Die mit den Mädchen rumgemacht haben, die nicht älter als vierzehn gewesen sein können.«
Brian schüttelte den Kopf. »Ich habe sie nicht gefunden.
Denny hat mir geholfen, sie zu suchen, aber sie waren nirgends. Wir haben am Pool nachgesehen, im Garten, in den Garagen, überall, aber sie müssen die Mädchen weggeschickt haben.«
»Falls er sich in Chicago blicken lassen sollte, Brian, dann lasse ich ihn von Jerry feuern.« Jerry St. Ives war ihr Manager, und auf ihn war sie genauso wütend wie auf Dean. Er hatte ihr versprochen, die Partys zu beaufsichtigen und dafür zu sorgen, dass keine Kinder ausgebeutet wurden.
»Joley, du weißt sehr gut, dass jeder diese Mädchen eingeladen haben könnte. Es ist nicht einmal auszuschließen, dass Nikitin sie eingeladen hat. Sprich wenigstens mit Dean, bevor du ihn rausschmeißt. Er könnte sie auch vom Grundstück begleitet haben.«
»Er ist weggerannt, als ich ihn gerufen habe.«
»Jetzt hör bloß auf, meine Süße. Wenn Joley Drake wütend wird, fürchtet man sich zu Recht. Ich kann mit ihm reden, wenn du es nicht tun willst, aber lass uns wenigstens im Zweifelsfall zu seinen Gunsten entscheiden. Wir sind hier in Amerika. Da gilt, dass man so lange unschuldig ist, bis die Schuld erwiesen ist.«
Sie verdrehte die Augen. »Und was ist mit Denny und der Blondine?«
»Er hat befürchtet, dass du ihn gesehen hast.«
»Meinst du? Sie hat sich mitten im Garten vor aller Augen an ihn rangeschmissen.«
»Er war ziemlich hinüber.«
»Soll das eine Entschuldigung sein?« Sie fuhr sich aufgewühlt mit der Hand durchs Haar. »Ich mag seine Freundin. Lisa ist wirklich nett, und sie hat etwas Besseres als ihn verdient. « Sie wusste, dass ihre Worte kritisch und herablassend klangen, aber es war nun mal die Wahrheit. »Ich werde ihm nicht mehr ins Gesicht sehen können.«
Brian schüttelte den Kopf. »Joley, nicht jeder Mensch ist vollkommen.«
Sie lachte schallend. »Dafür hältst du mich
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