Gesang des Meeres - Feehan, C: Gesang des Meeres - Turbulent Sea (6 - Joley u. Ilya Prakenskii)
sein, und sie hatte sich geweigert, sich überhaupt noch mit Männern abzugeben, aber seit Ilja auf der Bildfläche erschienen war, konnte sie an keinen anderen mehr denken, ganz zu schweigen von der Vorstellung, sich von einem anderen Mann berühren zu lassen. Aber sie würde darüber hinwegkommen. Menschen konnten sich ändern – sie konnte sich ändern.
»Bist du sicher, Joley? Mir macht es nämlich nichts aus, zu dir zu kommen.«
»Ich bin sicher. Ich will nicht, dass du ans andere Ende des Landes fliegst, um mir die Hand zu halten.« Und außerdem war sie sowieso schon dabei, den Verstand zu verlieren, und wusste, dass sie bereits verloren war. Joley sah sich in dem erstaunlichen Durcheinander um, das sie in ihrem Hotelzimmer angerichtet hatte. Sie war sich schäbig vorgekommen, und das war ihre eigene Schuld, denn sie hatte sich ihm an den Hals geworfen, weil sie Sex brauchte . Und zwar nicht nur Sex mit irgendwem, sondern Sex mit ihm. Und dafür war er verantwortlich, denn er redete Tag und Nacht mit dieser unglaublich verführerischen Stimme, die wie schwarzer Samt war, auf sie ein und hatte ihr dann eine gewischt, damit sie sich ständig nach ihm verzehrte. Dieser verfluchte Kerl.
Sie hob ihr Kinn und holte noch einmal tief Atem, um sich
zu beruhigen. »Mach dir um mich keine Sorgen, ich kriege das schon hin.«
»Joley, du bist wirklich durcheinander. Mach dir nicht vor, es sei nicht so«, sagte Hannah warnend. »Dann bringst du dich nämlich immer in Schwierigkeiten. Denk nach, bevor du etwas tust.«
» Warum muss ich mir das von allen Seiten anhören?«, sagte Joley. » Er hat auch behauptet, ich würde voreilig handeln, statt mir erst mal Gedanken zu machen. Er hat gesagt, ich bräuchte einen Mann, der mir sagt, was ich tun soll, weil ich nicht auf mich selbst aufpassen könnte. Was der sich einbildet! Er ist in der Steinzeit steckengeblieben.«
Hannah wusste, dass sie einen wunden Punkt getroffen hatte. Also versuchte sie, die Wogen wieder zu glätten. »Er ist sehr dominierend. Das ist mir auch schon aufgefallen, und zwar jedes Mal, wenn er in deiner Nähe ist. Und er kann es nicht leiden, wenn du dich ihm widersetzt.«
» Von mir aus kann er sich zum Teufel scheren. Ich weiß nicht, was für ein Spiel er spielt, aber ich spiele nicht mit. Ich bin froh, dass ich bald aus dieser Stadt rauskomme.« Joley warf sich auf das Bett und bemühte sich, nicht wahrzunehmen, dass ihr Körper schmerzte und dass sie sich hohl und leer fühlte.
»Lief es gut in Europa?«, fragte Hannah.
»Sehr gut. Jedes Konzert war ausverkauft, und wir haben tatsächlich ein paar zusätzliche Auftritte eingeschoben, weil das Interesse so groß war und es uns verhasst ist, Fans wegschicken zu müssen. Ich bin erschöpft, aber es war toll.«
»Du hattest fantastische Besprechungen in den Zeitungen und sogar die Boulevardpresse hat dich recht gut behandelt. Es war nur von wenigen Skandalen die Rede.«
Joley lachte, und zum ersten Mal klang ihr Lachen echt. »Ich habe den Reportern gesagt, sie sollten nachsichtig mit mir umgehen, weil meine Eltern all die Lügen glauben, die sie über mich berichten.«
Hannah fiel in ihr Gelächter ein. »Das Zitat habe ich gelesen, und ich wusste sofort, dass diese Worte tatsächlich von dir stammen. Mom wird dazu einiges anzumerken haben.«
»Das ist nichts Neues«, sagte Joley. »Leg dich wieder schlafen, Hannah. Und sag meinem Schwager, dass er ein Schatz ist, obwohl er sich halbwegs mit Prakenskij angefreundet hat, wo er ihn eigentlich hätte verhaften sollen.«
»Ich habe gute Neuigkeiten.«
Einen Moment lang herrschte Stille, während Joley sich aufsetzte, da Hannahs Tonfall ihr bereits einen Hinweis gegeben hatte. » Welche denn?«
»Abbey heiratet nächsten Monat, sowie du wieder zu Hause bist. Sie lassen sich an unserem Privatstrand trauen und der Empfang findet hier im Haus statt. Sie wünschen sich eine Trauung im engsten Familienkreis. Du weißt ja, wie Abbey ist. Und ich bin schwanger.«
»O mein Gott! O mein Gott! Echt wahr? Du wirst ernsthaft ein Baby bekommen?« Joley unterbrach sich, und das Lächeln auf ihrem Gesicht verblasste. »Moment mal, Hannah. Was sagt der Arzt dazu? Bist du sicher, dass du dir das zumuten kannst? Du bist noch nicht vollständig auskuriert.«
»Libby weiß nicht, ob ich das Baby stillen kann. Da ist dieses ganze Narbengewebe, aber wir werden es ja sehen. Ich bin so glücklich, Joley, und ich kann es kaum erwarten, dass du nach Hause kommst,
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