Gesang des Meeres - Feehan, C: Gesang des Meeres - Turbulent Sea (6 - Joley u. Ilya Prakenskii)
also?«
»Wir halten dich alle für vollkommen.«
»Ich war aus demselben Grund wie Denny dort. Ich habe es nur nicht durchgezogen.« Sie lief an ihm vorbei und warf das Handtuch in den leeren Korb. Das Personal hatte ihn schon vor langer Zeit geleert.
» Wovon zum Teufel redest du?«, erkundigte sich Brian.
»Ich war einsam. Ich bin zu der Party gekommen, um jemanden abzuschleppen. Ich bin nicht perfekt, aber ich habe auch keine anderweitige Bindung. Denny hat eine feste Freundin. Er sollte den Anstand besitzen, Lisa zu sagen, dass er andere Frauen braucht. Das ist nur fair.«
Brian rieb seinen Nasensteg, kniff die Augen zusammen und runzelte missbilligend die Stirn. »Ich glaube dir nicht.«
Sie tat gar nicht erst so, als hätte sie ihn missverstanden. »Es ist aber wahr. Die Heilige ist in Wirklichkeit eine Sünderin. Mensch, Brian, du kennst mich doch schon seit Jahren.«
»Du schläfst nicht mit irgendwelchen x-beliebigen Typen.«
» Woher willst du wissen, was ich tue und was nicht, während du dich auf den Partys rumtreibst und deinen Spaß hast?«
»Ich glaube dir kein Wort. Du bist nur aufgebracht.«
»Du glaubst mir nicht, dass ich mich manchmal einsam fühle, Brian?«
»Himmel noch mal, Joley, wenn du einsam bist, bin ich auch einsam. Vielleicht sollten wir all diese Gerüchte wahrmachen und miteinander ins Bett gehen?« Er sah sie mit scherzhaft hochgezogenen Augenbrauen an.
Sie musterte ihn über die Wasserflasche hinweg. Einen furchtbaren Moment lang fasste sie den Gedanken sogar ins Auge. Sie waren beide allein. Sie mochten einander und waren enge Freunde. Wer weiß, wenn sie sich zusammentaten, könnte es ja vielleicht … Prakenskij hatte sie abgewiesen und ihr Stolz war verletzt. Brian hatte sie schon immer um ihren kleinen Finger wickeln können. Und er war nett. Ein ganz lieber
Kerl, aber sie fühlte sich nicht im Geringsten zu ihm hingezogen und umgekehrt verhielt es sich genauso. Sie seufzte. »Dafür mag ich dich zu sehr«, sagte sie.
» Was zum Teufel soll das heißen?«
»Das heißt, ich werde nicht mit dir schlafen und eine wunderbar funktionierende Freundschaft kaputt machen. Ich mag dich, Brian. Die Männer, mit denen ich schlafen will, kann ich nicht leiden.«
»Okay, jetzt bin ich verwirrt, aber das ist in deiner Gegenwart nichts Ungewöhnliches, Joley.« Er rieb sich abermals den Nasensteg.
»Ich auch.« Sie grinste ihn an. » Wenigstens sind wir uns in dem Punkt einig.«
Er lächelte sie jetzt auch an. »Wir müssen am frühen Morgen ein Flugzeug erwischen und sehen, wo unser Bus bleibt. Hast du überhaupt vor, heute Nacht zu schlafen?«
»Sieh du lieber zu, dass du schläfst. Ich war gerade am Komponieren. «
»Du warst gerade dabei, dich auf diesem Folterband zu Tode zu hetzen. Hat es dir wirklich so viel ausgemacht, Denny mit dieser Blondine zu ertappen, Joley?«
»Das und viele andere Dinge. Ich habe dieses Leben satt, Brian. Ich wünsche mir ein Zuhause und eine Familie.«
»Du liebst die Auftritte.«
Sie zuckte die Achseln. »Das kann schon sein. Ich liebe die Musik. Ich kann mich darin verlieren. Aber am Ende habe ich, egal, wie gut es läuft, dann doch niemanden, mit dem ich mein Leben teilen kann. Vielleicht rege ich mich deshalb so über Denny auf. Er hat schon wunderbare Menschen an seiner Seite gehabt, Frauen, die ihn um seiner selbst willen geliebt haben und nicht nur aufgrund dessen, was er tut. Und er wirft das weg, für nichts weiter als ein paar Minuten Lust. Wie viele Chancen hat er wohl noch, bevor das alles nicht mehr wahr ist und jede Frau, die sich ihm nähert, ihn nur noch haben
will, weil er in einer Band spielt, und nicht etwa, weil sie ihn liebt? Und dann hören wir eines Tages auf zu spielen und er wird alt und ist ganz allein. Vermutlich kann er dann zurückblicken und sich sagen, ein paar tausend Frauen hätten sich erfolgreich um ihn bemüht, und das wird ihm ein Trost im Alter sein.«
»Du bist reichlich deprimiert heute Abend. Das geht schon wieder vorüber.«
Sie trank noch einen Schluck Wasser und stimmte ihm zu, weil es das war, was er wollte. »Ja, so wird es wohl sein.«
Er sah ihr forschend ins Gesicht. »Du spielst doch nicht im Ernst mit dem Gedanken auszusteigen, oder? Wir sind ganz oben. Jeder Song, den wir rausbringen, landet auf dem ersten Platz der Hitparaden. Das schafft sonst keiner. Keiner außer uns. Jedes Konzert ist ausverkauft. Unsere Alben holen doppeltes und dreifaches Platin. Komm schon, Joley, sag mir,
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