Gesang des Meeres - Feehan, C: Gesang des Meeres - Turbulent Sea (6 - Joley u. Ilya Prakenskii)
Blut. Ihr Schoß zog sich zusammen, und sie spürte eine Woge von flüssiger Glut, die darum flehte, ihn tief in ihrem Innern, wo er ohnehin schon zu leben schien, willkommen zu heißen.
»Ich muss schon sagen, Joley. Dein Fahrer und Leibwächter scheint mir nicht besonders nützlich zu sein.« Er warf Steve, der noch im Wagen saß, einen verächtlichen Blick zu und zog an ihrer Hand, bis sie ihm aus dem hellen Schein der Flutlichter ins tiefere Dunkel folgte, wo Reporter nicht so schnell bemerken würden, dass Joley Drake zu Nikitins Party erschienen war.
»Du musst dich von dem Reverend und seinem schwachsinnigen
Schlägertrupp fernhalten, Joley«, fügte er hinzu. »Diese Leute sind fähig, dir großen Schaden zuzufügen.«
»Ich weiß.« Sie wusste es wirklich. Und sie wollte ihre Hand wiederhaben, denn wenn er so weitermachte, würde sie sich die Kleider vom Leib reißen und sich ihm in die Arme werfen, und das würde sie sich niemals verzeihen.
»Dann müsste ich sie töten. Du weißt, dass ich es täte. Geh ihnen einfach aus dem Weg.«
»Niemand muss einen anderen Menschen töten.« Sie wollte weinen – oder vor schierer Frustration laut schreien. Seine Einstellung zu diesen Dingen war so nüchtern, als ließen sich durch Töten die Probleme der Welt lösen, wenn doch in Wirklichkeit das Töten das Problem war.
»Das ist eine naive Auffassung, Joley«, sagte er sanft und führte ihre Hand an seinen Mund. Seine Lippen waren fest und kühl. Sein Mund war heiß und feucht. Er knabberte an ihren Fingerspitzen.
Er wusste, was er damit bei ihr anrichtete. Er musste es einfach wissen. Und er musste auch wissen, dass sie hergekommen war, um ihn zu sehen. Joley zog halbherzig an ihrer Hand, aber er hielt sie nur umso fester, und sie gab den Versuch auf. Ihre Selbstachtung war sowieso nicht mehr zu retten.
» Warum kannst du mich nicht in Frieden lassen?«
»Du weißt, warum. Du gehörst zu mir, und ich bin nicht bereit, dich bloß deshalb aufzugeben, weil du dich fürchtest.«
Sie spürte ein erstes Aufflackern schwelender Wut. »Ich fürchte mich nicht vor dir. Mir passt nicht, was du bist und für wen du arbeitest. Das ist ein Unterschied.«
»Ach ja?« Er lächelte, während er seine Zähne über ihre Fingerkuppen schaben ließ und Feuerschlieren durch ihre Adern sandte, bis all ihre Nervenenden prickelten.
Sie riss ihre Hand zurück und wischte sie an ihrem Oberschenkel ab. »Du weißt, dass es etwas ganz anderes ist. Ich werde nicht bestreiten, dass ich mich körperlich zu dir hingezogen
fühle, aber ich habe nun mal eine Schwäche für Mistkerle. Frag mich nicht, warum, aber mir steht ›Taugenichtse her zu mir‹ auf die Stirn geschrieben. Du bist genau die Sorte Mann, mit der ich nichts zu tun haben will.«
Seine Handfläche legte sich auf ihren Hals, eine zarte Berührung, und doch schien es, als versengte eine Flamme ihre nackte Haut. Ein schwaches Lächeln zog an seinen Mundwinkeln, und seine Augen nahmen ein tiefes Blau an. »Bin ich das tatsächlich?« Das Lächeln war verflogen, und er sah bedrohlicher denn je aus.
Sie schluckte die Furcht, die ihr plötzlich die Kehle zuschnürte, hinunter. Sein Daumen glitt mit angedeuteten Liebkosungen über ihren Hals und sandte ihr Schauer über den Rücken. Sexuell war sie sehr anfällig für ihn. Sie verdächtigte ihn der Zauberei, aber wenn sie ihn berührte, konnte sie keine Anhaltspunkte dafür finden. Nachts redete er oft flüsternd auf sie ein und drängte sie, zu ihm zu kommen. Und sie begehrte ihn Tag und Nacht. Sogar in ihren Songs begann sich mittlerweile ihr Verlangen nach ihm widerzuspiegeln.
Sie war mit dem Vorsatz hergekommen, mit ihm zu schlafen, um es endlich hinter sich zu bringen, aber da sie jetzt in seiner Nähe war, wusste sie, dass es ein schrecklicher Fehler sein würde. Er würde sie besitzen und sie würde sich nie mehr von ihm lösen können. Ihre einzige Chance bestand darin, es sich zu versagen und zu hoffen, dass ihre Besessenheit vorübergehen würde.
»Du bist ein Killer. Das ist weder toll noch cool. Es ist ekelhaft. Du verdienst dir deinen Lebensunterhalt damit, Menschen zu töten.«
»Ach ja, tue ich das tatsächlich?«
Er erhob seine Stimme nicht und schien auch keinen Anstoß an ihren Worten zu nehmen, nicht einmal dann, wenn sie vorsätzlich grob war.
»Tust du es etwa nicht?« Sie war verzweifelt. Verzweifelt. Jemand
musste sie vor sich selbst retten, denn dieser Mann machte sie so konfus, dass sie nicht mehr
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