Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geschäfte mit der Ewigkeit

Geschäfte mit der Ewigkeit

Titel: Geschäfte mit der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
Vom Netzwerk:
dort, weil ich Angst hatte, mich auf der Straße zu zeigen, aber schließlich trieb mich der Hunger hinaus. Sie können sich nicht vorstellen, wie schwer es ist, in einer Stadt Essen zu finden, wenn man nicht betteln kann und nicht stehlen will, wenn man mit niemanden sprechen darf.«
    »Daran habe ich noch nicht gedacht«, sagte Chapman. »Aber ich stelle es mir scheußlich vor.«
    »Es blieb nichts anderes als die Mülltonnen. Glauben Sie mir, man muß am Ende sein, bis man aus einer Mülltonne ißt. Anfangs ist es schrecklich. Aber wenn man hungrig genug ist, geht es. Nach ein paar Tagen wird man zum Mülltonnen-Experten. Dann sucht man nach einem Versteck und einem Schlafplatz – sie sind nicht leicht zu finden, weil man seinen Standort immer wieder wechseln muß. Die Leute sehen einen und werden neugierig. Hier bin ich schon viel länger, als es ratsam wäre, aber es ist der beste Platz, den ich bisher hatte. Wahrscheinlich konnten Sie mich deshalb auch finden. Wenn ich viel herumgestrolcht wäre, hätten Sie es schwerer gehabt.
    Mein Bart wächst allmählich – kein Rasierapparat. Und mein Haar auch. In kurzer Zeit wird der Bart die Tätowierungen auf den Wangen zudecken. Und ich kann das Haar in die Stirn kämmen. Vielleicht gehe ich dann auch tagsüber auf die Straße. Ich wage es natürlich immer noch nicht, mit jemandem zu sprechen, aber ich brauche mich nicht mehr so sehr zu verstecken. Die Leute werden mich anstarren, doch das ist nicht so schlimm. In dieser Gegend wohnen genug komische Käuze.«
    Er unterbrach sich und starrte zu Chapman hinüber, dessen Gesicht wie ein heller Fleck im Dunkel wirkte.
    »Tut mir leid«, sagte er, »ich spreche zu viel. Aber man sehnt sich danach.«
    »Sprechen Sie ruhig weiter«, meinte Chapman. »Ich höre Ihnen zu. Ann will sicher genau wissen, wie es Ihnen geht.«
    »Das bringt mich auf einen Gedanken«, sagte Frost. »Ich will nicht, daß sie in die Sache hereingezogen wird. Sagen Sie ihr das. Sie kann mir nicht helfen und wird sich nur die Finger verbrennen, wenn sie es versucht. Sie soll mich vergessen.«
    »Das wird sie kaum tun«, meinte Chapman. »Und von mir können Sie es auch nicht verlangen. Sie waren der einzige, der sich für mich einsetzen wollte.«
    »Ich habe nicht das geringste für Sie getan. Ich konnte es gar nicht. Es war nicht mehr als eine großspurige Geste. Ich wußte schon bei der Unterredung, daß ich Ihnen nicht helfen könnte.«
    »Mister«, sagte Chapman, »das ändert die Sache überhaupt nicht. Egal, ob Sie etwas tun konnten oder nicht, Sie haben wenigstens guten Willen gezeigt. Das werde ich Ihnen nie vergessen.«
    »Also gut, dann tun Sie mir einen Gefallen. Sie und Ann. Halten Sie sich von mir fern. Ich möchte nicht, daß Ihnen etwas geschieht. Ich bin auf mich selbst gestellt. Und einen letzten Ausweg habe ich immer noch.«
    »Sie dürfen sich nicht völlig von der Außenwelt abkapseln«, beharrte Chapman. »Ich schlage Ihnen einen Kompromiß vor. Ich werde keine Verbindung mehr mit Ihnen aufnehmen, aber wenn Sie je Hilfe brauchen sollten, kommen Sie an einen Treffpunkt und sagen mir Bescheid.«
    »Wenn Sie unbedingt meinen«, sagte Frost schwach.
    »Bleiben Sie hier in der Nachbarschaft?«
    »Ich glaube nicht. Aber ich kann jederzeit zurückkommen.«
    »Etwa drei Häuserblocks von hier entfernt ist eine kleine Bibliothek. Vor ihr befindet sich eine Bank.«
    »Ich kenne sie«, sagte Frost.
    »Ich werde jeden Mittwoch und Samstag zwischen neun und zehn dort sein.«
    »Das ist zuviel verlangt. Wie lange könnten Sie das durchhalten? Ein halbes Jahr, ein Jahr?«
    »Also gut, sagen wir ein halbes Jahr. Wenn Sie bis dahin nicht aufgetaucht sind, gebe ich auf.«
    »Seien Sie doch nicht so stur«, sagte Frost. »Ich werde ganz bestimmt nicht kommen. Ich werde mit Absicht nicht kommen. Ich will nicht, daß Sie in die Angelegenheit verwickelt werden. Außerdem – ein halbes Jahr ist lang. In einem Monat etwa werde ich nach dem Süden gehen. Ich will hier nicht vom Winter überrascht werden.«
    »Ann hat Ihnen ein Päckchen zurechtgemacht.« Chapman wechselte das Thema, um anzuzeigen, daß er seinen Plan auf alle Fälle durchführen würde. »Es liegt drüben an der Kiste. Nadel und Faden. Streichhölzer. Eine Schere, ein Messer. Sachen, die Sie vielleicht brauchen können. Ein paar Konserven sind auch dabei.«
    Frost nickte. »Sagen Sie Ann, daß ich ihr für das Päckchen und für ihre Bemühungen danke. Aber sagen Sie ihr auch deutlich,

Weitere Kostenlose Bücher