Geschäfte mit der Ewigkeit
Unterhaltung, daß sich die Leute an so etwas klammern. Lesen Sie einmal nach, was man vor zweihundert Jahren alles machen konnte. Das Nachtleben in den Großstädten, die Kinos, Theater, die Musik. Und es gab Sport. Baseball und Fußball und vieles andere. Was ist aus ihnen geworden? Sie sind der Sparsamkeit unserer Epoche zum Opfer gefallen. Sollen wir ein Theaterstück bezahlen, wenn wir daheim vor dem Fernsehapparat sitzen können? Natürlich nicht. Oder wer sieht sich ein Ballspiel an, wenn er für den gleichen Preis eine Aktie des Ewigkeits-Zentrums erstehen kann? Soll man irrsinnige Preise zahlen, um beim Essen unterhalten zu werden? Wir essen – und damit basta. Keine Extraspäßchen.
Deshalb verkaufen sich auch Bücher so gut. Wir machen sie billig – schäbig, aber billig. Wenn man ein Buch gelesen hat, kann man es herleihen und nach einer Zeit nochmals lesen. Ein Ballspiel oder ein Theaterstück kann man nur einmal sehen. Deshalb lesen die Leute Zeitungen und Bücher, und deshalb starren sie in den Fernsehapparat. Ein billiges Vergnügen, in jeder Hinsicht, aber es füllt die Zeit aus. Mein Gott, was tun wir mehr, als die Zeit ausfüllen? Wir scharren zusammen, soviel wir können, und den Rest der Zeit müssen wir eben irgendwie verbringen. Das erklärt die Gerüchte. Sie sind umsonst, und die Leute amüsieren sich.«
»Sie sollten selbst ein Buch schreiben«, sagte Hastings.
»Ich könnte es«, sagte Cartwright selbstzufrieden. »Bei Gott, ich könnte es. Ich würde das Pfennigfuchserleben anprangern. Die Leute würden die Sätze fressen. Sie könnten Monate lang darüber diskutieren.«
»Sie glauben also, daß mein Buch ...«
»An Ihr Buch hätten einige bestimmt geglaubt. Sie haben schließlich jeden Satz durch Zitate belegt. Eindrucksvolle Arbeit. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie Sie das schafften.«
»Sie glauben mir immer noch nicht«, sagte der Autor bitter. »Sie vermuten, daß ich mir alles zusammengereimt habe.«
»Also das habe ich wirklich nicht gesagt«, meinte Cartwright. »Können Sie sich erinnern, daß ich so etwas je angedeutet habe?«
Er starrte geistesabwesend in den Raum.
»Zu schade«, sagte er. »Junge, ich sage Ihnen, es hätte eine Milliarde herausgeschaut. Ohne Übertreibung, eine Milliarde.«
22
Frost wartete geduckt in der Toreinfahrt. Er versteckte sich hinter einem Stapel verwitterter Kisten, die von irgendeinem Angestellten des schmuddeligen kleinen Restaurants in die Hintergasse geworfen worden waren. Niemand hatte sie weggeholt. Frost wartete, bis der Mann aus der Tür kam und die Abfälle in die Tonnen schüttete.
Und als er schließlich kam, trug er außer dem Abfalleimer ein in Zeitungspapier gewickeltes Bündel, das er neben den Tonnen auf den Boden legte. Er hob die Tonnendeckel hoch und leerte die Abfalleimer. Dann nahm er das Bündel vom Boden und ließ es auf einem der Tonnendeckel liegen. Langsam ging er in das Restaurant zurück.
Frost stand auf und holte sich mit ein paar schnellen Bewegungen das Bündel. Er klemmte es sich unter den Arm und zog sich in die Gasse zurück. Am Ausgang blieb er stehen. Es waren ein paar Leute unterwegs, und er wartete, bis sie verschwunden waren. Dann huschte er über die Straße in das nächste Gäßchen.
Fünf Häuserblocks weiter hielt er an einem verfallenen Gebäude an. Das halbe Dach war abgerissen, so als hätte jemand mit dem Abbruch begonnen und dann die Arbeit aufgegeben.
Eine Steintreppe mit einem rostigen Geländer führte in den Keller.
Nach einem Blick in alle Richtungen huschte Frost hinüber und lief die Treppe nach unten. Er öffnete die Tür einen Spalt und quetschte sich durch. Die Angeln knarrten.
Jetzt war er daheim. Eine Heimat, die er vor zehn Tagen gefunden hatte, nachdem er ein Versteck nach dem anderen versucht hatte. Hier konnte man sich einigermaßen wohlfühlen. Es war kühl und trocken, und es gab weder Ratten noch anderes Ungeziefer. Niemand kam hier vorbei. Deshalb fühlte er sich sicher.
»Hallo«, sagte jemand aus dem Dunkel.
Frost wirbelte herum, duckte sich und ließ das Bündel fallen.
»Keine Angst«, sagte die Stimme. »Ich weiß, wer Sie sind, und ich werde Ihnen keine Schwierigkeiten machen.«
Frost rührte sich nicht. Er blieb in seiner geduckten Haltung. Seine Gedanken schwankten zwischen Hoffnung und Angst. Hatten ihn die Heiligen wieder aufgespürt? Jemand vom Ewigkeits-Zentrum? Vielleicht ein Mann von Marcus Appleton?
»Wie haben Sie mich gefunden?«
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