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Geschäfte mit der Ewigkeit

Geschäfte mit der Ewigkeit

Titel: Geschäfte mit der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
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den Wagen nicht auf den Weg zurückschieben konnte, selbst wenn er noch fahrtüchtig war. Die heutigen Autos wurden für den Stadtverkehr und nicht für die Wildnis gebaut.
    Es war natürlich verrückt von ihr gewesen, einfach so loszufahren. Sie hätte die Reise nie unternehmen dürfen. Sie erinnerte sich, daß sie aus zwei Gründen gefahren war. Erstens wollte sie der Überwachung Marcus Appletons entgehen, und zweitens hatte sie die schwache Hoffnung, Daniel Frosts Aufenthaltsort zu finden.
    Weshalb gerade Daniel Frost? fragte sie sich. Ein Mann, den sie ein einziges Mal gesehen hatte, dem sie ein Abendessen gekocht hatte und mit dem sie bei Kerzenlicht und Rosen geplaudert hatte. Ein Mann, mit dem sie sich gern unterhalten hatte. Ein Mann, der ihr Hilfe versprochen hatte, obwohl er wußte, daß er selbst in Gefahr war. Und ein Mann, der ihr erzählt hatte, daß er in der Kindheit seine Ferien auf einer Farm bei Bridgeport in Wisconsin verbracht hatte.
    Ein Mann, den man später zum Aussätzigen erklärt hatte.
    Herumstreichende Hunde, dachte sie, und heimatlose Katzen. Obwohl es nicht mehr viele Hunde und Katzen gab. Und hoffnungslose Fälle. Sie hatte immer nur hoffnungslose Fälle gehabt. Weshalb? Und was hatten sie ihr eingebracht?
    Dies hier zum Beispiel. Da saß sie nun in einem fremden Wald, Hunderte von Meilen von einer Ortschaft entfernt – von Wespen zerstochen und von Dornen zerkratzt, mit einem verletzten Knöchel. Sie hatte sich zum Narren gemacht.
    Sie zog sich hoch und trat vorsichtig auf. Der Fuß schmerzte, aber er schien nicht gebrochen.
    Langsam kletterte sie den Hang hinauf. Ihre Füße versanken in dem dunklen Blätterteppich, der sich im Laufe vieler Jahre hier gebildet hatte. Sie wich Felsblöcken aus und hielt sich an Bäumen fest, um nicht wieder abzurutschen.
    Hin und wieder surrte eine zornige Wespe an ihr vorbei, aber der Schwarm schien sich wieder vereinigt zu haben.
    Als sie den Wagen erreichte, sah sie auf den ersten Blick, daß er nur noch ein Wrack war.
    Sie stand da und überlegte, was sie tun könnte.
    Ihre Schlafrolle brauchte sie natürlich – sie war leicht, wenn auch ziemlich sperrig. Konserven, die Axt zum Holzschlagen, ein paar Streichholzschachteln und ein zweites Paar Schuhe.
    Es hatte keinen Sinn hierzubleiben. Irgendwo auf einer dieser verlassenen Straßen würde sie Hilfe finden. Irgendwie fand sie hier heraus. Und was dann? Sie war erst ein paar hundert Meilen gefahren und hatte noch ein großes Stück Weg vor sich. Sollte sie weitermachen oder zurück nach Manhattan und zum Ewigkeits-Zentrum gehen?
    Ein Geräusch ließ sie herumfahren – das leichte Kratzen von Holz und Blättern gegen Metall und das Surren, das nur von einem Elektromotor herrühren konnte.
    Jemand kam die Straße entlang. War ihr jemand gefolgt?
    Sie wurde von Angst ergriffen. Ihr Mut und ihre Kraft hatten sie völlig verlassen, und sie kauerte neben ihrem verbeulten Auto nieder, während der fremde Wagen langsam näherkam. Sie konnte ihn durch das dichte Laub noch nicht sehen.
    In ein paar Sekunden mußte der Wagen das Wespennest erreicht haben. Und was dann? Die Insekten würden eine zweite Störung nicht gerade gnädig aufnehmen.
    Das kratzende, scharrende Geräusch war verstummt. Der Motor lief im Leerlauf. Das Auto war stehengeblieben, bevor es das Wespennest erreichte.
    Eine Tür schlug zu, und Schritte kamen durch das raschelnde Laub. Dann hörte man nichts mehr. Wieder ein paar Schritte, und wieder nichts.
    Ein Mann räusperte sich, schien etwas sagen zu wollen, doch dann schwieg er.
    Die Schritte kamen nicht näher.
    Und dann hörte man eine zögernde Stimme. Es klang, als scheue sich der Mann, die Stille des Waldes zu unterbrechen.
    »Miß Harrison, sind Sie hier?«
    Sie erhob sich überrascht. Sie hatte die Stimme schon einmal gehört – und dann erinnerte sie sich.
    »Mister Sutton«, sagte sie so ruhig und gelassen wie möglich. »Ich bin hier unten. Seien Sie vorsichtig. Am Weg ist ein Wespennest.«
    »Ein Wespennest?«
    »Direkt an der Straße. Vor Ihnen.«
    »Fehlt Ihnen etwas?«
    »Nein. Ich bin nur ziemlich zerstochen. Ich fuhr nämlich in das Nest und kam vom Weg ab, und der Wagen ...«
    Sie zwang sich zum Schweigen. Die Worte sprudelten zu schnell hervor. Sie mußte sich beherrschen. Sie mußte die Hysterie bekämpfen.
    Er war jetzt von der Straße abgebogen und kam den Abhang herunter. Sie sah ihn näherkommen – ein großer, klobiger Mann mit einem verwitterten

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