Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geschäfte mit der Ewigkeit

Geschäfte mit der Ewigkeit

Titel: Geschäfte mit der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
Vom Netzwerk:
sie, ohne ihn dabei anzusehen, »Sie haben diesen Mann nicht umgebracht.«
    »Nein.«
    »Das dachte ich mir«, sagte sie. »Sie müssen nur wegen Ihrer Tätowierungen fliehen. Ist Ihnen schon der Gedanke gekommen, daß Sie sich rehabilitieren könnten, wenn Sie mich ablieferten?«
    »Ja, ich habe daran gedacht.«
    »Und haben Sie es ernsthaft erwogen?«
    »Eigentlich nicht. Wenn man in die Enge getrieben wird, muß man an alles denken. Aber in diesem Fall hätte es natürlich keinen Sinn gehabt.«
    »Vielleicht doch«, meinte sie. »Ich kann mir vorstellen, daß man mich dringend sucht.«
    »Morgen gehe ich«, sagte Frost schließlich. »Sie sind schon genug in Schwierigkeiten. Ich bin nun seit einer Woche hier und konnte mich ausruhen und satt essen. Es wird Zeit, daß ich mich auf den Weg mache. Und für Sie wäre es vielleicht auch besser, wenn Sie gingen. Keiner, der auf der Flucht ist, kann zu lange an einem Ort bleiben.«
    »Weshalb?« fragte sie. »Es besteht keinerlei Gefahr. Woher sollten sie meinen Aufenthaltsort kennen?«
    »Sie haben Hicklin zur Rettungsstation gebracht.«
    »Nachts«, erwiderte sie. »Sie haben mich gar nicht richtig angesehen. Ich sagte ihnen, daß ich auf der Durchreise sei und ihn am Weg gefunden hätte.«
    »Das stimmt«, sagte er. »Aber Sie vergessen Hicklin. Er könnte sprechen.«
    »Ich glaube nicht. Überlegen Sie doch, er war die meiste Zeit bewußtlos. Er sprach nur wirres Zeug. Etwas von Jade. Was er damit wohl gemeint hatte?«
    »Sie gehen also nicht zum Ewigkeits-Zentrum zurück?« fragte er. »Niemals?«
    »Nein, ich gehe nicht zurück.«
    »Und was haben Sie vor?«
    »Ich weiß es noch nicht«, erwiderte sie. »Aber ich gehe nicht zurück. Es ist alles so unwirklich. Eine Scheinwelt – eine harte, grausame Scheinwelt. Wenn man einmal mit der Wirklichkeit in Berührung gekommen ist, wenn man die Wirklichkeit des nackten Erdbodens gespürt hat, wenn man Morgen- und Abenddämmerung kennt und nach ihnen lebt ...«
    Sie drehte sich herum und sah ihn ruhig an. »Das verstehen Sie nicht, habe ich recht?«
    Er schüttelte den Kopf. »Vielleicht war es nicht die richtige Lebensweise«, sagte er. »Ich glaube, das wußten wir alle. Aber wir arbeiten doch auf ein anderes Leben hin, und das ist wichtig. Möglich, daß es einen besseren Weg gibt. Die Generationen nach uns finden ihn wahrscheinlich. Aber wir versuchen doch unser Bestes ...«
    »Das können Sie noch sagen? Nach all dem, was Ihnen zugestoßen ist? Nachdem man Sie fälschlich verurteilt und verbannt hat, nachdem man Ihnen fälschlich einen Mord vorwirft? Sie glauben immer noch an das Ewigkeits-Zentrum?«
    »Es war das Werk von ein paar Männern«, erklärte er. »Aber das bedeutet noch nicht, daß die Grundlagen, auf denen das Ewigkeits-Zentrum aufbaut, falsch sind. Ich glaube immer noch an die Prinzipien, die ich vorher hatte.«
    »Sie müssen verstehen«, sagte sie. »Ich weiß nicht, weshalb es mir so wichtig ist, aber ich will, daß Sie verstehen.«
    Er sah sie an – ein angespanntes, altjüngferliches Gesicht mit einem streng zurückgekämmten Knoten, die dünnen, geraden Lippen, die farblosen Augen. Und dieses Gesicht leuchtete nun von innen heraus. Es strahlte ein Sendungsbewußtsein aus, das nicht recht zu der Frau passen wollte. Ein Lehrerinnengesicht, dachte er, hinter dem sich ein unheimlich scharfer Verstand verbirgt.
    »Vielleicht verstehe ich besser, wenn Sie mir das erzählen, wonach ich noch nicht gefragt habe«, sagte er leise.
    »Weshalb ich weglief? Weshalb ich die Notizen mitnahm?«
    »Ja«, sagte er. »Aber Sie brauchen es mir nicht zu sagen. Früher hätte es mich brennend interessiert. Aber jetzt scheint es so unwichtig.«
    »Ich floh, weil ich mir Sicherheit verschaffen wollte«, sagte sie.
    »Und das, was Sie herausgefunden haben, stimmt?«
    »Ja. Ich glaube es wenigstens. Ich hatte meine Arbeitsberichte immer wieder hinausgeschoben, aber ich wußte, daß ich mich allmählich entscheiden mußte. Wenn man gewisse wichtige Entdeckungen macht, zögert man, sie bekanntzugeben. Man möchte lieber warten, bis man absolut sicher ist. Ich kam in eine Panikstimmung – das heißt, Panik ist vielleicht nicht das richtige Wort. Ich wollte mich für eine Weile absetzen und nachdenken ...«
    »Sie wollen damit sagen, daß Sie vorhatten, zurückzukehren?«
    Sie nickte. »Das war meine Absicht. Aber jetzt kann ich nicht mehr zurück. Ich habe zuviel entdeckt. Mehr als ich entdecken wollte.«
    »Diese

Weitere Kostenlose Bücher