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Geschäfte mit der Ewigkeit

Geschäfte mit der Ewigkeit

Titel: Geschäfte mit der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
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sich auf. Seine Arme waren steif und schmerzten. Einen Augenblick schien der Raum vor seinen Augen zu schwanken, dann war das Gefühl wieder vorbei.
    Die Frau, die die Tür geöffnet hatte, stand an einem Tisch am anderen Ende des Zimmers. Ein winziges Licht flackerte auf und wurde heller, und Frost sah, daß es eine Kerze war. Das letztemal (wie lange war das schon her?) hatte er eine Kerze gesehen, als er mit Ann Harrison zusammen gewesen war.
    Die Frau drehte sich um. Sie hatte ein ebenmäßiges Gesicht. Sie war an die sechzig und wirkte ruhig und zuversichtlich. Das Haar war zu einem Nackenknoten gesteckt, und ihre Jacke hatte am Ellbogen ein großes Loch.
    »Was fehlt ihm?« fragte sie.
    »Offenbar ein Schlangenbiß. Ich fand ihn an einem Lager unten am Fluß. Er war allein.«
    Sie nahm die Kerze und brachte sie zur Koje. Dann drückte sie sie ihm in die Hand.
    »Halten Sie das«, sagte sie. »Ich brauche etwas Licht bei der Arbeit.«
    Sie beugte sich über den Fremden.
    »Es ist das Bein«, erklärte Frost.
    »Ich sehe es.«
    Sie nahm das untere Ende des Hosenbeins in die Hände und zerriß es mit einer einzigen kraftvollen Bewegung. Dann trennte sie das Tuch vorsichtig bis zum Schenkel auf.
    »Halten Sie das Licht tiefer«, befahl sie.
    Das Bein war fleckig. In der dunklen Geschwulst waren rote Tupfen zu sehen. Aus ein paar offenen Wunden lief Flüssigkeit.
    »Wie lange kann er schon so dagelegen haben?«
    »Ich weiß es nicht. Ich fand ihn am Nachmittag.«
    »Sie haben ihn den Berg heraufgeschleppt? In diesem Sturm?«
    »Ich hatte keine andere Möglichkeit«, erwiderte er.
    »Ich kann nicht viel tun«, meinte sie. »Am besten waschen wir ihn und versuchen, ihm etwas heiße Suppe einzuflößen. Dann müssen wir ihn warmhalten.«
    »Medizinische Behandlung ist hier draußen wohl nicht möglich?«
    »Etwa zehn Meilen von hier befindet sich eine Rettungsstation«, sagte sie. »Ich habe einen Wagen. Sobald der Sturm aufhört, können wir ihn hinschaffen. Aber die Straße ist so schlecht, daß das Risiko bei Gewitter zu groß wäre. Erdrutsche und Schlammlöcher. Die Leute von der Rettungsstation werden ihn nach Chikago fliegen, wenn wir rechtzeitig kommen.«
    Sie drehte sich um und ging in die Küche. »Ich werde das Feuer neu anschüren«, sagte sie. »Wir brauchen heißes Wasser. Sie können ihn etwas waschen, während ich die Suppe mache. Vielleicht können wir ihm etwas einflößen.«
    »Er hat ein paar Worte mit mir gesprochen«, meinte Frost. »Nicht viel. Etwas über Jade. Aber die meiste Zeit war er bewußtlos. Ich hatte das Gefühl, einen Toten zu tragen.«
    »Es wäre schlimm, wenn er jetzt gestorben wäre«, erwiderte sie. »Ein unmöglicher Ort. Und im Tal unten ist es noch schlimmer. Bei diesem Gewitter hätte ihn die Rettungsmannschaft niemals rechtzeitig gefunden.«
    »Ich dachte daran.«
    »Sie kamen direkt hierher. Wußten Sie, daß hier oben ein Haus steht?«
    »Vor vielen Jahren kannte ich es gut«, erklärte er. »Ich habe nicht erwartet, jemanden hier zu finden.«
    »Ich habe es benutzt. Ich glaubte, daß niemand etwas dagegen haben würde.«
    »Bestimmt nicht«, versicherte er.
    »Sie sehen aus, als könnten Sie selbst etwas Essen und Schlaf vertragen«, meinte sie.
    »Ich muß Ihnen etwas gestehen, Madam«, sagte er zögernd. »Ich bin ein Verbannter. Ich darf mit niemandem sprechen, und niemand ...«
    Sie hob die Hand. »Ich kenne das Gesetz. Sie brauchen mir nichts zu erklären.«
    »Ich finde nur, Sie müssen es wissen. Der Bart verdeckt die Tätowierungen so ziemlich. Ich bleibe hier und helfe Ihnen, den Mann zu versorgen, und dann verschwinde ich wieder. Ich möchte nicht, daß Sie in Schwierigkeiten kommen.«
    »Junger Mann«, sagte sie, »mir ist es gleich, ob Sie verbannt sind oder nicht. Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß sich hier in der Wildnis jemand darum kümmert.«
    »Aber ich will nicht ...«
    »Als Verbannter hätten Sie sich auch nicht um den Mann kümmern dürfen.«
    »Ich konnte ihn doch nicht da unten umkommen lassen.«
    »Oh doch«, sagte sie. »Er ging Sie nichts an.«
    »Aber, Madam ...«
    »Ich habe Sie schon irgendwo gesehen«, sagte sie. »Ohne den Bart. Schon als Sie die Kerze hielten, habe ich es mir eingebildet.«
    »Sie können mich kaum kennen«, erwiderte er. »Mein Name ist Daniel Frost, und ...«
    »Daniel Frost vom Ewigkeits-Zentrum.«
    »Stimmt. Aber wie ...«
    »Das Radio«, sagte sie. »Ich habe ein Radio, und ich höre die Nachrichten ab. Es

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