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Geschäfte mit der Ewigkeit

Geschäfte mit der Ewigkeit

Titel: Geschäfte mit der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
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weg. Im ganzen Haus sah man kein Zeichen mehr von ihrer Anwesenheit.
    Jetzt erschien das Gebäude leer. Nicht leer, weil niemand darin wohnte, sondern leer in dem Sinn, daß es keinen Zufluchtsort mehr darstellte. Es gehörte einer anderen Zeit an. Jetzt brauchte der Mensch keine Häuser mehr, die inmitten weiter Felder und Wiesen standen. Er lebte in Ungetümen aus Beton und Stahl, die so dicht aneinander klebten, daß man vom Boden nichts mehr sah. Der Mensch, früher ein einsamer Wanderer, hatte sich nun in Herden gruppiert. In Zukunft würde es keine einzelnen Häuser mehr geben. Die ganze Erde würde ein einziges Haus sein, und die Menschen mußten tief in ihrem Innern oder hoch in den Wolken leben. Sie mußten in schwimmenden Städten auf dem Meer oder in wasserfesten Kuppeln auf dem Meeresgrund wohnen. Sie mußten auf großen Satellitenstädten um die Erde kreisen. Und schließlich mußten sie auf andere Planeten auswandern, die man erdähnlich gemacht hatte. Sie mußten jedes Fleckchen ausnützen, und doch konnte man sich den Tag vorstellen, an dem auch das letzte Fleckchen verschwunden war. Der Traum von der Flucht in eine andere Zeit war aus.
    Frost stand auf der Veranda und starrte auf die Wiese hinaus, die von Unkraut und niedrigen Büschen überwachsen war. Das alles hatte früher zu einer Farm gehört. Die alte Zaunhecke war zu einem mächtigen Gehölz gewachsen, das den Wind abschirmte, und die kleinen Bäumchen aus seiner Jugendzeit ragten wie Giganten in den Himmel. Die Zäune waren eingefallen und lückenhaft, und es konnte nicht mehr lange dauern, bis sie ganz verfielen. Noch ein Jahrhundert, in dem sich niemand um die Farm kümmerte, und das Haus und die Scheune würden ebenfalls verfallen.
    Mona Campbell war fort, und er mußte auch gehen. Nicht, daß er ein Ziel vor Augen hatte, sondern einfach, weil es keinen Sinn hatte, länger hierzubleiben. Er würde die Straße entlangwandern. Er würde von Obst und Beeren leben. Irgendwie würde er es schon schaffen. Am besten war es, nach Süden zu gehen, denn in ein paar Monaten fiel hier oben Schnee.
    Vielleicht auch in den Südwesten. In die Wüstengebiete und in die Berge. Diese Gegend hatte er schon oft sehen wollen.
    Mona Campbell war fort. Weshalb war sie gegangen? Vielleicht, weil sie Angst hatte, er könnte sie verraten. Oder vielleicht, weil sie wußte, daß sie ihm zuviel erzählt hatte und ihm nun ausgeliefert war.
    Sie war geflohen, nicht um sich, sondern um die Welt zu schützen. Sie ging in die Einsamkeit, weil sie es nicht fertigbrachte, die Menschheit so zu enttäuschen. Und weil die Hoffnung, die die Hamal-Mathematik bot, zu schwach für die gesellschaftliche Struktur war, die sich der Mensch in langen Jahrhunderten aufgebaut hatte.
    Die Heiligen haben recht, dachte er. Und die Menschheit, die ihren festen Glauben hatte, war zu beneiden. Dennoch glaubte er nicht, daß die Heiligen mit Mona Campbells Konzept einverstanden wären. Ihr Beweis von der Ewigkeit des Lebens war ihnen zu nüchtern. Er versprach weder Glanz noch Posaunenklänge.
    Er besagte nur, daß das Leben in alle Ewigkeit weiterging. Er sagte nichts darüber aus, welche Form das Leben annehmen oder ob es überhaupt eine Form annehmen würde.
    Frost verließ die Veranda und ging über den Hof auf das eingefallene Tor zu. Er konnte gehen, wann er wollte und wohin er wollte. Er brauchte nichts zu packen und keine Pläne zu machen, denn er hatte nur die Kleider, die er am Leib trug – die Kleider, die einem Mann namens Amos Hicklin gehört hatten. Und da er auch kein bestimmtes Ziel hatte, war es unnötig, Pläne zu machen.
    Er hatte das Tor erreicht und machte es auf, als der Wagen plötzlich aus dem Wald kam. Er steuerte über den schmalen Pfad auf das Haus zu.
    Er blieb erstaunt stehen, die Hand auf dem Torpfosten, und im ersten Moment dachte er, daß Mona Campbell zurückgekommen sei.
    Dann sah er, daß zwei Männer im Wagen saßen.
    Die Wagentür öffnete sich, und einer der Männer trat ins Freie.
    »Dan«, sagte Marcus Appleton, »wie nett, Sie hier zu finden. Besonders, da wir Sie nicht im geringsten hier vermuteten.«
    Er war freundlich und liebenswürdig, als wären sie immer gute Freunde gewesen.
    »Vermutlich könnte ich das gleiche von Ihnen behaupten«, meinte Dan. »Ich dachte nicht, daß Sie hierherfinden würden.«
    »Nun, mir ist es nur recht«, meinte Appleton. »So kann ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Ihr könnt beide mitkommen.«
    »Beide?«

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