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Geschäfte mit der Ewigkeit

Geschäfte mit der Ewigkeit

Titel: Geschäfte mit der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D. Simak
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Kreislauf?«
    »Wer sind wir?« fragte sie.
    Und das stimmt, dachte er. Wer sind wir wirklich?
    Ein winziger Tupfen Bewußtseins, der sich arrogant gegen die Weite und Kälte und Leere und Gleichgültigkeit des Universums stemmte? Ein Ding, das sich für wichtig hielt, obwohl es nichts zählte? Ein kleines, schwaches Ich, das sich einbildete, im Mittelpunkt des kreisenden Universums zu stehen, während das Universum von seiner Existenz nichts wußte?
    Dieses Denken war vielleicht gerechtfertigt gewesen, sagte er sich. Aber jetzt nicht mehr. Nicht, wenn Mona Campbell die Wahrheit sagte. Denn wenn sie die Wahrheit sagte, war jedes kleine Ich ein Baustein des Universums und ein grundsätzlicher Ausdruck seines Zwecks.
    »Noch eine Frage«, sagte er. »Was werden Sie mit Ihrem Wissen anfangen?«
    Zum erstenmal schien sie verwirrt. »Was würde Ihrer Meinung nach geschehen, wenn ich meine Berechnungen veröffentliche? Was würde mit dem Ewigkeits-Zentrum geschehen? Mit den Menschen, den Toten und den Lebenden?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte er.
    »Was könnte ich ihnen sagen?« fuhr Mona Campbell fort. »Nicht mehr als Ihnen. Daß das Leben weitergeht, daß es ebensowenig wie Energie zerstört werden kann. Daß es so ewig wie die Zeit und der Raum selbst ist. Daß es ewig sein muß, weil es unauflöslich zu Zeit und Raum gehört. Ich habe keinerlei Hoffnung oder Versprechen für sie. Ich habe lediglich die Gewißheit, daß das Leben nicht endet. Ich könnte ihnen nicht einmal sagen, daß der Tod das beste für sie wäre.«
    »Er könnte es sein?«
    »Ja, er könnte es sein.«
    »Aber in zwanzig, in fünfzig oder in hundert Jahren wird jemand außer Ihnen das Geheimnis entdecken«, erklärte er. »Das Ewigkeits-Zentrum ist überzeugt davon, daß Sie eine Lösung gefunden haben. Man weiß, daß Sie mit der Hamal-Mathematik arbeiten. Man wird ein ganzes Team auf Ihre Arbeit hetzen. Jemand muß schließlich die Wahrheit herausfinden.«
    Mona Campbell blieb ruhig auf der Verandastufe sitzen. »Mag sein«, sagte sie. »Aber dann sollen es die anderen bekanntmachen und nicht ich. Irgendwie bringe ich es nicht fertig, alles einzureißen, was unsere Rasse seit Jahrhunderten aufgebaut hat.«
    »Aber Sie können der Menschheit doch eine neue Hoffnung geben. Sie könnten ihr den Glauben früherer Zeiten zurückgeben.«
    »Dazu ist es zu spät«, erwiderte sie. »Wir wollen selbst an unserer Unsterblichkeit, an unserer Unvergänglichkeit, bauen. Man kann der Menschheit nicht klarmachen, daß sie das aufgeben muß ...«
    »Und deshalb gehen Sie nicht zurück. Nicht weil Sie Angst davor haben, die Zeitreise als unmöglich zu bezeichnen. Sondern weil wir selbst herausfinden müssen, daß das Leben immer weitergeht.«
    »Das ist es«, sagte sie. »Ich darf aus der Menschheit keinen Narrenhaufen machen.«

 
35
     
    Ogden Russell hörte zu graben auf, als er auf die harte Stelle traf. Er glaubte, es sei ein Felsblock. Er grub mit bloßen Händen, und das Loch war immer noch nicht tief genug. Das Kreuz würde ihn noch zur Verzweiflung bringen.
    Er richtete sich auf, und das Loch ging ihm kaum bis zu den Knien. Das Kreuz lag auf dem Sandboden. Er hatte den Querbalken mit starken Lianenruten an das lange Treibholzstück gebunden, das er am Strand entdeckt hatte.
    Ohne Zweifel war nun der Längspfosten zu lang, und er mußte ein zu tiefes Loch graben. Ein kürzeres Holz wäre besser gewesen. Aber er hatte nicht viel Auswahl und mußte nehmen, was er fand. Außerdem besaß er keine Axt, mit der er es hätte kürzen können.
    Wenn das neue Kreuz aufrecht stehen sollte, mußte er das Loch noch einmal so tief machen. Und nun war es wohl nötig, noch einmal von vorne anzufangen, denn er würde es kaum schaffen, den Felsblock auszubuddeln. Er stützte sich müde am Boden ab und stieß mit dem Fuß lustlos gegen den harten Stein. Und als er so dagegenstieß, merkte er, daß es gar kein Stein war.
    Er schüttelte verwirrt den Kopf.
    Was mochte es sein, wenn es kein Felsblock war?
    Wieder beugte er sich über das Loch und tastete den Gegenstand ab. Er stemmte die Handfläche dagegen, und das glatte Ding war seltsam nachgiebig.
    Erregt schaufelte er ein paar Hände voll Sand nach oben. Und dann entdeckte er, daß seine Finger unter den glatten Gegenstand fassen konnten.
    Er grub noch weiter, und seine Finger spürten den Rand des Gegenstands. Er umklammerte diesen Rand und riß mit aller Kraft daran. Das Ding, das er für einen Felsen gehalten hatte,

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