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Geschenke aus dem Paradies

Titel: Geschenke aus dem Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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Hause gebracht hatte, hatte Nel noch keine Gelegenheit gehabt, mit ihrer Tochter zu reden. Daher freute sie sich über diese Stunde, die sie für sich allein hatten.
    »Hm, danke, Mum.«
    Dies schien ihr kein günstiger Augenblick zu sein. Fleur war noch nie ein Morgenmensch gewesen, aber heute trat diese Eigenschaft noch deutlicher zu Tage als sonst.
    »Müde?«
    Fleur nickte.
    Nel biss sich auf die Unterlippe. Sie fragte sich oft, ob sie sich als allein erziehende Mutter Sorgen für zwei machte, konnte aber nicht dagegen an. »Du wirst diesen Aufsatz doch fertig schreiben, oder?«
    »Mum! Ich hab’s dir doch gesagt! Mach dir keine Sorgen. Ich treffe mich mit Jamie, aber ich werde mich trotzdem um den Aufsatz kümmern, obwohl ich es unfair finde, dass sie uns so kurz vor dem Anfang des neuen Halbjahrs noch einen aufgegeben haben.«
    »Deine Prüfungen stehen bevor, und Jamie wohnt in London.«
    »Weiß ich. Ich habe nämlich seine Adresse«, fügte sie gereizt hinzu. »Für den Fall, dass du es vergessen hast, ich bin praktisch jedes Wochenende dort.«
    Nel überhörte die ironische Bemerkung, wandte sich von ihrer Tochter ab und setzte den Teekessel auf. Sie hatte keineswegs vergessen, dass Fleur alle Wochenenden in London verbrachte, und sie hoffte, dass Fleur ihrerseits ihr festes Versprechen nicht vergessen hatte: dass sie das Haus nicht verlassen würde, bevor der Aufsatz fertig war. Nel war nie die Art von Mutter gewesen, die jetzt hätte sagen können: »Du wirst dieses Haus nicht verlassen, bevor du deinen Aufsatz geschrieben hast, junge Dame! Und komm mir nicht mit frechen Antworten!« Sie hatte ihren Kindern gegenüber schon sehr früh auf Vernunft und Erklärungen gebaut und ihren kritischeren Freundinnen erklärt, dass man eben nur die Art Mutter sein könne, die man war. Man kann nicht so tun, als sei man streng und entschieden, wenn man es nicht ist. Vor allem Simon fand das schwer nachvollziehbar.
    »Schätzchen«, begann sie. »Du hast doch versprochen ...«
    »Ja! Und ich tue es auch! Jetzt hör auf zu meckern ...!«
    »Wenn du glaubst, das sei Gemecker ...!«
    »Nein, ich weiß, dass es kein Gemecker ist, aber es ist noch früh am Morgen, und ich bin eben kein Morgenmensch.«
    »So früh ist es gar nicht. Ich war schon beim Drucker, um die Flugblätter und die Formulare für unsere Petition in Auftrag zu geben, ich bin einkaufen gewesen und mit den Hunden Gassi gegangen.«
    »Aber du bist eine Lerche. Ich bin eine Eule. Nein, Villette, du darfst nicht aufstehen. Ich bin zu müde, um dich zu kraulen. Und du auch nicht, Shirley.« Die Hunde zogen sich in ihren Korb zurück, wo sie sich – gemütlich? – übereinander legten.
    Nel küsste ihre Tochter auf die Wange, dann holte sie die Croissants aus der Tüte und schob sie in den Ofen. »Soll ich den Tisch abräumen, damit du hier arbeiten kannst? Oder willst du es in deinem Zimmer machen?«
    »Schon gut, Mum, ich mache es im Wohnzimmer.«
    »Bei laufendem Fernseher, vermute ich.«
    Fleur lächelte. »Stimmt. Haben wir Kirschmarmelade da?«
    Nel kramte das gewünschte Glas aus dem Kühlschrank, wohl wissend, dass es nicht Fleurs Hausaufgaben waren, die sie beunruhigten. Irgendwie schaffte sie es am Ende, rechtzeitig fertig zu sein. Auch Jamie war nicht der Grund für ihre Sorgen. Obwohl sie ihn noch nicht kennen gelernt hatte (»Als hätte er Lust, hier rauszukommen, Mum!«), war sie doch halbwegs glücklich mit der Beziehung, nachdem sie einmal mit seiner Mutter telefoniert hatte, als Fleur ihr Handy zu Hause vergessen hatte. Es waren vielmehr Simons Bemerkungen über den Drogenkonsum junger Frauen, die sich wie ein Knoten von Furcht in ihrem Unterbewusstsein zusammengeballt hatten.
    Als er das Thema zum ersten Mal angesprochen hatte, hatte sie es als eine der Bemerkungen abgetan, die Simon eben zu machen pflegte. Aber obwohl sie damals beteuert hatte, dass sie es wissen würde, wenn ihre Tochter Drogen nähme, war sie sich dessen gar nicht so sicher. Woher sollte sie es wissen? Wie sollte sie die Warnsignale erkennen, wenn sie keine Ahnung hatte, worin diese Warnsignale bestanden? Wenn es doch nur eine Art Sensor gegeben hätte, den man seinen Kindern an die Stirn kleben könnte und der flackern würde, wenn sie etwas Unzuträgliches konsumierten. Da dies nun mal nicht möglich war, wünschte Nel, ihr ältester Sohn wäre zu Hause gewesen. Er und Fleur standen einander sehr nah, und sie würde ihm vielleicht Dinge erzählen, die sie ihrer Mutter

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