Geschenke aus dem Paradies
Kosmetikartikel. Was ich wirklich haben will, ist ...« Sie nannte eine Marke, von der Nel kaum je gehört hatte und die man in einer kleinen Niederlassung einer Drogerie in einer kleinen Stadt gewiss nicht finden würde.
»Ich fürchte, wenn Sie etwas in der Art suchen, werden Sie nach Cheltenham fahren müssen.«
Kerry Anne schüttelte ungeduldig den Kopf. »Da war ich gestern. Nichts. Ich habe es in jedem Laden versucht, und keiner hatte irgendetwas, das ich auf mein Gesicht geben möchte.«
»Hm, wie Sie sehen, ist dies eine kleine Zweigstelle ...«
»Aber wo kaufen Sie denn Feuchtigkeitscreme und solche Sachen? In London? Sie haben eine wunderbare Haut.«
Letzteres war offensichtlich nicht als Kompliment gedacht, sondern eher eine Tatsachenfeststellung, aber Nel fühlte sich dennoch geschmeichelt. Außerdem bestand immerhin die winzige Möglichkeit, dass sie hier den Schlüssel fand, um an Kerry Annes gute Seite heranzukommen. Es wäre eine Schande gewesen, sich diese Gelegenheit entgehen zu lassen.
»Ich kaufe all diese Dinge bei einer Frau, die ihre eigenen Produkte herstellt. Sie verkauft sie auf dem Markt«, fügte sie hinzu. Sie fühlte sich versucht, eine kleine Drohung folgen zu lassen: Wenn Kerry Anne ihren Mann nicht dazu bewegen könne, alle Pläne für ein Bauvorhaben auf den Feuchtwiesen aufzugeben und den Markt weiter auf dem Gelände stattfinden zu lassen, dann würde sie ihr nicht sagen, wo man diese Kosmetikartikel sonst noch kaufen konnte.
»Sie stellt ihre Kosmetik selbst her?«, wiederholte Kerry Anne. »Wie bizarr! Ich interessiere mich sehr für Kosmetik. Ich meine, es ist so wichtig, seiner Haut keine minderwertigen Produkte zuzumuten.«
»Absolut«, murmelte Nel.
»Aber ich finde es doch merkwürdig, seine Kosmetik selbst herzustellen.«
»Eigentlich nicht. Schließlich stellen all diese Firmen« – sie zeigte auf die Theke – »ihre eigene Kosmetik her. Meine Freundin tut das lediglich in ihrem Haus, statt in einer riesigen Fab-rik. Sie benutzt natürliche, reine Zutaten, kombiniert sie miteinander und verkauft sie dann in blauen Glastiegeln.«
»Und taugen sie etwas?«
»Oh ja. Ihr Antifaltenserum ist wirklich hervorragend. Nicht dass Sie sich um Falten sorgen müssten – noch nicht.«
Allein das Wort ließ Kerry Anne erschaudern. »Nun, wo kann ich diese Sachen denn kaufen? Wenn sie wirklich so gut sind?«
Nel dachte hastig nach. Kerry Anne war reich und offensichtlich eine Frau, die bereit war, eine Menge Geld für den Erhalt ihrer Schönheit auszugeben. Wenn Nel sie zu Sacha brachte, würde Kerry Anne ein Vermögen ausgeben. Sacha wäre bestimmt begeistert über eine Kundin mit einem so großen Portemonnaie, und ein Besuch bei ihr würde Kerry Anne vielleicht ein wenig weicher machen – und nicht nur an der Oberfläche. Vielleicht würde es ihre Meinung über das Bauvorhaben auf den Feuchtwiesen am Fluss ändern.
»Nun«, sagte Nel, »Sie könnten einfach auf den nächsten Markt warten. Oder nach Bath fahren. Ich glaube, Sacha verkauft ihre Sachen dort ...« Sie machte eine aufreizende Pause.
»Oder was?« Zu Nels großer Zufriedenheit begriff Kerry Anne sofort, dass sie eine Alternative in petto hielt.
»Oder Sie können zu ihrem so genannten Fabrikverkauf fahren und sie direkt dort kaufen.« Es überraschte Nel nicht, dass Kerry Annes Augen sich interessiert weiteten. Fast alle Frauen liebten Schnäppchen, und das Wort »Fabrikverkauf« deutete die Möglichkeit eines billigeren Einkaufs an. Nel würde Sacha natürlich vorwarnen und dafür sorgen, dass Kerry Anne doppelt so viel bezahlte wie alle anderen.
»Können Sie mir sagen, wo ich hin muss?«
»Das könnte ich, aber ich bin zu gut erzogen«, murmelte Nel und fuhr dann lauter fort: »Es wäre besser, wenn ich Sie begleite. Es ist ziemlich schwer zu finden. Sie könnten aber auch einfach auf den nächsten Markt warten. Er findet in drei Wochen statt.«
»Ich glaube nicht, dass Pierce den Markt zulassen wird«, erwiderte Kerry Anne. »Wir halten es für besser, wenn die Leute sich an den Gedanken gewöhnen, dass das Gelände ihnen nicht länger zur Verfügung steht.«
»In dem Fall«, sagte Nel liebenswürdig, »kann ich Sie unmöglich zu meiner Freundin bringen. Sie können nicht erwarten, dass sie Sie willkommen heißt, wenn Sie gleichzeitig beabsichtigen, sie von ihrer Haupteinnahmequelle abzuschneiden.«
Kerry Annes Augen wurden schmal. Sie schien hin und her gerissen zu sein zwischen Enttäuschung
Weitere Kostenlose Bücher