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Geschenke aus dem Paradies

Titel: Geschenke aus dem Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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Nel nicht daran gewöhnt gewesen, von ihren Kindern ausgelacht zu werden, und durchaus im Stande, wohlmeinende Erheiterung zu erkennen.
    »Ich fürchte, Rechtsanwälte sind genauso schlimm wie alle anderen auch«, sagte Jake.
    Nel musterte ihn. »Und in manchen Fällen noch schlimmer.«
    Der Augenblick des Schweigens wurde hastig von einem anderen Scherz überbrückt, aber Nel wünschte trotzdem, sie hätte sich diese Bemerkung verkniffen. Sie war unpassend. Jakes Einstellung zu dem Bauvorhaben und zu ihren ziemlich fruchtlosen Versuchen, dagegen zu protestieren, mochten ihr noch so sehr missfallen, im Augenblick war er nett zu ihr: Die Schroffheit war verschwunden, und er erwies sich als ebenso unterhaltsam wie seine Kollegen.
    Sie konnte die Bemerkung nicht einfach im Raum stehen lassen. Sie legte eine Hand auf seine, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. »Ich habe das nicht ganz so gemeint, wie es klang.«
    Er drückte kaum merklich ihre Finger, um ihre Entschuldigung anzunehmen, und der peinliche Augenblick war vorüber.
    Jake lachte nicht ganz so viel wie seine Kollegen. Sie waren jünger als er, aber Nel gewann den Eindruck, dass er normalerweise ein wenig lebhafter war als jetzt. Es lag an ihrer Anwesenheit, wurde ihr klar. Sie hatte ihm den Abend verdorben. Sie beschloss, sich nicht zum Bleiben überreden zu lassen und zu gehen, sobald sie eine Tasse Kaffee getrunken hatte. Sie konnte mit dem Taxi zurück zur Disko fahren.
    »Wer ist für Nachtisch?«, sagte Dan. »Nel, probieren Sie die Zabaglione, die ist zum Sterben gut.«
    »Ich denke, ich sollte mich langsam ...«
    »Setzen Sie sich«, sagte Jake entschieden. »Essen Sie noch einen Nachtisch. Und was die Zabaglione betrifft, hat Dan Recht. Sie macht nicht einmal dick.«
    Nel funkelte ihn an, mit einer Mischung aus Entsetzen und Zorn. »Woher wissen Sie das?«
    »Sie kann nicht dick machen, sie besteht praktisch aus Luft. Außerdem«, Jake legte seine Hand auf ihre, »außerdem ist es noch viel zu früh, um ins Chill zu gehen.«
    »Wollen Sie ins Chill?«, fragte Paul. »Kommen Sie lieber mit uns. Wir gehen runter in die Billardhalle. Die Drinks kann man vergessen, aber die Musik ist große Klasse.«
    Nel musste wider Willen lachen. Ein Brandy Alexander und zwei Gläser Rotwein hatten ihrer Sorge die Spitze genommen. »Ich will keine Kneipentour machen«, erklärte sie fest. »Ich will feststellen, was meine Tochter dort tut.«
    »Ist sie hübsch?«
    »Sehr«, sagte Nel. »Finde ich wenigstens.«
    »Sie ist sehr hübsch«, sagte Jake.
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie sie kennen gelernt haben.«
    »Habe ich auch nicht, aber ich habe sie neulich auf dem Markt gesehen. Ich habe sie ohne weiteres erkannt, sie sieht genauso aus wie ihre Mutter.«
    Nel wurde klar, dass in diesen Worten irgendwo ein Kompliment steckte, aber sie konnte es nicht annehmen. »Das tut sie nicht. Sie ist blond und blauäugig, und ich bin ... das nicht.«
    »Sie sehen sich trotzdem ähnlich. Irgendetwas an den Augen.«
    Nel seufzte. Sie konnte die Ähnlichkeit einfach nicht erkennen.
    »Also, eine Zabaglione für alle?«
    »Für mich nicht, wirklich nicht«, sagte Nel. Sie hatte eine Visakarte bei sich und eine gewisse Menge Bargeld, aber sie wollte nicht alles für ihren Anteil am Essen ausgeben.
    »Dann also nur für die Jungs, danke, Luigi«, sagte Dan.
    »Wenn es immer noch zu früh ist, um wie viel Uhr kann ich dann in der Disko auftauchen?«, fragte Nel.
    »Frühestens um Mitternacht«, erklärte Paul.
    »Gütiger Gott!«
    »Geht sie noch zur Schule?«
    »Ja. Kurz vor dem Abitur.«
    »Ich habe nie im Leben so hart gearbeitet wie für mein Abitur, weder vorher noch nachher«, bemerkte einer der Männer.
    »Ich auch nicht. Die mittlere Reife war der reinste Spaziergang. Das Abi war grauenhaft.«
    »Ihre Eltern müssen sehr stolz auf Sie sein.« Nel war plötzlich ganz mütterlich zu Mute, ein Gefühl, das sie den ganzen Abend über nicht gehabt hatte.
    »Ja, wahrscheinlich. Sie waren begeistert, als ich gute Noten nach Hause brachte. Haben Sie abgesehen von Ihrer Tochter noch weitere Kinder?«
    »Ja, zwei Söhne auf der Universität. Einer studiert in London, und er wäre mit mir in die Disko gegangen, aber er konnte nicht.«
    »Sie sehen nicht alt genug aus, um Kinder auf der Universität zu haben«, sagte Paul.
    Nel lächelte auf eine Art und Weise, die vollkommen klar machte, dass sie wusste, dass man ihr ein Kompliment machte, und dass sie es nicht glaubte. »Vielen

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