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Geschenke aus dem Paradies

Titel: Geschenke aus dem Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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der Nähe stammen; alles, was in einem Umkreis von hundert Meilen um die M25 erzeugt wird, darf auf dem Markt verkauft werden. Die Sachen sind sehr beliebt. Die Leute kaufen gern direkt vom Erzeuger.«
    »Du brauchst nicht nach London zu fahren, um das herauszufinden, aber ich mache dir keine Vorwürfe, dass du dich um Fleur sorgst. Neulich stand wieder ein Artikel in der Zeitung; ein törichtes junges Mädchen hatte an seinem Geburtstag Ecstasy genommen und ist daran gestorben.«
    »Pst ...«, zischte Nel. Sie las keine Zeitungen, mit Ausnahme der Lifestylespalten und des Kreuzworträtsels, und es war ihr gelungen, bei den Nachrichten, die sie im Radio gehört hatte, nicht allzu viele Einzelheiten über das fragliche Mädchen aufzunehmen. Sie brauchte Simon nicht, um sie daran zu erinnern.
    »Bitte, Simon. Ich bitte dich, mich zu begleiten, mir zuliebe.«
    »Und ich sage dir zuliebe nein. Ich finde nicht, dass du nach London fahren solltest. Du verbringst viel zu viel Zeit damit, deinen Kindern nachzulaufen, obwohl sie gar keine Kinder mehr sind.«
    »Also, obwohl ich dich darum bitte, dich sogar anflehe, mich zu begleiten, willst du nicht mitkommen?«
    »Nein.«
    »Schön.«
    »Nel, nimm es nicht persönlich ...«
    Da sie nicht wusste, wie sie es sonst nehmen sollte, legte Nel auf.
    Nel ließ die Hunde nachts nicht gern allein im Haus, aber Vivian hatte versprochen, herzukommen und noch einmal nach ihnen zu sehen, daher würde es ihnen wohl an nichts fehlen. Am Samstagmorgen fütterte sie sie, ging mit ihnen Gassi und gab ihnen Schweineohren zum Kauen, dann nahm sie den Frühzug nach London. Wenn sie zu einer annehmbareren Zeit gefahren wäre, wäre der Bauernmarkt vorüber gewesen, bis sie dort ankam.
    Es war immer eine heikle Sache, sich auf dem Land für zwei verschiedene Vorhaben in der Stadt anzuziehen, befand Nel. Sie wünschte, Vivian hätte sie begleitet. Dann hätte es vielleicht sogar Spaß machen können. Wie die Dinge lagen, wählte sie schließlich eine schwarze Hose, ein kleines schwarzes Top, einen Pullover mit V-Ausschnitt, der ebenfalls schwarz war, und eine bequeme Jacke, die lang genug war, um ihre Hüften zu bedecken. Dann zog sie einen Wintermantel an, der Marc gehört hatte. Er war ausgesprochen schwer, aber auch ausgesprochen warm. Sie entschied sich für ihn, für den Fall, dass sie den letzten Zug nach Hause verpasste und auf einer Bank schlafen musste: Der Mantel würde eine Art Zelt abgeben. Außerdem trug sie gern etwas von Marc – Socken, einen Pullover, ein T-Shirt –, wenn sie etwas Beängstigendes tat, das die Kinder betraf. Auf diese Weise konnte sie sich vorstellen, dass sie als allein erziehende Mutter nicht so ganz allein dastand. Ein fuchsienfarbener Pashmina über dem Top würde ihre Aufmachung tagsüber ein wenig passender erscheinen lassen als unbarmherziges Schwarz.
    Als sie zwölf Stunden später mit der U-Bahn von Notting Hill Gate zum Oxford Circus gefahren und Sams Wegbeschreibung zur Disko gefolgt war, war es eine ziemlich ernüchternde Erfahrung, vor verschlossenen Türen zu stehen. Ihre Füße brachten sie um; sie war den ganzen Tag unterwegs gewesen, und obwohl der Besuch auf dem Markt faszinierend und äußerst nützlich gewesen war, hatte das Unternehmen sie doch sehr angestrengt.
    Als der Markt vorüber war, hatte sie den größten Teil des Nachmittags in Kunstgalerien verbracht. Dann war sie in ein kleines Programmkino gegangen und hatte dort einen sehr intellektuellen Schwarz-Weiß-Film verschlafen. Aber sie hatte den Mittagsschlaf dringender gebraucht als eine Verbesserung ihrer Kenntnisse über den Spanischen Bürgerkrieg, betrachtet durch die Augen eines blinden Kindes und seiner Großmutter.
    Jetzt, nach einer Tasse starkem Kaffee, war sie endlich am richtigen Ort angelangt, und es war alles verschlossen. Ein Plakat an der Tür besagte, dass die Disko nicht vor zehn Uhr öffnete! Sie wusste, dass in London alles sehr viel später anfing, aber zehn Uhr! Kein Wunder, dass Fleur immer so müde war.
    Als ihr der Gedanke kam, Fleur könne sie vor dem Gebäude herumlungern sehen, ging Nel die Seitenstraße hinunter, in der sie sich befand, und suchte nach Schaufenstern. Es gab keine. Es gab überhaupt nichts, was sie hätte tun können. Sie konnte nur darauf warten, dass die Disko öffnete, und da sich keine Schlange bildete, vermutete sie, dass das noch eine Weile dauern würde.
    Sie machte sich auf den Weg in Richtung Oxford Street; dort waren zumindest

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