Geschenke für den Kommissar - Kriminalroman
er daraufhin dem Räuber gefolgt war. Wie er es beinahe geschafft hatte ihn zu erwischen, dann aber die Straßenbahn um eine Sekunde zu früh abgefahren war. Als er seinen Bericht fast beendet hatte, klingelte es. Ein Kollege drückte den Türöffner und eine ältere Dame betrat das Revier. Sie schien sehr erregt zu sein.
„Guten Tag. Ich möchte einen Raub melden“, berichtete sie mit zitteriger Stimme. „Stellen Sie sich vor, mir hat jemand meine Handtasche weggerissen. Ich wollte in die Stadt fahren, zum Einkaufen. Und hatte doch so viel Geld dabei. Und meine ganzen Papiere.“
Sie schaute den diensthabenden Beamten flehentlich an. „Was soll ich jetzt nur machen? Helfen Sie mir, bitte, das können Sie doch bestimmt, oder?“
„Ich glaube fast, wir können Ihnen tatsächlich helfen. Beruhigen Sie sich. Es ist alles in Ordnung. Wenn Sie bitte einen kleinen Augenblick warten wollen.“
Der Polizist huschte nach hinten. Kurz darauf kam er mit der Handtasche zurück.
„Meine Tasche“, klang es ihm überrascht entgegen. „Das ist ja meine Handtasche. Ich wusste doch, auf die Polizei ist Verlass.“
„Dafür sind wir doch da“, kam es geschmeichelt zurück. „Und wenn Sie sich stark genug für eine Gegenüberstellung fühlen, könnten Sie auch gleich den Täter identifizieren.“
Die Frau schaute den Beamten bewundernd an. „Den haben Sie auch schon gefasst? Das ging ja schnell, wie haben Sie das denn gemacht? Respekt, Herr Wachtmeister. Natürlich kann ich das. Ich möchte nämlich dem Kerl ins Gesicht sehen, der einer alten Frau so etwas antut.“
„Schön, dann kommen Sie bitte mit.“
Der Beamte führte die Frau am Tresen vorbei in den hinteren Raum, wo Hund und Haffmann Karlo vernahmen. Der Beamte hatte der Frau beruhigend die Hand an den Rücken gelegt und deutete auf Karlo.
„Schauen Sie sich diesen Mann genau an. Erkennen Sie ihn wieder? Nehmen Sie sich Zeit, Sie sollten sich wirklich sicher sein.“
„Aber ja. Natürlich erkenne ich ihn.“ Die Stimme der Frau klang höchst erregt.
Haffmann beugte sich voller Genugtuung über den Tisch. „Siehst du, Kölner. Ich hab’s dir gesagt. Diesmal haben wir dich am Arsch.“
Die Frau hob eine Hand. „Aber nein, meine Herren. Sie missverstehen da etwas. Natürlich kenne ich diesen Herrn hier. Das ist doch der nette Mann, der den Räuber verfolgt hat. Der wollte mir helfen.“
Karlo pustete die Luft aus. Ihm stand die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. „Ich habe ihn leider nicht mehr erwischt“, erklärte er der Frau bedauernd. „Aber die Handtasche, die hat der Kerl in seiner Panik verloren.“ Er schaute die Frau fragend an. „Aber, sagen Sie, wo waren Sie denn auf einmal?“
„Ach, mir ist von der ganzen Aufregung schwindelig geworden. Der Kreislauf, wissen Sie. Ich bin einfach umgekippt. Aber die netten Damen von der Begegnungsstätte haben das mitbekommen und haben sich um mich gekümmert. Ich habe dort einen Kaffee getrunken, der hat mich wieder auf die Beine gebracht. Als es mir besser ging, bin ich gleich hergekommen, um Anzeige zu erstatten.“
Plötzlich bemerkte sie entsetzt die Handschellen, die Karlos Hände noch immer auf dem Rücken fixierten. Ihr Ton wurde vorwurfsvoll. „Was soll denn das? Nehmen Sie doch bitte diesem netten Mann die Fesseln ab. Das hat er wirklich nicht verdient. Und geben Sie mir endlich meine Tasche, damit ich meinem Retter eine kleine Belohnung geben kann.“
Die kleine Belohnung hatte Karlo großzügig abgelehnt.
Ehrensache, das hätte doch jeder getan
, so hatte er gesagt. Das erfolgte zwar schweren Herzens, denn er war mal wieder ziemlich pleite. Ab heute jedoch hatte er Arbeit, da könnte er vielleicht einen kleinen Vorschuss bekommen. Natürlich kam er durch diesen Vorfall viel zu spät, doch Reinfeld würde das bestimmt verstehen und ihm die Verspätung nachsehen.
„Wer bezahlt mir jetzt meinen Verdienstausfall?“, klagte er, nachdem seine Hände wieder frei waren. Es war eine rein rhetorische Frage, aber er musste sie einfach aussprechen. „Macht ihr das? Ist ja nicht meine Schuld, wenn ihr mir nicht glaubt.“
Dann huschte ein Leuchten über sein Gesicht. „Ach, da wir schon beim Bezahlen sind – die Sache mit dem Motorrad. Da gibt es einiges zu reparieren. Das wird bestimmt nicht billig, meine Herren.“
Karlo tippte mit dem Finger an die Schläfe, zwinkerte der Frau noch einmal zu und wollte das Revier verlassen, doch Manfred Haffmann verdarb ihm den großen
Weitere Kostenlose Bücher