Geschichte der deutschen Sprache
Impulse auf die Entwicklung der deutschen Sprache ausgehen. Die Veränderungen, die in der deutschen Gegenwartssprache festzustellen sind, spiegeln vielmehr die Verhältnisse innerhalb der gesamten Bevölkerung wider, die im Unterschied zu früheren Zeiten durch eine hohe regionale und soziale Mobilität und eine Bildung unterschiedlicher sozialer Milieus gekennzeichnet ist.
Dies zeigt sich insbesondere im Bereich der sprachlichen Varietäten : Ungeachtet des weit reichenden Verlusts deutschsprachiger Dialekträume in Osteuropa, nimmt auch die Bedeutung von Mundarten in der modernen Gesellschaft im Allgemeinen immer weiter ab. Dies bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass die deutschen Dialekte von einem Aussterben bedroht seien: Da sie noch immer als Mittel zur Schaffung regionaler Identität dienen, werden sie wohl auch in Zukunft bestehen, selbst wenn sie an Gewicht im öffentlichen oder beruflichen Sprachgebrauch eingebüßt haben. Die Bedeutung von Fach- und Sondersprachen nimmt seit der Mitte des letzten Jahrhunderts nicht ab, selbst wenn in Zeiten wachsender Internationalisierung (Europäisierung und Globalisierung) das Englische im internationalen Sprachgebrauch das Deutsche (wie viele andere Einzelsprachen auch) zu verdrängen droht, im Gegenteil: Auf nationaler Ebene spielt der Gebrauch von Sprache in Handel und Gewerbe, Dienstleistung und Verwaltung, Technik und Wissenschaft sowie Bildung in Schule in Hochschule eine immer wichtigere Rolle, die auch im Rahmen der Sprachdidaktik Berücksichtigung zu finden hat. Dies gilt auch für den Sprachgebrauch in der Politik, wobei sich der Sprachunterschied zwischen Ost und West, der noch vor wenigen Jahrzehnten bisweilen sogar als Merkmal einer eigenen sprachgeschichtlichen Periode herhaltenmusste, mit der Vereinigung der beiden deutschen Staaten weitgehend überholt hat.
Im Ganzen ist festzustellen, dass der öffentliche Sprachgebrauch in Deutschland zahlreichen Einflüssen aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft, Technik, Kultur, Beruf und Freizeit usw. unterliegt. Dabei spielen insbesondere auch die Massenmedien wie Funk und Fernsehen, Telefon und Handy sowie in jüngerer Zeit das Internet und die mit ihm verbundenen Dienste wie E-Mail oder das World Wide Web eine wichtige (wenn auch noch nicht abschließend zu beurteilende) Rolle. Der allgemeine Sprachgebrauch neigt dabei verstärkt zu sprachlichen Varianten und fremdsprachlichen Interferenzen , die die Verbindlichkeit der standardsprachlichen Normen, die im Wesentlichen ein Ergebnis intensiver Bemühungen aus dem 19. Jahrhundert sind, zu lockern (wenn nicht gar im Ansatz zu unterlaufen) beginnen (vgl. abschließend die folgende tabellarische Übersicht).
Diese Lockerung standardsprachlicher Normen hat in jüngerer Zeit zu einer vermehrten Diskussion über richtiges und gutes Deutsch in der Öffentlichkeit geführt (zu denken ist hier nur an die Fremdwortfrage oder die Rechtschreibreform). Diese Diskussion mag aus sprachwissenschaftlicher (bisweilen auch aus politischer und sozialer) Sicht nicht immer angemessen sein, ist aber dennoch von großer Bedeutung: Denn sie zeigt das rege Interesse an der Sprache als einer wichtigen kulturellen und sozialen Grundlage unserer vielgestaltigen, um nicht zu sagen: plurizentrischen und multikulturellen Gesellschaft. Dieses Interesse wach zu halten und zu fördern, ist eine wichtige Aufgabe der Bildungspolitik, da die Diskussion über eine Sprache immer auch eine Diskussion über eine Gesellschaft ist. Die Aufgabe von Sprachwissenschaft und Sprachdidaktik ist es dabei, auch die erforderlichen Modelle und Befunde bereitzustellen, damit diese Diskussion zu begründeten und gerechten Urteilen kommen kann und sich nicht im Nebel unbegründet gefasster Vorurteile verliert. Hierbei kommt insbesondere auch der Betrachtung der deutschen Sprachgeschichte eine bedeutende Rolle zu: Denn nur mit Kenntnis der Vergangenheit der deutschen Sprache können wir ihre Gegenwart hinreichend begreifen und angemessen beurteilen.
Gegenwartssprache
Sprachsystematische Tendenzen (Auswahl)
Lautung
Abschwächung der Vokale in unbetonten Nebensilben bis zu deren Schwund
partielle Beibehaltung der Aussprache von Wörtern angloamerikanischer Herkunft
Schreibung
geduldete (teils gewollte) Zulassung von alternativen Schreibungen
Form- und Wortbildung
Abnahme der synthetischen Kasuskennzeichnung (Rückgang von Genitiven; Unsicherheit bei Unterscheidung Dativ und Akkusativ)
Ausbau von synthetischen
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