Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
die merkwürdigenThatsachen, die unmittelbar auf meinen Gegenstand Bezug haben, mittheilen.
Siebenzig Tage nach ihrer Abreise von Panama gingen sie in einem Hafen, der später den Namen Puerto de la Hambre (Hungerhafen)
erhielt, ans Land. Vorher waren sie schon in viele Häfen eingelaufen, hatten sie aber, da sie die Küste menschenleer fanden,
wieder verlassen. In dem Hungerhafen blieb der Hauptmann mit achtzig Leuten, denn die übrigen waren bereits gestorben, und
schickte, da die Lebensmittel aufgezehrt waren und auch diese Gegend keine darbot, das Schiff mit den Matrosen und einem Hauptmanne
nach der Perleninsel, welche an der Gränze von Panama liegt, um sich dort damit zu versehen, in der festen Hoffnung, daß diese
Zufuhr in zehn bis zwölf Tagen eintreffen würde. Das Glück war aber, wie immer oder doch meistens, ungünstig und das Schiff
brauchte zu seiner Hin- und Herreise siebenundvierzig Tage. Während dieser Zeit fristeten der Hauptmann und seine Gefährten
ihr Leben mit einer Seemuschel, welche sie am Strande mit vieler Mühe aufsammelten und mit sehr bittern Palmsprossen. Manche
waren so elend, daß sie über dem Aufsuchen ihrer Nahrung erlagen; überhaupt starben, während das Schiff auf dem Wege war,
über zwanzig Leute. Als dieses mit der Zufuhr von Mundvorrath ankam, erzählte der Hauptmann und die Matrosen, daß sie auf
dem Hinwege aus Mangel an Lebensmitteln eine gegerbte Kuhhaut, welche sie von den Schläuchen der Schiffspumpe ablösten, kochten
und unter sich vertheilten, gegessen hätten. Als sich die Mannschaft, die noch am Leben war, mit den Vorräthen, welche das
Schiff mitbrachte und die in Mais und Schweinen bestand, wieder hergestellt hatte, setzte der Hauptmann seine Reise fort und
kam an einen hochgelegenen festen und mit Palissaden umgebenen Ort, den sie mit Lebensmitteln reichlich versehen, aber von
den Einwohnern verlassen fanden. Am folgenden Tage erschienen zahlreiche Krieger, und da sie sehr beherzt und gut bewaffnet
waren, so wurden die Christen, welche der Hunger und die überstandenen Mühseligkeiten geschwächt hatten, geschlagen; der Hauptmann
empfing sieben Wunden, von denen die geringste lebensgefährlich war; die Indier, welche ihn verwundet hatten, hielten ihn
für todt und ließen ihn liegen. Außer ihm wurden siebenzehn Leute verwundet und fünf wurden getödtet. Als derHauptmann diese Niederlage und kein Mittel sah wie er hier seine Wunden heilen und seine Mannschaft ergänzen könne, schiffte
er sich ein und steuerte nach dem Gebiete von Panama zurück, wo er bei einem indischen Orte in der Nähe der Perleninsel, welcher
Chuchama heißt, ans Land ging. Von hier aus schickte er das Schiff, weil es der vielen Würmer wegen, die sich in ihm eingenistet
hatten, nicht mehr die See halten konnte, nach Panama und ließ den Pedrarias von allem, was ihm begegnet war, in Kenntniß
setzen; er selbst blieb zurück, um für seine und seiner Gefährten Heilung zu sorgen.
3. Diego de Almagro sucht Pizarro auf. Ihre Vereinigung und neue Zurüstungen zur Fortsetzung ihres Unternehmens. Sie entdecken
Locamez.
Einige Tage vor der Ankunft des Fahrzeuges in Panama war der Hauptmann Diego de Almagro, welcher sich ebenfalls bei dem Unternehmen
betheiligt hatte, mit einem andern Schiffe und mit siebenzig Leuten abgereist, um dem Hauptmanne Pizarro zu folgen und ihn
aufzusuchen. Er kam bis zu dem Orte, wo Pizarro eine Niederlage erlitten hatte, und bestand ebenfalls einen Kampf mit den
Indiern, in welchem er den Kürzeren zog; obschon er aber dabei ein Auge verlor und viele Christen verwundet wurden, so gelang
es doch die Indier aus dem Orte zu vertreiben und ihn in Brand zu stecken. Sie schifften sich darauf wieder ein und folgten
der Küste bis zu einem großen Flusse, welchem sie den Namen San Juan beilegten, weil sie ihn am Tage dieses Heiligen (24 Junius)
erreichten. Sie bekamen daselbst einige Stücke Gold; da aber keine Spur des Hauptmanns Pizarro zu finden war, segelte Almagro
nach Chuchama, wo er ihn antraf. Sie kamen überein, daß Almagro nach Panama gehen, zur Fortsetzung ihres Unternehmens Schiffe
ausrüsten, mehr Mannschaft anwerben und zu diesen Zwecken den Rest ihres Vermögens verwenden solle, denn bereits schuldeten
sie über zehntausend Castellanos. 5 Zu Panama fanden sie von Seiten des Pedrarias und anderer großen Widerspruch, indem diese bemerkten, man solle eine Reise,
von der die kaiserliche Majestät
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