Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
keinen Vortheil habe, nicht fortsetzen. Der Hauptmann Almagro, mit der Vollmacht seines Gefährten
versehen, bewies indessen große Beharrlichkeit in dem, was sie beide einmal begonnen hatten, und bedeutete dem Statthalter
Pedrarias,er mögt ihnen keine Hindernisse in den Weg legen, denn sie hofften, daß mit Gottes Hülfe Se. Majestät allerdings Vortheil
von dieser Reise ziehen werde. Pedrarias war dadurch gezwungen seine Einwilligung zur Anwerbung von Mannschaft zu geben. Almagro
verließ Panama mit 110 Mann und landete an dem Orte, wo sich Pizarro mit den andern fünfzig befand, die von den 110 die mit
ihm abgesegelt, und den siebenzig welche Almagro, um ihn aufzusuchen, mitgenommen hatte, noch übrig waren. Der Tod hatte also
bereits 130 hinweggerafft. Die beiden Hauptleute segelten nun mit ihren beiden Schiffen und 160 Mann wieder ab und folgten
stets der Küste. Wo sie Wohnungen vermutheten, gingen sie mit drei Canots, die mit sechzig Ruderern bemannt waren, ans Land
und versahen sich so mit Lebensmitteln. Auf diese Weise fuhren sie drei Jahre und erduldeten große Mühseligkeiten, Hunger
und Kälte; der größte Theil von ihnen starb vor Hunger und nur fünfzig blieben am Leben; dabei hatten sie am Ende der drei
Jahre noch kein gutes Land entdeckt, alles war Sumpf und unbewohnbarer, der Überschwemmung ausgesetzter Schlammboden. Das
erste gute Land, welches sie entdeckten, lag jenseits des Flusses San Juan. Pizarro blieb hier mit dem geringen Reste der
Mannschaft und schickte einen Hauptmann mit dem kleinsten Schiffe ab, um weiterhin an der Küste ein gutes Land aufzusuchen,
Diego de Almagro aber sendete er mit dem andern Schiffe nach Panama, um frische Mannschaft zu holen, denn mit den wenigen
Leuten, von denen fortwährend noch viele starben, konnten sie auf den beiden Schiffen zugleich nicht auf weitere Entdeckungen
ausgehen. Das auf Entdeckungen ausgelaufene Fahrzeug kam nach siebenzig Tagen zum Flusse San Juan, wo sich Pizarro mit seinen
Leuten aushielt, zurück und stattete Bericht ab über das was es ausgerichtet hatte. Es war bis zu dem Orte Cancebi, der an
jener Küste liegt, vorgerückt, und die Schiffsmannschaft hatte schon, ehe sie diesen Ort erreichte, andere an Gold und Silber
reiche Dörfer gefunden, deren Bewohner mehr Lebensart besaßen als alle übrigen Indianer, die ihr bis jetzt vorgekommen waren.
Sie brachten sechs Leute mit, um sie die spanische Sprache erlernen zu lassen, so wie auch Gold, Silber und Zeuge. Der Hauptmann
und seine Gefährten empfanden darüber so große Freude, daß sie alle erduldeten Mühseligkeiten und die Verluste,welche sie erlitten hatten, vergaßen und schon in dem Lande, welches so viel von sich versprach, zu seyn wünschten. Als Almagro
mit dem mit Kriegsvolk und Pferden befrachteten Schiffe zurückkam, verließen beide Fahrzeuge mit den Hauptleuten und der ganzen
Mannschaft den Fluß San Juan, um nach dem neuentdeckten Lande zu gehen. Da die Fahrt an jener Küste sehr mühevoll war, so
verging darüber so viel Zeit, daß der Mundvorrath nicht ausreichte und man sich gezwungen sah die Mannschaft ans Land gehen
zu lassen. Hier setzten sie ihren Weg fort und verschafften sich Lebensmittel, wo sie deren habhaft werden konnten. Die Schiffe
gingen in der Bai San Mateo, bei einem Orte, den die Spanier Santiago nannten, und bei den Oertern von Tacamez, welche alle
weiterhin an der Küste liegen, vor Anker. Die Christen bemerkten, daß diese Wohnplätze groß und von zahlreichen, kriegerischen
Leuten bevölkert waren, und als neunzig Spanier eine Meile von einem derselben landeten, brachen sogleich mehr als zehntausend
indische Krieger auf, um sie zu empfangen. Als die Indianer aber sahen, daß die Christen ihnen kein Leid zufügen oder an ihrem
Eigenthum kränken wollten, sondern mit vieler Freundlichkeit den Frieden anboten, dachten sie nicht mehr daran sie zu bekämpfen,
was anfänglich ihre Absicht gewesen war. In diesem Lande gab es eine Menge Lebensmittel und die Bevölkerung zeigte eine ziemlich
gute Gesittung; die Oerter hatten ihre Straßen und Plätze; einer derselben zählte mehr als dreitausend Häuser, andere waren
kleiner.
4. Pizarro landet in Peru. Geht nach Spanien und wird zum Statthalter von Peru ernannt. Abreise von Panama zur Eroberung Perus
(1531). Landung in der Bay San Mateo. Ueberfall eines Ortes.
Die Hauptleute und die andern Spanier sahen wohl ein, daß bei ihrer geringen
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