Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
bekümmern, wer der Mitspielende
war; und mochte dieß nun ein Matrose oder ein Pächter seyn, so verlangte er von diesem doch nie andereRücksichten als solche, die ihm als Statthalter gebührten. Nicht leicht war irgend ein Geschäft vermögend ihn vom Spiele
abzurufen, besonders wenn er verlor; nur wenn ihm ein Aufstand der Indianer angezeigt wurde, eilte er davon, legte seine Rüstung
an, ergriff Speer und Schild und eilte durch die Stadt an die Stelle, wo die Unruhen waren, mit solcher Hast, daß seine Leute
die größte Mühe hatten ihm zu folgen. Beide Feldherren waren so tapfer und gewandt im Kriegführen gegen die Indianer, daß
jeder von ihnen sich nicht scheute allein hundert indianische Kriegsleute anzugreifen. Beide zeigten auch in allen Angelegenheiten,
sie mochten den Krieg oder die Verwaltung betreffen, viel Einsicht und ein richtiges Urtheil, was wirklich zu bewundern ist,
da sie ohne alle gelehrte Bildung waren und nicht einmal lesen oder ihren Namen unterzeichnen konnten, was ihnen übrigens
bei ihrer Geschäftsführung hinderlich und oft auch nachtheilig war. Obschon sie nun beide ihren vielen guten Eigenschaften
und ihrem Benehmen nach als wahrhafte Edelleute betrachtet werden müssen, so hätte doch bei den Alten dieser Mangel an Bildung
als Zeichen einer niedrigen Herkunft gegolten. Der Marquese hatte übrigens ein so großes Vertrauen auf seine Diener und Freunde,
daß er unter alle Berichte und Ausfertigungen, sie mochten nun seine Statthalterschaft oder die Tribute der Indianer betreffen,
nur zwei Zeichen setzte, zwischen welche sein Secretär Antonio Picado den Namen Francisco Pizarro schrieb. Beide waren so
zugänglich und freundlich gegen ihre Leute und die Bürger, daß sie oft allein von Haus zu Haus gingen, um die Einwohner zu
besuchen, und bei dem ersten besten der sie einlud speisten. Beide waren auch gleich enthaltsam und mäßig im Essen und Trinken
und im Umgang mit dem andern Geschlechte, besonders mit den Spanierinnen, denn sie hielten dieß nicht für thunlich, ohne ihre
Bürger, deren Weiber oder Töchter sie waren, beleidigen zu müssen. Im Umgange mit den Peruanerinnen war der Präsident zurückhaltender,
denn es ist nicht bekannt, daß er mit einer oder der andern ein Kind erzeugt hätte; der Marquese hingegen lebte in sehr vertraulichem
Umgange mit einer Schwester Atabaliba's, welche ihm einen Sohn, der den Namen Gonzalo führte und in seinem vierzehnten Jahre
starb, und eine Tochter, welche Francisca hieß, gebar; mit einer andern Indianerin aus Cuzco erzeugte er ebenfalls einenSohn, der den Namen Francisco erhielt. Der Präsident hatte zwar ebenfalls einen Sohn (welcher Diego hieß und den Marquese
ermorden ließ), aber von einer Indianerin von Panama. Beide wurden für ihre Verdienste von Sr. Majestät belohnt, denn Don
Francisco Pizarro erhielt den Titel Marquese, die Statthalterschaft von Neucastilien und den Santiago-Orden, Don Diego de
Almagro die Statthalterschaft von Neutoledo und den Titel Präsident. Besonders hatte der Marquese eine solche Achtung und
Ehrfurcht vor dem Namen Ihrer Majestäten, daß er in vielen Dingen, wo er ohne weiteres aus eigner Machtvollkommenheit hätte
handeln können, sich zurückhielt, indem er sagte, Se. Majestät solle ihm nicht nachsagen, daß er zu weit gegangen sey. Öfter
stand er bei der Einschmelzung des Goldes und Silbers von seinem Sitze auf, um kleine Stückchen, welche beim Zerschlagen des
königlichen Antheils davonsprangen, aufzuheben, wobei er bemerkte, er würde das königliche Eigenthum mit dem Munde aufsammeln,
wenn er nicht anders könne. Selbst in der Todesart hatten beide Männer gleiches Schicksal, denn der Präsident wurde von einem
Bruder des Marquesen und der Marquese von dem Sohne des Präsidenten ermordet. Der Marquese war fortwährend eifrigst darauf
bedacht, seine Eroberungen zu erweitern und das erworbene Land durch Anbau zu heben. In der Stadt Los Reyes (Lima) baute er
sehr schöne Häuser und an dem an ihr vorüberströmenden Flusse zwei Mühlen. Zur Aufführung dieser Bauten benützte er jede freie
Stunde und gab den Bauleuten alles an, wie er es zu haben wünschte. Auch verwandte er große Sorgfalt auf die Erbauung der
Hauptkirche dieser Stadt, so wie der beiden Klöster des heil. Dominicus und von der Gnade, welchen er auch hinreichende Existenzmittel
anwies.«
4. Der Zustand Peru's zur Zeit der Eroberung.
So viel über die Herkunft
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