Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
und den Charakter der Eroberer Perus! Einige Worte über die Verhältnisse dieses Landes zur Zeit
der Eroberung, welche diese so sehr erleichterten, werden hier an ihrer Stelle seyn. 2 – Huayna Capac, der zwölfte Inca Perus, hatte mit Einwilligung des Thronerben Huascar einem seiner andern Söhne, dem von
ihm besonders bevorzugten Atabaliba,das Land Quito, den nördlichsten Theil des Reiches Peru, vermacht. Beide Brüder lebten mehrere Jahre nach dem Tode ihres
Vaters in dem besten Einverständnisse, bis es Huascar einfiel seinem Bruder, der ihm in jeder Beziehung überlegen war und
den er deßhalb fürchtete, zu melden, er könne ihm das durch seinen Vater unkluger Weise von dem Reiche getrennte Land nur
unter der Bedingung lassen, daß er verspreche nach keiner Richtung hin Eroberungen zu machen und ihm als Landesherrn huldige.
Atabaliba, welcher nicht gern seine Unabhängigkeit aufgeben wollte, aber auch nicht so mächtig war um seinem Bruder offen
entgegentreten zu können, nahm seine Zuflucht zur List und ließ diesem sagen, er habe ihn stets im Herzen als seinen Gebieter
anerkannt und wolle dieß auch vor aller Welt thun; er möge ihm nur erlauben zur Zeit der Leichenfeierlichkeiten seines Vaters
nach der Hauptstadt zu kommen um ihm zu huldigen, aber auch zur Erhöhung der Feierlichkeit die Häuptlinge seines Landes mit
zubringen gestatten. Huascar, welcher nichts Arges ahnte, ertheilte ihm freudig diese Erlaubniß. Atabaliba bot nun seine Häuptlinge
und besten Krieger auf und ließ sie in einzelnen kleinen Abtheilungen und in festlicher Kleidung, unter welcher sie aber ihre
Waffen verborgen hatten, nach Cuzco ziehen. In der Nähe der Stadt vereinigten sie sich und bildeten ein Heer von dreißig tausend
Mann. Huascar erwachte nun, aber zu spät, aus seiner Sorglosigkeit und sammelte ein Heer. Es kam zu einem hartnäckigen Treffen,
in welchem Huascar geschlagen und gefangen wurde. Atabaliba war jetzt Gebieter des ganzen Reichs, nahm aber, um, was er durch
List und Treulosigkeit gewonnen hatte nicht wieder zu verlieren, zu den abscheulichsten Mitteln seine Zuflucht. So ließ er
alle Prinzen und Leute von königlichen Geblüte, wie auch die Feldherren und Statthalter Huascars unter allerlei Vorwänden
nach Cuzco kommen und ihnen die Köpfe abschlagen, um so eine Empörung gegen ihn unmöglich zu machen. In Peru bestand nämlich
seit uralten Zeiten ein immer streng beobachtetes Gesetz, in Folge dessen der Beherrscher dieses Lande ein rechtmäßiger Sohn
eines Inca und seiner rechtmäßigen Gemahlin, nämlich seiner Schwester, oder ein Nachkomme eines solchen, rechtmäßigen Sohnes
seyn mußte. Atabaliba war aber der Sohn einer Beischläferin; um sich also in seinem die altenGewohnheiten streng beobachtenden Lande sicher zu stellen, suchte er alle Kronprätendenten aus dem Wege zu räumen. Uebrigens
verschonte er nicht einmal die unrechtmäßigen Prinzen, weil ja vielleicht einer oder der andere derselben Lust bekommen könnte
seinem bösen Beispiel zu folgen. Diese Hinrichtungen und Verfolgungen dauerten einige Jahre; Huascar selbst wurde verschont,
um sich seiner in einem etwaigen dringenden Falle als Rettungsmittel zu bedienen. Während Atabaliba mit seinem Heere zu Caxamalca
stand, um von hier aus seine Befehle zu ertheilen und durch seine Feldherren Chilicuchima und Quizquiz das ganze Reich vollständig
unter seine Botmäßigkeit zu bringen, landeten die Spanier, rückten ungehindert durch das bestürzte und unvertheidigte Land
bis nach Caxamalca vor, wo, wie wir sehen werden, Atabaliba für seine Grausamkeiten büßen mußte. Wäre damals Peru nicht durch
diese innern Unruhen zerrüttet gewesen und hätte sich die ganze Bevölkerung auf Befehl des rechtmäßigen Beherrschers gegen
die eindringenden Fremdlinge erhoben, so wäre Pizarro wahrscheinlich nicht so kühn in das ihm völlig unbekannte Innere des
Landes vorgedrungen und gewiß nicht so schnell zum Ziele gelangt, als es gegen sein eigenes Erwarten wirklich der Fall war.
1. Einleitung.
Auf daß zum Ruhme Gottes, unsers höchsten Herrn, zur Ehre und zum Frommen der kaiserlichen katholischen Majestät sich Frohlocken
unter den Gläubigen und Schrecken unter denUngläubigen verbreite, auf daß endlich alle Menschen die göttliche Vorsehung, das Glück des Kaisers, die Klugheit, die Tapferkeit,
die Kriegskunst, die mühseligen und gefahrvollen Schifffahrten und Kämpfe der Spanier, der
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