Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
mochte es nun so schlecht
und schmutzig seyn als es wollte, anbeteten. Uebrigens gibt es einige Stämme (wie die Chirihuaner und die Bewohner des Vorgebirges
Pasau an der nördlichen und südlichen Gränze Peru's), welche durchaus keine Neigung verspüren irgend einen Gegenstand, sey
er niedrig oder erhaben, des Vortheils wegen oder aus Furcht anzubeten; sie lebten damals und leben noch jetzt wie wilde Thiere
und wie das Vieh, weil die Lehren und der Unterricht der Incas nicht bis zu ihnen gelangten.
Mit der Rohheit der Götterverehrung der Peruaner stimmte die Abscheulichkeit und Grausamkeit ihrer Opfer überein, denn außer
den gewöhnlichen Dingen, wie Thiere und Früchte, opferten sie auch Menschen jedes Alters und Geschlechts, welche sie in den
Kriegen, die sie mit einander führten, gefangen nahmen. Manche Stämme trieben ihre Unmenschlichkeit so weit, daß sie nicht
nur die gefangenen Feinde, sondern auch im Nothfall ihre eigenen Kinder opferten. Allen Opfern ohne Unterschied, Männern,
Weibern, Jünglingen und Kindern schlitzten sie den Leib auf, schnitten Herz und Lunge heraus und besprengten mit dem Blute,
ehe es kalt wurde, den Götzen, welcher das Opfer verlangte. Lunge und Herz beschauten die Wahrsager um zu sehen ob das Opfer
angenehm war oder nicht; in beiden Fällen verbrannten sie Herz und Lunge zur Befriedigung des Götzen und verzehrten die übrigenTheile des Geopferten mit dem größten Behagen und Heißhunger und mit stets gleicher Lust und Munterkeit, und wenn es auch
ihr eigenes Kind war.
»Die Bewohner der Antis (Andes), erzählt Blas Valera, 28 essen Menschenfleisch, sind wilder als Tiger, kennen weder Gott noch Gesetz und wissen nicht was Tugend ist; ebensowenig
haben sie irgend ein Götzenbild oder was einem solchen ähnlich sieht, sondern beten nur den Teufel an, wenn er sich ihnen
unter der Gestalt eines Thieres oder einer Schlange zeigt und mit ihnen spricht. Wenn sie im Kriege oder auf irgend eine andere
Weise einen Gefangenen machen und erfahren daß er ein gemeiner armer Mann ist, so zerreißen sie ihn in Stücke und schenken
diese ihren Freunden und Dienern, um sie zu verzehren oder auf der Fleischbank zu verkaufen. Ist es aber ein angesehener Mann,
so versammeln sich die Vornehmsten mit ihren Weibern und Kindern, entblößen ihn wie wahre Diener des Teufels, binden ihn lebendig
an einen Pfahl und schneiden ihn mit Messern und Scheermessern aus Feuerstein in Stücke, wobei sie nicht ganze Glieder auf
einmal ablösen, sondern das Fleisch an den Theilen wo es am dicksten ist, wie an den Waden, Schenkeln, Hinterbacken und feisten
Stellen der Arme, herausschneiden. Mit dem Blute besprengen sich Männer, Weiber oder Kinder und alle verzehren das Fleisch
höchst gierig, ohne es vorher zu kochen oder zu braten oder auch nur zu kauen; sie würgen es in ganzen Stücken hinunter, und
so sieht das unglückliche Schlachtopfer sich lebendig von andern auffressen und in ihrem Magen begraben. Die Weiber, noch
unmenschlicher als die Männer, bestreichen die Warzen an ihren Brüsten mit dem Blute des Zerfleischten, damit es ihre Kinder
mit der Milch einsaugen. Diess ganze Verfahren betrachten sie als ein Opfer und setzen es mit großer Lust und Freude so lange
fort bis der Mensch völlig todt ist. Alsdann hören sie auch auf von seinem Fleische und von seinen Eingeweiden zu essen, denn
nur bis dahin gilt das Fest und die Lust zur Ehre der höchsten Gottheit, und deßhalb schätzen sie auch nur bis dahin das Fleisch
ganz besondershoch und verzehren es als eine heilige Sache. Wenn der Unglückliche während seiner Marter ein Zeichen des Schmerzes im Gesichte
oder am Körper verräth oder eine Wehklage oder einen Seufzer hören läßt, so zerschlagen sie die Knochen, wenn sie das Fleisch
abgegessen haben, in Stücke und werfen sie sammt den Eingeweiden mit großer Verachtung auf das Feld oder in einen Fluß; zeigt
er sich aber während der Qual muthig, unerschütterlich und trotzig, so trocknen sie, wenn sie das Fleisch nebst allen Eingeweiden
verzehrt haben, die Knochen sammt den Sehnen an der Sonne, legen sie auf die Gipfel der Hügel, verehren sie als Götter und
bringen ihnen Opfer.
»Dieses sind die Götzen dieses grausamen wilden Volkes, welches aus dem mexicanischen Gebiete herkam, Panama und Darien bevölkerte
und sich von da aus in den weiten Berggegenden, welche auf der einen Seite bis zum neuen Königreiche Granada und auf der
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