Geschichte der Entdeckung und Eroberung Perus
Indianer, obschon sie mit den Spaniernin näherer Verbindung stehen und in den Häusern derselben leben, völlig nackt gehen; und wenn sie Kleider anziehen, so geschieht
dieß mehr weil man sie darum plagt, als aus Geschmack und Ehrbarkeit. Auch die Frauen zeigen sich darin nicht besser und sittsamer
und sind schlechte Spinnerinnen; die Spanier stellen ihnen deßhalb oft die Frage, ob sie sich darum nicht bekleiden um nicht
spinnen zu müssen, oder ob sie nicht spinnen um sich nicht bekleiden zu müssen.
Die ehelichen Verhältnisse dieser Völker waren nicht minder abscheulich. Bei vielen Stämmen begatteten sich beide Geschlechter
wie die Thiere, gerade wo sie sich zufällig begegneten, ohne sich weiter um einander zu bekümmern; bei andern nahmen sich
die Männer zwar Weiber, aber ganz nach ihrem Gutdünken und ohne alle Rücksicht auf Blutsverwandtschaft; sie heuratheten ohne
Unterschied ihre Schwestern, Töchter und Mütter, und nur bei manchen galt für die letzteren eine Ausnahme. In manchen Gegenden
war den Mädchen Unsittlichkeit und Unkeuschheit nicht nur gestattet, sondern gereichte ihnen sogar zum Ruhme, und die zügellosesten
fanden sicher zuerst ihr Unterkommen, weil man sie als rüstig und bereitwillig zum Liebeswerk betrachtete; von den sittsamen
sagte man sie seyen kalt und träge, und wurden deßhalb von keinem Manne gesucht. An andern Orten dagegen bewachten die Mütter
ihre Töchter mit der größten Strenge; gaben sie endlich ihre Einwilligung zu der Heurath einer Tochter, so brachten sie diese
aus ihrem Verschluß und führten sie der ganzen Verwandtschaft vor, um sie in Gegenwart derselben mit eigener Hand zu entjungfern
und dadurch alle von ihrer sorgfältigen Bewachung zu überzeugen. Bei andern Stämmen schliefen die nächsten Anverwandten und
Freunde des Bräutigams zuerst bei der Braut und übergaben sie erst nach dieser eigentlichen Vollziehung der Ehe ihrem Manne.
Bei einigen Stämmen war auch die Sodomie nicht unbekannt, doch wurde sie nicht im allgemeinen sondern nur von einzelnen im
geheimen getrieben. An manchen Orten jedoch verübte man dieses Laster in den Tempeln, weil man glaubte daß die Götter ein
großes Wohlgefallen daran fänden, wodurch dann in der Gesinnung dieser Leute alles Schamgefühl so gänzlich vertilgt wurde,
daß sie sich nicht scheuten diese Schändlichkeit öffentlich zu begehen.
Bei diesem Volke gab es auch Männer und Weiber, welchedas Giftmischen verstanden und das ausersehene Opfer, je nachdem es verlangt wurde, eines schnellen oder langsamen Todes
sterben ließen. Auch wußten sie die Leute ihres Verstandes zu berauben, Gesicht und Körper durch weiße und schwarze Geschwüre
zu entstellen und die Glieder zu lähmen. Zauberer und Zauberinnen waren ebenfalls nicht selten, doch gaben sich die Frauen
mehr mit diesem Geschäfte ab als die Männer. Die meisten trieben es um durch Verbindung mit dem Teufel künftige Dinge vorauszusagen
und sich dadurch bei dem Volke als Priester und Priesterinnen großes Ansehen zu erwerben. Andere Frauen übten ihre Kunst,
um hauptsächlich Männer zu bezaubern, entweder aus Haß oder aus einer andern Leidenschaft, und ihre Zaubereien brachten dieselbe
Wirkung hervor wie das Gift. – Ein freundschaftlicher Verkehr fand überhaupt nur selten oder gar nicht bei diesen Völkern
statt; jeder Landestheil, jeder Stamm, ja häufig jeder Ort hatte seine eigene von den Nachbarsprachen verschiedene Sprache.
Alle welche sich verstanden, betrachteten sich als Stammgenossen und Freunde, alle übrigen aber deren Sprache ihnen unverständlich
war, behandelten sie als Fremde und Feinde. Auf diese Weise führten die einzelnen Stämme fortwährend mit einander den grimmigsten
Krieg und fraßen einander auf wie die wilden Thiere verschiedener Gattung.
4. Die Incas; ihr Ursprung. Der erste Inca Manco Capac und seine Einrichtungen. Abzeichen der Incas.
Erst durch die Incas (wie der alte peruanische Königstamm heißt) trat ein besserer Zustand ein und ihnen gebührt der Ruhm
ihre Unterthanen auf eine höhere Culturstufe emporgehoben zu haben. Der Ursprung der Incas ist in Fabeln gehüllt und die Sage
macht den ersten derselben zu einem Sohne der Sonne. Als nämlich die Sonne die Rohheit der Bewohner Peru's sah, fühlte sie
Mitleiden und beschloß zwei ihrer Kinder auf die Erde zu senden, um das unglückliche Volk zu belehren und in den zu einem
gesitteten Leben unentbehrlichen
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