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Geschichte der O und Rückkehr nach Roissy

Titel: Geschichte der O und Rückkehr nach Roissy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Réage
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Haarnadeln herumlagen. Am Plafond über dem Bett war ein großer Spiegel.
Ein einziges Mal lud Sir Stephen zusammen mit O zwei seiner durchreisenden Landsleute zum Mittagessen ein. Er holte sie eine Stunde eh sie fertig war in ihrer Wohnung am Quai de Béthume ab, anstatt sie zu sich zu bestellen. O war gebadet, aber nicht frisiert, nicht zurechtgemacht, nicht angekleidet. Sie bemerkte überrascht, daß Sir Stephen einen Golfsack in der Hand trug. Aber ihr Erstaunen legte sich schnell: Sir Stephen befahl ihr, den Sack zu öffnen. Er enthielt mehrere Reitstöcke aus Leder, zwei dickere aus rotem, zwei sehr dünne und lange aus schwarzem Leder, eine Riemenpeitsche mit langen grünen Lederschnüren von denen jede am Ende umgebogen war und einen Ring bildete, eine weitere Peitsche mit Knotenschnüren, eine Hundepeitsche aus einem dicken Lederriemen bestehend, der Griff aus Leder geflochten, schließlich Lederarmbänder wie die von Roissy und Schnüre. O legte Stück für Stück nebeneinander auf das aufgeschlagene Bett. Sie war daran gewöhnt, sie war gefaßt, dennoch zitterte sie; Sir Stephen nahm sie in die Arme. "Was ist dir am liebsten, O?" fragte er sie. Aber sie konnte kaum sprechen und spürte, wie ihr bereits der Schweiß aus den Achselhöhlen lief. "Was ist dir am liebsten? wiederholte er. Gut, sagte er, als sie schwieg, zunächst wirst du mir helfen." Er verlangte Nägel und nachdem er einen passenden Platz gefunden hatte, wo die gekreuzten Peitschen und Reitstöcke als eine Art Wandschmuck angebracht werden konnten, zeigte er O, daß die Stelle rechts von ihrem Stehspiegel und dem Bett gegenüber, eine Holzverkleidung zwischen Spiegel und Kamin, sich am besten dafür eignete. Er schlug die Nägel ein. Die Peitschen und Reitstöcke hatten an den Enden Ringe, die man in die Bildernägel einhaken konnte, sie waren so leicht einzeln abzunehmen und wieder aufzuhängen; zusammen mit den Armbändern und den Schnüren hatte O also ihrem Bett gegenüber das vollständige Sortiment ihrer Folterwerkzeuge. Ein hübsches Ensemble, so wohl abgestimmt wie das Rad und die Zangen auf den Abbildungen der heiligen Märtyrerin Katharina, wie Hammer und Nägel, Dornenkrone, Lanze und Geißeln auf den Darstellungen des Kreuzwegs. Wenn Jacqueline zurückkommen würde... aber es handelte sich ja gerade um Jacqueline. O mußte Sir Stephens Frage beantworten: sie konnte nicht, er selbst wählte die Hundepeitsche aus.
Bei La Pérouse, in einem winzigen Séparé im zweiten Stock, wo Watteau-Figuren, die aussahen wie Akteure eines Puppentheaters in hellen, leicht verblaßten Farben die dunklen Wände schmückten, mußte O sich allein aufs Sofa setzen. Sir Stephens Freunde saßen rechts und links von ihr auf Sesseln, Sir Stephen ihr gegenüber. Einen der Männer hatte sie bereits in Roissy gesehen, aber sie erinnerte sich nicht, ihm gehört zu haben. Der andere, ein großer junger Mann mit rotem Haar und grauen Augen, war bestimmt noch nicht fünfundzwanzig. Sir Stephen erklärte ihnen kurz, warum er O eingeladen habe und was sie war. O wunderte sich wieder einmal über die Brutalität seiner Sprache. Aber, wie sollte er sie bezeichnen, wenn nicht als Hure, eine Frau, die sich bereitfand, vor drei Männern - ganz zu schweigen von den bedienenden Kellnern, die ständig aus und ein gingen - ihr Mieder zu öffnen um ihre Brüste zu zeigen, deren Spitzen geschminkt waren, und die zwei violette Streifen quer über die weiße Haut trugen, Spuren einer Auspeitschung mit dem Reitstock? Die Mahlzeit zog sich hin und die Engländer tranken viel. Beim Kaffee, die Liköre waren soeben gebracht worden, schob Sir Stephen den Tisch an die andere Wand zurück und nachdem er Os Rock hochgeschlagen hatte, damit seine Freunde Os Brandmale und Eisen sehen konnten, überließ er sie ihnen. Der Mann, den sie in Roissy gesehen hatte, war schnell mit ihr fertig, er verlangte sofort, ohne von seinem Sessel aufzustehen oder sie auch nur mit einem Finger zu berühren, daß sie sich vor ihm hinkniee, sein Geschlecht in den Mund nehme, bis er sich in sie ergießen konnte. Worauf er seine Kleider von ihr wieder ordnen ließ und wegging. Aber der rothaarige junge Mann, den Os Gehorsam, ihre Eisen und die Peitschenmale an ihrem Körper um seine Fassung gebracht hatten, warf sich nicht auf sie, wie O es erwartet hatte, sondern nahm sie bei der Hand und ging mit ihr die Treppe hinunter, ohne auf das spöttische Grinsen der Kellner zu achten, ließ ein Taxi rufen und

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