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Geschichte der russischen Revolution Bd.1 - Februarrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.1 - Februarrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.1 - Februarrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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Offensive plädierten, so mußten die Komitees an der Front Hand in Hand mit den Offizieren den Kampf gegen das neue Regime in der Armee aufnehmen, ohne das die Revolution zwar undenkbar, das aber mit dem Krieg nicht zu vereinbaren war. Die Folgen der Wendung stellten sich bald ein. "Mit jedem Tage wurden die Komitees immer rechter", berichtet ein Seeoffizier, "gleichzeitig jedoch machte sich das Sinken ihrer Autorität unter den Soldaten und Matrosen immer mehr bemerkbar." Für den Krieg aber waren gerade Soldaten und Matrosen notwendig.
    Mit Zustimmung Kerenskis ging Brussilow daran, Stoßbataillone aus Freiwilligen zu bilden, womit er die Kampfunfähigkeit der Armee offen eingestand. Diesem Werk schlossen sich unverzüglich die verschiedensten, meist recht abenteuerlichen Elemente an, wie Kapitän Murawjew, der später, nach dem Oktoberumsturz, zu den linken Sozialrevolutionären überlief, um dann, nach stürmischen und in ihrer Art glänzenden Taten, die Sowjetmacht zu verraten und von bolschewistischer oder eigener Kugel zu fallen. Es ist überflüssig zu sagen, daß die konterrevolutionären Offiziere gierig zu den Stoßbataillonen, als der legalen Form zur Sammlung ihrer Kräfte, Zuflucht nahmen. Die Idee fand jedoch bei der Soldatenmasse fast keinen Widerhall. Abenteuerlustige Mädchen schufen Frauenbataillone, "schwarze Todeshusaren". Eines dieser Bataillone bildete im Oktober Kerenskis letzte bewaffnete Stütze bei der Verteidigung des Winterpalais. Doch all dies konnte der Sache der Vernichtung des deutschen Militarismus wenig dienen.
    Die Offensive, die das Hauptquartier den Alliierten für die ersten Frühlingstage versprochen hatte, wurde von Woche zu Woche verschoben. Nun aber lehnte die Entente weitere Vertagungen energisch ab. Die Alliierten waren in den Mitteln, den sofortigen Angriff zu erpressen, nicht wählerisch. Neben den pathetischen Beschwörungen Vanderveldes wurden auch Drohungen, die Lieferung von Munition einzustellen, angewandt. Der italienische Generalkonsul in Moskau erklärte, und zwar nicht in der italienischen, sondern in der russischen Presse, die Alliierten würden im Falle eines Separatfriedens seitens Rußlands Japan volle Aktionsfreiheit in Sibirien gewähren. In patriotischer Begeisterung druckten liberale Zeitungen, nicht etwa in Rom, sondern in Moskau, diese frechen Drohungen ab, wobei sie den Schwerpunkt der Frage vom Separatfrieden auf die Verzögerung der Offensive verschoben. Die Alliierten legten sich auch in anderer Hinsicht keinen Zwang auf; so sandten sie zum Beispiel der Artillerie bewußt Ausschußmaterial: 35% der Geschütze, die das Ausland geliefert hatte, waren nach einem zweiwöchigen, mäßigen Schießen unbrauchbar. England machte Schwierigkeiten mit den Anleihen. Dagegen eröffnete der neue Gönner, Amerika, ohne Wissen Englands, der Provisorischen Regierung für die kommende Offensive einen Kredit von 75 Millionen Dollar.
    Während die russische Bourgeoisie die Erpressungen der Alliierten unterstützte und eine wilde Agitation für die Offensive führte, schenkte sie selbst dieser Offensive kein Vertrauen; sie zeichnete nicht einmal die Freiheitsanleihe. Die gestürzte Monarchie benutzte inzwischen die Gelegenheit, um sich in Erinnerung zu bringen: in einer Erklärung an die Provisorische Regierung äußerten die Romanows den Wunsch, die Anleihe zu zeichnen, wobei sie hinzufügten: "Die Höhe der Zeichnung wird davon abhängen, ob die Staatskasse den Mitgliedern der Zarenfamilie Unterhaltungsgelder geben wird." All das las die Armee, der bekannt war, daß die Mehrheit der Provisorischen Regierung wie auch die Mehrheit des höheren Offiziersstandes wie bisher auf die Wiedererrichtung der Monarchie hoffte.
    Die Gerechtigkeit erfordert, zu verzeichnen, daß nicht alle im Lager der Alliierten mit den Vandervelde, Thomas und Cachin, die die russische Armee in den Abgrund stießen, einverstanden waren. Es gab auch warnende Stimmen. "Die russische Armee ist nur eine Fassade", sagte General Petain, "sie wird zerfallen, sobald sie sich vom Platz rührt." Im gleichen Sinne äußerte sich ferner die amerikanische Mission. Es siegten jedoch andere Erwägungen. Man mußte der
    Revolution die Seele herausprügeln. "Die deutsch-russische Verbrüderung", erklärte später Painlevé, "schuf solche Verwüstungen (faisait de tels ravages), daß es das Risiko ihrer schnellsten Auflösung bedeutete, wollte man die russische Armee ohne Bewegung lassen."
    Die Vorbereitung der

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