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Geschichte der russischen Revolution Bd.1 - Februarrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.1 - Februarrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.1 - Februarrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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Industrie von der Provisorischen Regierung "radikalen Bruch mit dem System der Weitertreibung der Revolution". Wir haben die Forderung schon seitens der Generale gehört: "Stellt die Revolution ein." Die Industriellen aber präzisieren die Frage: "Die Wurzel des Übels liegt nicht nur bei den Bolschewiki, sondern auch bei den sozialistischen Parteien. Nur eine feste, eiserne Hand kann Rußland retten."
    Nachdem sie die politische Situation vorbereitet hatten, gingen die Industriellen vom Wort zur Tat über. Im März und April wurden 129 kleinere Unternehmen mit 9.000 Arbeitern geschlossen; im Mai 108 Unternehmen mit der gleichen Arbeiterzahl; im Juni bereits 125 Unternehmen mit 38.000 Arbeitern; im Juli werfen 206 Unternehmen 48.000 Arbeiter auf die Straße. Die Aussperrung entwickelt sich in geometrischer Progression. Aber das war erst der Anfang. Das Textilmoskau folgte Petrograd; die Provinz Moskau. Die Unternehmer beriefen sich auf den Mangel an Brennstoff, Rohmaterial und Krediten. Die Betriebskomitees griffen ein und stellten in vielen Fällen böswillige Desorganisierung der Produktion zum Zwecke eines Druckes auf die Arbeiter oder der Erpressung von Staatssubsidien unbestritten fest. Besonders unverschämt benahmen sich die ausländischen Kapitalisten, die durch Vermittlung ihrer Gesandtschaften vorgingen. In einigen Fällen war die Sabotage so offensichtlich, daß die Industriellen infolge der Enthüllungen der Bä-triebskomitees gezwungen wurden, die Fabriken wieder zu öffnen. So gelangte die Revolution, indem sie einen sozialen Widerspruch nach dem anderen aufdeckte, bald zu dem wichtigsten: dem zwischen Gesellschaftscharakter der Produktion und Privatbesitz an den Produktionsmitteln. Im Interesse des Sieges über die Arbeiter schließt der Unternehmer die Fabrik, als handele es sich um seine Tabaksdose, nicht aber um ein für das Leben der gesamten Nation notwendiges Unternehmen. Die Banken, die erfolgreich die Freiheitsanleihe boykottierten, stellten sich in Kampfposition gegen die Attentate des Fiskus auf das Großkapital. In einem an den Finanzminister gerichteten Brief "prophezeiten" die Bankiers für den Fall radikaler Finanzreformen den Kapitalabfluß ins Ausland und die Abwanderung der Devisen in die Safes. Mit anderen Worten, die Bankpatrioten drohten mit finanzieller Aussperrung als Ergänzung zur industriellen. Die Regierung zog sich eiligst aus dem Spiel: waren doch die Organisatoren der Sabotage solide Männer, die wegen Krieg und Revolution Kapital riskieren mußten, nicht aber irgendwelche Kronstädter Matrosen, die außer ihren eigenen Köpfen nichts zu riskieren hatten.
    Das Exekutivkomitee mußte einsehen, daß die Verantwortung für die ökonomischen Geschicke des Landes, besonders nach dem offenen Anschluß der Sozialisten an die Macht, in den Augen der Massen auf der regierenden Sowjetmacht ruhte. Die Wirtschaftsabteilung des Exekutivkomitees arbeitete ein weitgehendes Programm der staatlichen Regulierung des Wirtschaftslebens aus. Unter dem Druck der bedrohlichen Lage erwiesen sich die Vorschläge der sehr gemäßigten Ökonomisten weit radikaler als ihre Autoren. "Für gewisse Industriezweige", lautete das Programm "ist die Zeit für ein staatliches Handelsmonopol (Brot, Fleisch, Salz, Leder) reif; die anderen sind reif für die Bildung staatlich regulierter Trusts (Kohle, Petroleum, Metall, Zucker, Papier), und schließlich erfordern unter den heutigen Verhältnissen fast sämtliche Industriezweige die regulierende Beteiligung des Staates an der Verteilung des Rohstoffes und der zu bearbeitenden Produkte wie auch an der Preisfixierung ... Gleichzeitig ist erforderlich, alle Kreditinstitutionen unter Kontrolle zu stellen."
    Bei der Kopflosigkeit der politischen Führer nahm das Exekutivkomitee am i6. Mai die Vorschläge seiner Ökonomisten fast ohne Diskussion an und bekräftigte sie durch eine eigenartige Warnung an die Adresse der Regierung: sie müsse "die Aufgabe der planmäßigen Organisierung der Volkswirtschaft und der Arbeit" übernehmen, in Erinnerung daran, daß infolge der Nichterfüllung dieser Aufgabe "das alte Regime fallen und die Provisorische Regierung umgebildet werden mußte". Um sich Mut zu machen, machten die Versöhnler sich Angst.
    "Das Programm ist großartig", schrieb Lenin, "sowohl Kontrolle wie Verstaatlichung der Trusts, wie Bekämpfung der Spekulation, wie Arbeitspflicht ... Man ist gezwungen, sich zum Programm des "schrecklichen" Bolschewismus zu

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