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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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Schützengräben, Errichtung von Unterständen und Stacheldrahtverhauen. Der neue Generalgouverneur, Paltschinski, der Sawinkow abgelöst hatte - Kerenski war es nicht gelungen, seinen Komplicen länger als drei Tage zu halten -, mußte in einer besonderen Erklärung zugeben, daß, als Not an Pionierarbeitern für die Verteidigung der Hauptstadt eintrat, "tausende Arbeiter ... durch persönliche unentgeltliche Arbeit während weniger Stunden eine Riesenleistung vollbrachten, die ohne ihre Hilfe einige Tage erfordert haben würde". Das hinderte Paltschinski nicht, nach Sawinkows Beispiel die bolschewistische Zeitung zu verbieten, die einzige, die die Arbeiter als ihre Zeitung betrachteten.
    Der Putilower Gigant wird das Zentrum des Widerstandes im Petershofer Bezirk. In aller Eile werden Kampfmannschaften gebildet. Die Arbeit in den Betrieben geht Tag und Nacht: es werden neue Kanonen montiert zur Formierung proletarischer Artilleriedivisionen. Der Arbeiter Minitschew erzählt: "In jenen Tagen wurde sechzehn Stunden täglich gearbeitet ... Es wurden ungefähr hundert Kanonen montiert."
    Das kürzlich geschaffene Exekutivkomitee der Eisenbahner sollte sehr bald seine Kampftaufe empfangen. Die Eisenbahner hatten ihre besonderen Gründe, sich vor einem Sieg Kornilows zu fürchten, der in sein Programm die Militarisierung der Eisenbahnen aufgenommen hatte. Die unteren Schichten überholten auch hier ihre Spitzen bei weitem. Die Eisenbahner nahmen die Schienen auseinander und sperrten die Wege, um die Kornilowschen Truppen aufzuhalten: die Kriegserfahrung kam ihnen zugute. Sie trafen auch Maßnahmen, den Herd der Verschwörung, Mohilew, zu isolieren durch Einstellung des Verkehrs nach und aus dem Hauptquartier. Die Post- und Telegraphenangestellten fingen Telegramme und Befehle aus dem Hauptquartier auf und sandten sie, oder Kopien davon, an das Komitee. Die Generale hatten sich in den Kriegsjahren daran gewöhnt, daß Eisenbahn und Post Fragen der Technik seien. Jetzt konnten sie sich überzeugen, daß es Fragen der Politik waren.
    Die Gewerkschaften, am allerwenigsten zu politischer Neutralität neigend, warteten nicht auf besondere Einladungen, um Kampfstellungen zu beziehen. Der Verband der Eisenbahnarbeiter bewaffnete seine Mitglieder, entsandte sie auf die Strecken, die Wege zu beobachten, die Schienen auseinanderzunehmen, die Brücken zu bewachen, und so weiter; mit ihrem Eifer und ihrer Entschlossenheit trieben die Arbeiter die mehr bürokratische und gemäßigte Exekutive der Eisenbahner vorwärts. Der Metallarbeiterverband stellte dem Komitee der Verteidigung seine zahlreichen Angestellten zur Verfügung und wies ihm einen großen Geldbetrag für seine Ausgaben an. Der Chauffeurverband stellte dein Komitee seine Transport- und technischen Mittel zur Verfügung. Der Verband graphischer Arbeiter hatte in wenigen Stunden das Erscheinen der Zeitungen für den Montag gesichert, um die Bevölkerung über die Ereignisse auf dem laufenden zu halten, und führte gleichzeitig die wirksamste aller Kontrollen über die Presse aus. Der rebellische General hatte mit dem Fuß gestampft, - aus der Erde waren Legionen aufgetaucht: doch es waren Legionen des Feindes.
    Rings um Petrograd, m den Nachbargarnisonen, auf den großen Stationen, in der Flotte arbeitete man Tag und Nacht: die eigenen Reihen wurden überprüft, Arbeiter bewaffnet, an den Wegen entlang Wachabteilungen aufgestellt, Verbindungen mit den Nachbarpunkten und dem Smolny angeknüpft. Das Komitee der Verteidigung mußte weniger wecken und appellieren als registrieren und lenken. Seine Pläne wurden stets übertroffen. Der Widerstand gegen die Rebellion der Generale verwandelte sich in eine Volkstreibjagd auf die Verschwörer.
    In Helsingfors schuf eine Generalversammlung sämtlicher Sowjetorganisationen ein Revolutionskomitee, das in das Generalgouvernement, die Kommandantur, Konterspionage und in andere wichtige Institutionen seine Kommissare entsandte. Von nun an hatte kein Befehl ohne deren Unterschrift Gültigkeit. Telegraph und Telephon werden unter Kontrolle gestellt. Die offiziellen Vertreter des in Helsingfors liegenden Kosakenregiments, hauptsächlich Offiziere, versuchen ihre Neutralität zu proklamieren: es sind geheime Kornilow-Anhänger. Am nächsten Tage erscheinen im Komitee gemeine Kosaken mit der Erklärung, das gesamte Regiment sei gegen Kornilow. Kosakenvertreter werden zum erstenmal in den Sowjet eingeführt. Wie stets, so auch jetzt, verschiebt

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