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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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Aufstand im Hauptquartier übermittelt. Der Kommandant hielt das Telegramm einen ganzen Tag zurück und antwortete auf Anfragen über die sich abspielenden Ereignisse, er habe keine Benachrichtigung erhalten. Bei einer von den Matrosen vorgenommenen Haussuchung wurde das Telegramm entdeckt. Auf frischer Tat ertappt, erklärte sich der General als Anhänger Kornilows. Die Matrosen erschossen den Kommandanten und mit ihm zwei weitere Offiziere, die sich als seine Gesinnungsgenossen ausgaben. Von den Offizieren der Baltischen Flotte verlangten die Matrosen ein schriftliches Treuegelöbnis für die Revolution, und als vier Offiziere des Linienschiffes Petropawlowsk sich sträubten, ihre Unterschrift zu geben, und sich als Kornilow-Anhänger bekannten, wurden sie auf Beschluß des Schiffskommandos an Ort und Stelle erschossen.
    Über Soldaten und Matrosen schwebte Todesgefahr. Blutige Säuberung stand nicht nur Petrograd und Kronstadt bevor, sondern sämtlichen Garnisonen des Landes. Nach dem Verhalten ihrer Offiziere, die neuen Mut gefaßt hatten, nach deren Ton, deren schiefen Blicken konnten die Soldaten und Matrosen unfehlbar ihr Schicksal im Falle eines Sieges des Hauptquartiers voraussehen. Dort, wo die Atmosphäre besonders erhitzt war, beeilten sie sich, dem Feinde den Weg abzuschneiden und der beabsichtigten Säuberungsaktion der Offiziere ihre, die Säuberungsaktion der Matrosen und Soldaten, entgegenzustellen. Der Bürgerkrieg hat bekanntlich seine Gesetze, und sie haben noch niemals als Gesetze der Humanität gegolten.
    Tschcheidse schickte sofort nach Wyborg und Helsingfors Telegramme, die die Selbstjustiz als "tödlichen Schlag gegen die Revolution" verurteilten. Kerenski seinerseits telegraphierte nach Helsingfors: "Fordere sofortige Einstellung der abscheulichen Gewalttaten." Sucht man die politische Verantwortung für die vereinzelten Fälle von Selbstjustiz - ohne dabei zu vergessen, daß die Revolution in ihrer Gesamtheit eine Selbstjustiz ist -, so trugen die Verantwortung in diesem Fall restlos Regierung und Versöhnler, die im Augenblick der Gefahr zu den revolutionären Massen flüchteten, um sie hierauf den konterrevolutionären Offizieren wieder auszuliefern.
    Wie während der Staatsberatung in Moskau, wo man von Stunde zu Stunde die Umwälzung erwartet hatte, so wandte sich Kerenski auch jetzt nach dem Bruch mit dem Hauptquartier an die Bolschewiki mit der Bitte, "die Soldaten zu beeinflussen, sich für die Verteidigung der Revolution zu erheben". Während er die Matrosen-Bolschewiki zur Verteidigung des Winterpalais aufrief, entließ jedoch Kerenski seine Juligefangenen nicht aus dem Kerker. Suchanow schreibt darüber: "Die Situation, wo Alexejew mit Kerenski tuschelt und Trotzki im Gefängnis sitzt, war völlig unerträglich." Es ist nicht schwer, sich jene Erregung vorzustellen, die in den Gefängnissen herrschte. "Wir kochten vor Empörung", erzählt der Unterleutnant zur See Raskolnikow, "über die Provisorische Regierung, die in so unruhigen Tagen ... fortfuhr, solche Revolutionäre wie Trotzki im "Kresty" verfaulen zu lassen ... "Welche Feiglinge, oh, welche Feiglinge", sagte Trotzki während des Spazierganges im Kreise zu uns, "sie müßten sofort Kornilow außer Gesetz erklären, damit jeder der Revolution ergebene Soldat in sich das Recht fühlt, mit ihm Schluß zu machen.""
    Der Einzug der Kornilowschen Truppen in Petrograd hätte vor allem die Vernichtung der inhaftierten Bolschewiki bedeutet. In dem Befehl an General Bagration, der mit der Avantgarde in die Hauptstadt einziehen sollte, hatte Krymow nicht vergessen, besonders zu betonen: "Eine Bewachung der Gefängnisse und Arresthäuser einrichten, die darin befindlichen Personen jedoch keinesfalls herauslassen." Das war ein ganzes Programm, von Miljukow seit den Apriltagen inspiriert: "Keinesfalls herauslassen!" Es gab in jenen Tagen in Petrograd kein Meeting, wo man nicht die Freilassung der Juligefangenen gefordert hätte. Delegation auf Delegation zog zum Exekutivkomitee, das seinerseits seine Führer zu Verhandlungen ins Winterpalais schickte. Vergeblich! Die Hartnäckigkeit Kerenskis in dieser Frage ist um so bemerkenswerter, als er während der ersten anderthalb bis zwei Tage die Lage der Regierung für hoffnungslos hielt und sich folglich selbst zu der Rolle des obersten Gefängniswärters verurteilte, der die Bolschewiki für den Galgen der Generale bewachte.
    Es ist nicht verwunderlich, daß die von den Bolschewiki

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