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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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der scharfe Zusammenstoß der Klassen die Offiziere nach rechts, die Gemeinen nach links.
    Der Kronstädter Sowjet, der Zeit gefunden hatte, seine Juliwunden restlos zu heilen, sandte eine telegraphische Erklärung, daß "die Kronstädter Garnison wie ein Mann bereit ist, auf den ersten Ruf des Exekutivkomitees sich zur Verteidigung der Revolution zu erheben". Die Kronstädter wußten in jenen Tagen noch nicht, in welchem Maße die Verteidigung der Revolution Verteidigung ihrer selbst vor Vernichtung bedeutete: sie konnten es nur ahnen.
    Schon bald nach den Julitagen war von der Provisorischen Regierung beschlossen worden, die Kronstädter Festung als ein bolschewistisches Nest aufzuheben. Die Maßnahme erklärte man in Übereinstimmung mit Kornilow offiziell mit "strategischen Gründen". Böses ahnend, widersetzten sich die Seeleute. "Die Legende vom Verrat im Hauptquartier", schrieb Kerenski, nachdem er bereits selbst Kornilow des Verrats beschuldigt hatte, "faßte in Kronstadt so tiefe Wurzeln, daß jeder Versuch, die Artillerie zu entfernen, dort direkt die Wut der Menge entfesselte." Mit der Aufgabe, ein Mittel zur Liquidierung Kronstadts zu finden, betraute die Regierung Kornilow. Er hatte dieses Mittel gefunden: Sogleich nach der Zertrümmerung der Hauptstadt sollte Krymow eine Brigade mit Artillerie gegen Oranienbaum richten und unter der Mündung der Küstengeschütze von der Kronstädter Garnison Entwaffnung der Festung und Abzug auf das Festland fordern, wo man mit den Seeleuten eine Massenabrechnung vorzunehmen plante. Aber zur gleichen Zeit, als Krymow an die Ausführung der ihm von der Regierung übertragenen Aufgabe gehen wollte, sah sich die Regierung gezwungen, die Kronstädter um Rettung vor Krymow zu bitten.
    Das Exekutivkomitee ersuchte Kronstadt und Wyborg telephonisch, größere Truppenteile nach Petrograd zu schicken. Am Morgen des 29. begannen die Truppen einzutreffen. Das waren vorwiegend bolschewistische Abteilungen: damit der Aufruf des Exekutivkomitees Wirksamkeit erhalte, war die Bestätigung des Zentralkomitees der Bolschewiki erforderlich. Etwas früher, um die Tagesmitte des 28., übernahmen, auf Kerenskis Befehl, der stark einer demütigen Bitte glich, die Verteidigung des Winterpalais Matrosen vom Kreuzer Aurora , von dessen Kommando ein Teil noch immer im "Kresty" saß wegen Teilnahme an der Julidemonstration. In den vom Wachdienst freien Stunden besuchten die Seeleute die im Gefängnis sitzenden Kronstädter sowie Trotzki, Raskolnikow und andere. "Ist es nicht Zeit, die Regierung zu verhaften?" fragten die Besucher. "Nein, es ist noch nicht Zeit", vernehmen sie als Antwort, "legt das Gewehr auf Kerenskis Schulter und schießt auf Kornilow. Danach werden wir unsere Rechnung mit Kerenski machen." Im Juni und im Juli waren diese Matrosen nicht besonders geneigt gewesen, den Argumenten der revolutionären Strategie zu lauschen. In diesen nicht ganz vollen zwei Monaten haben sie vieles gelernt. Die Frage nach der Verhaftung der Regierung stellen sie eher, um sich selbst zu überprüfen und ihr Gewissen zu erleichtern. Sie erfassen selbst die unabwendbare Konsequenz der Ereignisse. In der ersten Julihälfte - geschlagen, verurteilt, verleumdet; Ende August - die verläßlichste Wache des Winterpalais gegen Kornilow, werden sie Ende Oktober das Winterpalais aus den Geschützen der Aurora beschießen.
    Aber sind die Matrosen auch bereit, die Generalabrechnung mit dem Februarregime noch für eine bestimmte Zeit zu vertagen, so wollen sie keinen überflüssigen Tag länger die Kornilow-Offiziere über sich dulden. Die Vorgesetzten, die ihnen die Regierung nach den Julitagen aufgezwungen hatte, standen fast ausnahmslos auf Seiten der Verschwörer. Der Kronstädter Sowjet beseitigte unverzüglich den Regierungskommandanten und stellte einen eigenen. Jetzt schrien die Versöhnler nicht mehr über die Absonderung einer Kronstädter Republik. Jedoch beschränkte sich die Sache durchaus nicht überall auf Absetzungen: an manchen Stellen kam es zu blutigem Strafgericht.
    "Es begann in Wyborg", sagt Suchanow, "mit Niedermetzelungen von Generalen und Offizieren seitens der wutentbrannten und in Panik geratenen Matrosen- und Soldatenmengen." Nein, das waren keine wutentbrannten Mengen, und man kann in diesem Falle wohl kaum von Panik sprechen. Am 29. morgens wurde vom Zentralkomitee der Flotte dem Kommandanten von Wyborg, General Oranowski, zur Weitergabe an die Garnison telegraphisch die Meldung vom

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