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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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brauchten sie als höchste Appellationsinstanz gegen sofortige soziale Reformen, gegen Sowjets, gegen Revolution. Den Schatten, den die Demokratie in Form der Konstituierenden Versammlung vorauswarf, benutzte die Bourgeoisie als Gegenwirkung wider die lebendige Demokratie. Offen die Konstituierende Versammlung abzulehnen, hätte die Bourgeoisie nur nach Zermalmung der Bolschewiki vermocht. Bis dahin war es weit. Auf der gegebenen Etappe waren die Kadetten bestrebt, der Regierung die Unabhängigkeit von den mit den Massen verbundenen Organisationen zu sichern, um sie später desto leichter sich restlos unterwerfen zu können.
    Aber auch die Bolschewiki, die auf den Pfaden der formalen Demokratie keinen Ausweg erblickten, verzichteten noch nicht auf die Idee der Konstituierenden Versammlung. Sie hätten dies auch nicht tun können, ohne mit dem revolutionären Realismus zu brechen. Ob der weitere Gang der Ereignisse die Bedingungen für einen vollen Sieg des Proletariats bringen würde, war mit absoluter Bestimmtheit nicht vorauszusehen. Aber außerhalb der Sowjetdiktatur und bis zu dieser Diktatur mußte die Konstituierende Versammlung als höchste Errungenschaft der Revolution erscheinen. Ebenso wie die Bolschewiki Versöhnlersowjets und demokratische Munizipalitäten gegen Kornilow verteidigt hatten, waren sie bereit, die Konstituierende Versammlung gegen Attentate der Bourgeoisie zu verteidigen.
    Die dreißigtägige Krise wurde endlich durch Schaffung einer neuen Regierung beendet. Die Hauptrolle darin zu spielen, war neben Kerenski der schwerreiche Moskauer Industrielle Konowalow berufen, der zu Beginn der Revolution Gorkis Zeitung finanziert hatte, dann Mitglied der ersten Koalitionsregierung gewesen war, nach dem ersten Sowjetkongreß unter Protest demissioniert hatte, der Kadettenpartei beitrat, als diese für die Kornilowiade reif wurde, und nun als Premiervertreter und Minister für Handel und Industrie in die Regierung zurückkehrte. Neben Konowalow besetzten Ministerposten: Tretjakow, Vorsitzender des Moskauer Börsenkomitees, und Smirnow, Vorsitzender des Moskauer Kriegsindustriekomitees. Der Kiewer Zuckerfabrikant Tereschtschenko blieb Minister des Auswärtigen. Die übrigen Minister, einschließlich der Sozialisten, besaßen keine besonderen Merkmale, aber völlige Bereitwilligkeit, die Harmonie nicht zu stören. Die Entente konnte mit der Regierung um so zufriedener sein, als in Eigenschaft des Gesandten in London der alte diplomatische Beamte Nabokow verblieb, Gesandter in Paris der Kadett Maklakow wurde, Verbündeter Kornilows und Sawinkows, in Bern - der "Progressist" Jefremow: der Kampf um den demokratischen Frieden war zuverlässigen Händen übergeben worden.
    Die Deklaration der neuen Regierung bildete eine böse Parodie auf die Moskauer Deklaration der Demokratie. Der Sinn der Koalition lag jedoch nicht in einem Umgestaltungsprogramm, sondern in dem Versuch, die Sache der Julitage zu Ende zu führen: die Revolution durch Niederschlagung der Bolschewiki zu enthaupten. Hier aber erinnerte der Ra-botschiy Puti (Arbeiterweg), eine der Verwandlungen der Prawda, dreist die Alliierten: "Ihr habt vergessen, Bolschewiki
    - das sind jetzt die Sowjets der Arbeiter- und Soldatendeputierten." Die Erinnerung traf eine schmerzhafte Stelle. "Von selbst", gesteht Miljukow, "erhob sich die schicksalsvolle Frage: ist es nicht zu spät? Ist es nicht zu spät, den Bolschewi-ki den Krieg zu erklären ... ?"
    Es ist wohl wirklich zu spät. Am Tage der Formierung der neuen Regierung aus sechs bürgerlichen und zehn halbsozialistischen Ministern wurde auch die Formierung des neuen Exekutivkomitees des Petrograder Sowjets aus dreizehn Bolschewiki, sechs Sozialrevolutionären und drei Menschewiki beendet. Die Regierungskoalition begrüßte der Sowjet mit einer von seinem Vorsitzenden Trotzki eingebrachten Resolution: "Die neue Regierung ... wird in die Geschichte der Revolution als eine Regierung des Bürgerkrieges eingehen ... Die Kunde von der neuen Regierungsmacht wird seitens der gesamten revolutionären Demokratie die eine Antwort finden: zurücktreten! Gestützt auf diese einmütige Stimme der echten Demokratie wird der Allrussische Sowjetkongreß eine wahrhaft revolutionäre Macht schaffen." Die Gegner wollten gerne in dieser Resolution nur das übliche Mißtrauensvotum sehen. In Wirklichkeit war sie das Programm der Umwälzung. Zu seiner Erfüllung wird genau ein Monat erforderlich sein.
    Die Wirtschaftskurve fuhr

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