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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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Sozialrevolutionären bestehend, die Macht und setzte die alten Beamten ab.
    Kerenski schickte dem nach Taschkent zur Herstellung der Ordnung entsandten General ein Telegramm: "In keinerlei Verhandlungen mit den Meuterern treten ... Entschiedenste Maßnahmen sind notwendig." Die eintreffenden Truppen besetzten die Stadt und verhafteten die Vertreter der Sowjetmacht. Sogleich begann ein Generalstreik unter Beteiligung von vierzig Gewerkschaftsverbänden; eine Woche lang erschienen keine Zeitungen, in der Garnison gärte es. So säte die Regierung auf der Jagd nach dem Ordnungsgespenst bürokratische Anarchie.
    Am gleichen Tage, als die Beratung den Beschluß gegen eine Koalition mit Kadetten gefaßt hatte, empfahl das Zentralkomitee der Kadettenpartei seinen Mitgliedern Konowalow und Kischkin, Kerenskis Angebot, in das Kabinett einzutreten, anzunehmen. Die Regie ging, wie es hieß, von Buchanan aus. Dies ist wohl nicht allzu wörtlich aufzufassen. Wenn nicht Buchanan selbst, so führte sein Schatten die Regie: man mußte eine den Alliierten genehme Regierung schaffen. Die Moskauer Industriellen und Börsenmänner zeigten sich widerspenstig, schraubten den Preis hoch, stellten Ultimaten. Die Demokratische Beratung erschöpfte sich in Abstimmungen und tat, als hätten sie reale Bedeutung. In Wirklichkeit wurde die Frage im Winterpalais, in vereinigten Sitzungen der Regierungssplitter mit den Vertretern der Koalitionsparteien, entschieden. Die Kadetten entsandten dorthin ihre offenherzigsten Kornilowianer. Alle versuchten einander von der Notwendigkeit der Einheit zu überzeugen. Zeretelli, ein unerschöpflicher Born von Gemeinplätzen, entdeckte, daß das Haupthindernis für eine Verständigung "bislang im gegenseitigen Mißtrauen bestand ... Dieses Mißtrauen muß beseitigt werden". Außenminister Tereschtschenko errechnete, daß von den 197 Lebenstagen des Bestehens der revolutionären Regierung 56 auf Krisen verbraucht worden waren. Worauf die übrigen Tage verbraucht wurden, erklärte er nicht.
    Ehe noch die Demokratische Beratung die ihren Absichten zuwiderlaufende Resolution Zeretellis schlucken konnte, hatten Korrespondenten englischer und amerikanischer Blätter telegraphisch berichtet, die Koalition mit den Kadetten sei gesichert, und nannten mit Bestimmtheit die Namen der neuen Minister. Seinerseits beglückwünschte der Moskauer "Rat der im öffentlichen Leben tätigen Männer", unter Vorsitz des unvermeidlichen Rodsjanko, sein Mitglied Tretja-kow anläßlich dessen Berufung in die Regierung. Am 9. August hatten diese Herren an Kornilow telegraphiert: "In der furchtbaren Stunde schwerer Prüfung blickt das gesamte denkende Rußland mit Hoffnung und Glauben auf Sie." Kerenski erklärte sich gnädigst mit dem Bestehen des Vorparlaments einverstanden unter Bedingung, "daß Organisierung der Gewalt und Ergänzung der Regierungszusammensetzung ausschließlich der Provisorischen Regierung zustehen". Diese beschämende Bedingung hatten die Kadetten diktiert. Die Bourgeoisie mußte natürlich begreifen, daß die Zusammensetzung der Konstituierenden Versammlung für sie unvergleichlich weniger günstig sein würde als jene des Vorparlaments: "Die Wahlen zur Konstituierenden Versammlung dürften", nach Miljukows Worten, "ein ganz zufälliges, vielleicht auch unheilvolles Resultat ergeben." Wenn nichtsdestoweniger die Kadettenpartei, die noch kurz vorher versucht hatte, die Regierung der Zarenduma unterzuordnen, dem Vorparlament gesetzgebende Rechte rundweg verweigerte, so einzig und allein deshalb, weil sie die Hoffnung nicht aufgab, die Konstituierende Versammlung verhindern zu können.
    "Entweder Kornilow oder Lenin", formulierte Miljukow die Alternative. Lenin seinerseits schrieb: "Entweder Sowjetmacht oder Kornilowiade. Ein Mittelding gibt es nicht." Soweit stimmten Lenin und Miljukow in der Einschätzung der Lage überein, und nicht zufällig: im Gegensatz zu den Helden der Versöhnlerphrase waren das zwei ernste Vertreter der grundlegenden Gesellschaftsklassen. Schon die Moskauer Staatsberatung hatte, nach Miljukows Worten, anschaulich gezeigt: "das Land ist in zwei Lager gespalten, zwischen denen es im wesentlichen keine Versöhnung und keine Verständigung geben kann". Wo aber zwischen zwei gesellschaftlichen Lagern keine Verständigung möglich ist, dort entscheidet die Sache der Bürgerkrieg.
    Weder Kadetten noch Bolschewiki gaben jedoch die Losung der Konstituierenden Versammlung preis. Die Kadetten

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