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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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Akzent und die nicht selten gebrochenen russischen Sätze verliehen besondere Ausdruckskraft ihren ungebändigten Mahnungen zum Aufstande.
    Die Masse duldete nun nicht mehr in ihrer Mitte Schwankende, Zweifelnde, Neutrale. Sie war bestrebt, alle zu erfassen, mitzureißen, zu überzeugen, zu gewinnen. Betriebe entsandten gemeinsam mit den Regimentern Delegierte an die Front. Die Schützengräben verbanden sich mit den Arbeitern und Bauern des benachbarten Hinterlandes. In den der Front nahegelegenen Städten fanden zahllose Meetings, Beratungen, Konferenzen statt, wo Soldaten und Matrosen ihre Handlungen in Übereinstimmung brachten mit denen der Arbeiter und Bauern: das rückständige, an der Front gelegene Weißrußland wurde auf diese Weise für den Bolschewismus gewonnen.
    Wo die lokale Parteileitung unentschieden, abwartend war, wie zum Beispiel in Kiew, Woronesch und an zahlreichen anderen Orten, verfielen die Massen nicht selten in Passivität. Zur Rechtfertigung ihrer Politik verwiesen die Führer auf die Verfallsstimmungen, die sie selbst hervorgerufen hatten. Umgekehrt: "Je entschiedener und mutiger der Appell zum Aufstande war", schreibt Powolschski, einer der Kasaner Agitatoren, "um so vertrauensseliger und freundschaftlicher benahm sich die Soldatenmasse dem Redner gegenüber."
    Die Fabriken und Regimenter von Petrograd und Moskau klopfen immer beharrlicher an die Holztore des Dorfes. Die Arbeiter veranstalten untereinander Kollekten und schicken Delegierte in ihre heimatlichen Gouvernements. Regimenter beschließen, die Bauern zur Unterstützung der Bolschewiki aufzurufen. Arbeiterbetriebe außerhalb der Stadt veranstalten Pilgerfahrten in die umliegenden Dörfer, tragen Zeitungen aus, gründen bolschewistische Zellen. Von diesen Streifzügen bringen sie in den Pupillen einen Abglanz heim von den Bränden des Bauernkrieges.
    Der Bolschewismus erobert das Land. Die Bolschewiki werden eine unüberwindliche Macht. Mit ihnen geht das Volk. Die Stadtdumas von Kronstadt, Zarizyn, Kostroma, Schuja, hervorgegangen aus allgemeinen Wahlen, sind in Händen der Bolschewiki. Zweiundfünfzig Prozent der Stimmen erhalten die Bolschewiki bei den Wahlen zu den Bezirksdumas in Moskau. Im fernen friedlichen Tomsk wie auch in dem gar nicht industriellen Samara nehmen sie in der Duma den ersten Platz ein. Von vier Vertretern des Schlüsselburger Kreissemstwos gehen drei Bolschewiki durch. Im Ligowsker Kreissemstwos erhalten die Bolschewiki fünfzig Prozent der Stimmen. Nicht überall steht es so günstig. Aber überall verändert es sich in gleicher Richtung: das spezifische Gewicht der bolschewistischen Partei steigt rapid.
    Viel krasser jedoch zeigte sich die Bolschewisierung der Massen in den Klassenorganisationen. Die Gewerkschaften vereinigten in der Hauptstadt über eine halbe Million Arbeiter. Jene Menschewiki, die noch in einigen Gewerkschaften die Führung in Händen hielten, fühlten sich selbst als Überbleibsel des gestrigen Tages. Welcher Teil des Proletariats sich auch versammelte und welches auch seine unmittelbaren Aufgaben sein mochten, er kam unvermeidlich zu bolschewistischen Schlußfolgerungen. Und nicht zufällig: Gewerkschaften, Fabrikkomitees, ökonomische oder kulturelle Vereinigungen der Arbeiterklasse, ständige oder provisorische, waren durch die Gesamtsituation bei jeder Sonderaufgabe gezwungen, stets die gleiche Frage zu stellen: Wer ist Herr im Hause?
    Die Arbeiter der Fabriken des Artillerieamtes, zusammenberufen zu einer Konferenz zwecks Regulierung der Beziehungen mit der Administration, sagen, wie das zu erreichen sei: durch die Sowjetmacht. Das ist bereits keine hohle Formel, sondern ein Programm der Wirtschaftsrettung. Indem sie sich der Macht nähern, gehen die Arbeiter immer konkreter an die Fragen der Industrie heran: die Artilleriekonferenz schuf sogar ein besonderes Zentrum zur Ausarbeitung von Methoden für die Umstellung der Kriegsbetriebe auf Friedensproduktion.
    Die Moskauer Konferenz der Fabrikkomitees bezeichnete es als notwendig, daß der lokale Sowjet künftig durch Verordnungen über alle Streikkonflikte entscheide, aus eigener Machtvollkommenheit durch Unternehmer geschlossene Betriebe wiedereröffne und durch Entsendung eigener Delegierten nach Sibirien und dem Donezbecken die Betriebe mit Brot und Kohle versorge. Die Petrograder Konferenz der Fabrikkomitees widmet ihre Aufmerksamkeit der Agrarfrage und arbeitet aufgrund eines Referats von Trotzki ein Manifest an die Bauern

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