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Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution

Titel: Geschichte der russischen Revolution Bd.2 - Oktoberrevolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Trotzki
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Festung vorhandenen Kräften und Mitteln" zu unterstützen. Viele Lokalsowjets, beginnend mit den Moskauer Bezirken, schlugen vor, die Sache der Einberufung des Kongresses aus den Händen des illoyalen Zentral-Exekutivkomitees zu nehmen. Im Gegensatz zu den Resolutionen der Armeekomitees gegen den Kongreß ergossen sich Forderungen zugunsten des Kongresses seitens der Bataillone, Regimenter, Korps und Garnisonen. "Der Sowjetkongreß muß die Macht übernehmen und vor nichts haltmachen", erklärt eine allgemeine Soldatenversammlung in Kyschtym, Ural. Die Soldaten des Nowgoroder Gouvernements rufen die Bauern auf, am Kongreß teilzunehmen ohne Rücksicht auf die Beschlüsse des Bauern-Exekutivkomitees. Gouvernements- und entlegenste Kreissowjets, Fabriken und Bergwerke, Regimenter, Dreadnoughts, Minenwerfer, Kriegslazarette, Meetings, eine Automobilkompanie in Petrograd und eine Ambulanzabteilung in Moskau - alle fordern Entfernung der Regierung und Übergabe der Macht an die Sowjets.
    Ohne sich auf die Agitationskampagne zu beschränken, schaffen die Bolschewiki eine wichtige Organisationsbasis für sich, indem sie einen Sowjetkongreß des Nordgebietes einberufen in Stärke von hundertfünfzig Delegierten aus dreiundzwanzig Punkten. Das war ein gut berechneter Hieb! Das Zentral-Exekutivkomitee unter Leitung seiner großen Meister für kleine Dinge erklärte den Nordkongreß für eine Privatberatung. Eine Handvoll menschewistischer Delegierter beteiligte sich an den Arbeiten des Kongresses nicht und wohnten den Sitzungen nur zu "Informationszwecken" bei. Als ob das um ein Jota die Bedeutung des Kongresses verringern konnte, auf dem die Sowjets von Petrograd und Umgebung, Moskau, Kronstadt, Helsingfors und Reval vertreten waren, das heißt beider Hauptstädte, der Marinefestungen, der Baltischen Flotte und der um Petrograd gelegenen Garnisonen. Der durch Antonow eröffnete Kongreß, dem absichtlich ein militärischer Anstrich verliehen worden war, verlief unter Vorsitz Fähnrich Krylenkos, des besten Parteiagitators an der Front und späteren bolschewistischen Oberbefehlshabers. Im Mittelpunkt des politischen Referats von Trotzki stand ein neuer Versuch der Regierung, die revolutionären Regimenter aus Petrograd hinauszubringen: der Kongreß wird nicht erlauben, "Petrograd zu entwaffnen und den Sowjet zu erdrosseln". Die Frage der Petrograder Garnison sei ein Grundelement des Machtproblems. "Das ganze Volk stimmt für die Bolschewiki. Das Volk vertraut uns und beauftragt uns, die Macht in unsere Hände zu nehmen." Die von Trotzki vorgeschlagene Resolution besagt: "Die Stunde ist da, wo nur das entschiedene und einmütige Vorgehen aller Sowjets ... die Frage der Zentralmacht entscheiden kann." Dieser fast unverhüllte Aufruf zum Aufstande wird mit allen Stimmen bei drei Stimmenthaltungen angenommen.
    Laschewitsch forderte die Sowjets auf, nach dem Beispiel Petrograds die Verfügung über die Ortsgarnisonen in ihren Händen zu konzentrieren. Der lettische Delegierte Peterson versprach zur Verteidigung des Sowjetkongresses vierzigtausend lettische Schützen. Die begeistert aufgenommene Erklärung Petersons war am allerwenigsten Phrase. Nach einigen Tagen verkündete der Sowjet der lettischen Regimenter: "Nur der Volksaufstand ... wird den Übergang der Macht in die Hände der Sowjets möglich machen." Die Radiostationen der Kriegsschiffe verbreiteten am 13. über das ganze Land den Aufruf des Nordkongresses, sich auf den Allrussischen Sowjetkongreß vorzubereiten. "Soldaten, Matrosen, Bauern und Arbeiter! Eure Pflicht ist, alle Hindernisse hinwegzuräumen ..."
    Den bolschewistischen Delegierten des Nordkongresses schlug das Zentralkomitee der Partei vor, in Erwartung des nun bereits nahen Sowjetkongresses nicht auseinanderzufahren. Einzelne Delegierte begaben sich im Auftrage des vom Kongreß gewählten Büros zu den Armeeorganisationen und Lokalsowjets, um Bericht zu erstatten, mit anderen Worten, um die Provinz für den Aufstand vorzubereiten. Das Zentral-Exekutivkomitee erblickte neben sich einen machtvollen Apparat, der sich auf Petrograd und Moskau stützte, sich mit dem Lande durch die Radiostationen der großen Schlachtschiffe unterhielt und jeden Augenblick bereit war, in Fragen der Kongreßeinberufung das baufällige oberste Sowjetorgan abzulösen. Kleine Organisationstricks konnten da den Versöhnlern keinesfalls helfen.
    Der Kampf für und wider den Kongreß gab in der Provinz den letzten Anstoß zur

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